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Singapore Airlines

Pandemie besiegt, Nase vorn: Singapores Rezept scheint aufzugehen

Print-Ausgabe 17. Juni 2022

Goh Choon Phong setzte schon einen Tag nach dem ersten Lockdown in Wuhan eine Krisensitzung an (Bild: © Singapore Airlines)


 

Als südostasiatischer Carrier ohne Inlandsmarkt hatte es SIA in den zurückliegenden zwei Jahren nicht leicht – doch die „etwas andere“ Strategie scheint zu funktionieren

Sie hatten Tradition, die Singapore Airlines-Lunches im Rahmen der ITB. Seit zwei Jahren konnten sie ebenso wenig stattfinden wie die dort gebotenen SIA-­Story­tellings von S.E. Laurence Bay, Botschafter des Stadtstaates in der Bundesrepublik. Jetzt kann aber die Airline selbst mit einer außergewöhnlichen Geschichte aufwarten: jener, wie sie „die Pandemie besiegt und die Nase vorn hat“, so der Titel eines Beitrags in der Europa-Edition des US-Wirtschaftsmagazins Bloomberg.

Kurzer Rückblick: Bereits einen Tag nach Beginn des Lockdowns im chinesischen Wuhan, der Stadt, von der das Corona-­Virus ausging, berief Singapore Airlines CEO Goh Choon Phong eine Krisensitzung ein. Danach ging es Schlag auf Schlag, bis hin zum globalen Lockdown und Grounding der Passagierluftfahrt. Bis April 2020 sank die Kapazität von SIA auf 3 % des Vor-Krisen-Niveaus, jeden Monat wurden 291 Mio. US-Dollar verbrannt. Für Goh und sein Führungsteam war klar: Schnell drastische Maßnahmen ergreifen, sonst droht das Ende. Airlines auf der ganzen Welt mussten damals Konkurs anmelden oder um staatliche Hilfe ansuchen. SIA ergriff hingegen mit einer massiven Kapitalerhöhung die Flucht nach vorne. Seit April 2020 hat die Airline dadurch 16,4 Mrd. US-Dollar an frischem Geld erhalten, davon knapp 11 Mrd. durch den Verkauf von Aktien und Wandelanleihen.

Ausgestanden ist die Krise noch nicht. Bis Ende September 2022 wird SIA nur mit zwei Dritteln ihrer Kapazität von Vor-Covid fliegen. Dazu kommen die hohen Kerosinpreise. Doch die Strategie, im Zuge der Pandemie die Position zu stärken, scheint aufzugehen: Während die meisten Airlines im asiatisch-pazifischen Raum Ende März nur zu 18 % ausgelastet waren, flog SIA mit einem Ladefaktor von 47 %. Einige Strecken, wie London und New York, werden wieder normal bedient oder sogar aufgestockt. Dazu kommt die Ausweitung des Codesharings mit Malaysia Airlines sowie der Plan, mit Indonesiens Garuda enger zu kooperieren.

Der Aktienkurs weist jedenfalls in die richtige Richtung: + 61 % seit dem Tiefststand 2020, ähnlich wie Ryanair (+69 %). Nordamerikanische Carrier schafften sogar eine Verdoppelung, doch die verfügen – anders als SIA – über große Inlandsmärkte. Europas Carrier verbuchten im selben Zeitraum meist Seitwärtsbewegungen (Lufthansa +25 %).

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