Print-Ausgabe 9. März 2018
Die NIKI-Pleite hat bei vielen Airlines Interesse an Flügen von und nach Wien geweckt – die hier erzielbaren hohen Durchschnittserträge haben ihren Reiz.
Wie rasch sich das Blatt wenden kann: Im Dezember sorgte der Rückzug von Lufthansa aus dem NIKI-Bieterprozess sowie die darauffolgende Insolvenz der österreichischen Airberlin-Tochter für mehr als eine Schrecksekunde beim Flughafen Wien-Management. Entsprechend eingetrübt waren die Prognosen für 2018.
Jetzt sieht alles anders aus: Mit Wizz Air macht der nach Eurowings am dynamischsten wachsende Low-Cost Carrier Europas Wien zu seinem nächsten Hub und wird bis Anfang 2019 fünf Jets hier stationieren. Eurowings hat bereits fünf Airbus-Maschinen am Standort Wien und bringt
Ende März eine sechste. Laudamotion ziert sich noch (die Rede ist derzeit von zwei Maschinen ab Juni) und Vueling hält unverändert an ihren Plänen fest (vage Andeutungen, noch keine konkreten Entscheidungen), in Wien ebenfalls eine Basis zu errichten.
„Wir können eine positive Gewinnwarnung für 2018 abgeben“, scherzte dann auch Flughafen-Vorstand Günther Ofner bei der Ergebnis-Präsentation für 2017 gemeinsam mit Vorstands-Kollegen Julian Jäger vorige Woche in Wien, „wir haben jetzt bessere Aussichten.“ Unter dem Strich stehen für heuer elf neue Destinationen, davon zwei auf der Langstrecke (Kapstadt und Tokio von Austrian Airlines) sowie fünf zusätzliche Ziele in Central Eastern Europe (CEE), für die Wizz Air sorgt.
Das große Interesse vor allem von Low-Cost Carriern am Flughafen Wien (Iata-Code: VIE) hat nicht zuletzt damit zu tun, „dass sie nach dem NIKI-Konkurs gesehen haben, welche Durchschnittserträge in Wien möglich sind“, so Julian Jäger. Dies hat nicht nur Wizz Air (niedrigstes Kosten-Niveau aller Wien anfliegenden Airlines; künftig 27 Destinationen ab Wien, darunter viel Osteuropa) und Vueling (neu auch nach Palma de Mallorca) auf den Plan gebracht, sondern auch easyJet (neue Flüge ab Berlin Tegel, Mailand Malpensa und Basel) und Volotea (neu nach Bilbao). Eurowings wird gleich auf neun zusätzlichen Strecken unterwegs sein, angefangen von Catania und Calvi, über Teneriffa und Larnaka, bis zu den Griechen Kos, Korfu und Rhodos sowie Kreta (sowohl Chania als auch Heraklion).
„Der große Schwung kommt im Sommerflugplan“, so Julian Jäger, der heuer erstmals seit langem wieder mit einer Zunahme der Flugbewegungen rechnet (plus 5 Prozent, Vorjahr -0,8 Prozent). Die Zahl der Passagiere dürfte 2018 um 5 Prozent auf 25,6 Millionen zulegen (Vorjahr 24,4 Millionen, plus 4,5 Prozent).
Bleibt die Frage, ob und wann Europas größte Low-Cost-Airline, Ryanair, Wien in ihr Streckennetz aufnehmen wird, bzw. die Nummer 2, easyJet, ihr Engagement dahingehend verstärkt, auch in Wien einen Hub zu errichten. Bezüglich easyJet „rechnen wir nicht in absehbarer Zeit mit einer Basis“, so Julian Jäger, nicht ohne darauf zu verweisen, dass es auch heuer durch die neuen, fünfmal täglichen TXL-Flüge (also Berlin Tegel, zusätzlich zu Schönefeld) „ein sehr starkes Wachstum gibt.“ Mit 810.000 Passagieren war easyJet im Vorjahr bereits die Nummer 4 in Wien, hinter Austrian Airlines (11,8 Millionen), Eurowings (2,26 Millionen) und Lufthansa (905.000).
Bei Ryanair heißt es Geduld üben: „Es gibt regelmäßig Gespräche“, so Julian Jäger. Wobei die Flughafen Wien-Gruppe mit dem Irischen Low-Cost-King bereits ein sehr enges Verhältnis hat: Bei der VIE-Tochter Flughafen Malta hält Ryanair bei einem Marktanteil von 40 Prozent und ist dort stärkste Kraft.
Erstellt am: 09. März 2018
Bitte die Netiquette einhalten. * Pflichtfelder