ANA
Anisec / LEVEL

Österreichs IAG-Tochter auf Expansion! Amsterdam zweite Basis

Print-Ausgabe 19. April 2019

Will den Fokus heuer vor allem auf die Konsolidierung setzen: LEVEL-Chef Vincent Hodder

Mit ihrer Low Cost-Marke LEVEL verwirklicht der sechstgrößte Airline-Konzern der Welt eine unkonventionelle Strategie – Tochter in Wien spielt eine wichtige Rolle

Wer Anfang April durch Amsterdam spazierte, konnte sie nicht übersehen: die vielen Citylights, auf denen LEVEL ihre neuen Flüge ab 6. April vom Luchthaven Schiphol nach Wenen (Wien), Rom und London-Luton bewarb. Es handelt sich dabei um mehr als die Aufnahme zusätzlicher Flugverbindungen: die in Wien ansässige Anisec Luftfahrt GmbH, eine Tochter der International Airlines Group (IAG), die unter der Marke LEVEL operiert, eröffnete damit ihre zweite Heimatbasis. Mitte Juni folgen VON Amsterdam aus Flüge nach Fuerteventura und Lissabon, Mitte August Barcelona sowie Mailand-Malpensa. Für die Amsterdam-Basis stationierte LEVEL drei Airbus A321 in Schiphol.

Mit der Amsterdam-Basis öffnete sich ein neues Kapitel einer mehr als bemerkenswerten Airline-Geschichte. LEVEL ist ebenso jung, wie unkonventionell. „Es ist keine traditionelle, vertikal integrierte Airline“, betonte jüngst IAG-Chef Willi Walsh, „sondern ein innovatives Modell, bei dem Produktion und Betrieb getrennt von den kommerziellen und Kunden-orientierten Geschäftsbereichen erfolgen.“ CEO gab es in den ersten eineinhalb LEVEL Jahren keinen – ein Manko, dass im September vorigen Jahres durch den von Flybe gekommenen Vincent Hodder behoben wurde.

LEVEL wurde im Juni 2017 als Low Cost-Langstreckenmarke der IAG gestartet, und zwar mit Flügen von Barcelona nach San Francisco, Buenos Aires, L.A. und Punta Cana (die beiden letztgenannten werden mittlerweile nicht mehr angesteuert). Operiert wird auf allen Routen ab Spanien mit dem AOC (Air Operator Certificate) von Iberia, deren IATA-Code IB auch verwendet wird. Die LEVEL-Flotte in der katalanischen Hauptstadt besteht aus drei Airbus A330-200 mit 314 Sitzen (21 Premium Eco, 293 Economy).

Ein Jahr später expandierte LEVEL nach Paris Orly und es wurden hier zwei A330-200 stationiert (IATA Code LV). Als Trägerin fungiert die im Jahr 2008 gegründete IAG-Tochter Open­Skies (Flüge in die Französische Karibik sowie Montreal und New York) und  In Summe werden von Paris und Barcelona aus aktuell neun Langstreckenziele angeflogen.

Für die Kurz- und Mittelstrecke in Europa wurde die in Wien ansässige Ansiec Luftfahrt GmbH gegründet (Flugnummer VK), mit Krassimir Tanev (zuvor Vueling) und Frank Glander (Airberlun und NIKI) als Geschäftsführer. Der Start erfolgte Anfang Juli 2018. Mittlerweile werden von Wien aus 16 Ziele angesteuert. Die Flotte besteht aus vier Airbus A321-200 und einer Maschine des Typs A320-200. Zwei weitere A320 sind bestellt, womit für die Flüge ab Wien und Amsterdam insgesamt sieben Jets zur Verfügung stehen (vier in Schwechat, drei in Schiphol).

Für LEVEL-Chef Vincent Hodder steht heuer vor allem die Konsolidierung im Fokus: „Die Vorlaufzeiten waren jeweils extrem kurz. Jetzt geht es um die Absicherung der soliden Basis, auf der wir aufbauen können.“ Und weiter: „Bei LEVEL sind wir Teil einer großen, profitablen Airline-Gruppe. Dadurch haben wir Zugang zu Finanzmitteln, die uns in unseren Wachstumsphasen unterstützen.“

Dies sei ein großer Vorteil gegenüber „vielen Start-up-Fluggesellschaften, die ihre Kapazität überlasten und schneller wachsen, als es sowohl ihr Geschäft als auch die Märkte erlauben.“ Letzteres führe zu Überkapazitäten, niedrigeren Erträgen und „zu einem echten Kampf, um die Dinge am Laufen zu halten.“

Hart wird es für LEVEL in Amsterdam so oder so. Die Konkurrenten heißen easyJet (alle Strecken außer Barcelona) und KLM (alle Routen außer Fuerteventura), sowie Alitalia (Rom und Mailand-Malpensa), Austrian Airlines (Wien), TAP (Lissabon), Transavia (Lissabon und Barcelona), bzw. British Airways und Flybe nach London. Ein Startvorteil in Amsterdam besteht darin, dass fast alle Routen bisher von der IAG-Low Cost-Tochter Vueling betrieben wurden, aus deren Besitz auch die drei Airbus A320 stammen.

Herausforderungen sind trotzdem ausreichend vorhanden. 2019 geht es für LEVEL laut Vincent Hodder deshalb vor allem „um profitables Wachstum.“ Danach wird es wieder die eine oder andere Überraschung geben. Vincent Hodder: „Ich denke, dass wir ab 2020 ein aggressives Wachstum sehen werden.“ 

Zahlen als gut gehütetes Geheimnis

Wie sich Passagierzahlen, Auslastung Umsatz und Ertrag von LEVEL entwickeln, darüber wird in den IAG-Geschäftsberichten keine Stellungnahme abgegeben. „LEVEL überschreitet nicht die quantitativen Schwellenwerte, um meldepflichtig zu sein, und das Management ist zu dem Schluss gekommen, dass derzeit keine anderen Gründe für eine gesonderte Offenlegung vorliegen“, heißt es dazu im Jahresabschluss 2018.
Ändern wird sich dies zum Teil, wenn die Anisec Luftfahrt GmbH ihren ersten Jahresabschluss veröffentlicht. Für die französische OpenSkies SUSU (Société par actions simplifiée à associé unique) war dies 2017 der Fall, damals trat sie aber noch nicht unter der Marke LEVEL auf (erst seit Juli 2018). Der OpenSkies-Umsatz erreichte 2017 rund 52,73 Mio. Euro, es wurde ein Verlust von -8,13 Mio. Euro ausgewiesen.

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