ANA
Flughafen Salzburg

„Ökonomie und Ökologie können im Einklang miteinander wachsen“

Print-Ausgabe 17. Dezember 2021

„Wir bleiben an der Weiterentwicklung der Strecke nach Dubai dran, und wollen die Flüge aufstocken“, so Bettina Ganghofer


 

Umweltschutz und steigendes Flugangebot müssen einander nicht ausschließen – der Salzburg Airport ist drauf und dran, dies unter Beweis zu stellen

Sie steht seit Oktober 2017 an der Spitze des Salzburg Airport und soeben wurde ihr Vertrag um weitere fünf Jahre verlängert: Bettina Ganghofer, die Ende November nach Dubai reiste, um mit flydubai CEO Ghaith Al Ghaith die Aufstockung der heuer im Sommer eröffneten neuen Flugverbindung von und nach Salzburg zu besprechen. Kurz davor präsentierte sie das Mobilitätsprojekt „Flughafen 4.0“. Anlässe genug für T.A.I., Bettina Ganghofer zum Interview zu bitten.

T.A.I.: Wie sieht Ihre persönliche Bilanz für die ersten vier Jahre aus?

Ganghofer: „Der Salzburger Flughafen ist ein großartiges Unternehmen und ich freue mich riesig, auch weiterhin ein Teil seiner Zukunft sein zu dürfen. Es waren bewegte Zeiten. Die Insolvenz der Air Berlin hat uns sehr hart getroffen, das mussten wir erst einmal wieder auffangen. Dann kamen die Vorbereitungen zur 5-wöchigen Pistensperre mit erfolgreicher Sanierung unserer Start- und Landebahn. Jetzt sind wir aufgrund der weltweiten Pandemie seit 21 Monaten in Kurzarbeit. Das schafft man nur mit einer motivierten und äußerst engagierten Mannschaft, mit der es Spaß macht, zu gestalten und Zukunftspläne zu entwickeln.“

T.A.I.: Umsatz, Fracht- und Passa­gierzahlen waren schon vor Corona rückläufig. Sind Regionalflughäfen ein Auslaufmodell?

Ganghofer: „2018 war das Jahr, in dem wir die Air Berlin noch zu verkraften hatten, und das haben wir sehr gut hinbekommen. Von rückläufigen Geschäften möchte ich da nicht sprechen. Wir unterliegen natürlich immer wieder Schwankungen, aber ein Auslaufmodell sieht wirklich anders aus. Die Region braucht uns, von Ansiedlung bis hin zur Konnektivität, für Tourist*innen bis hin zum Geschäftsreisenden. Aufgrund unserer Lage sind wir optimal angebunden und spielen als zunehmender Mobilitätshub eine immer stärkere Rolle. Alleine die große Anzahl an Firmenzentralen (Spar, Red Bull, Lidl, Palfinger, Kaindl, Porsche, Hofer, etc.) zeigt den großen Stellenwert unseres Flughafens in der Region bis weit in den bayerischen Wirtschaftsraum. Vergessen wir nicht: Auch die großen Flughäfen wollen Passagiere aus Regionen haben, um diese über ihr Hub-System in die Welt zu fliegen, und diese Passagiere kommen von den Regionalflughäfen.“

T.A.I.: Der Winter 2021/2022 startete wie im Vorjahr mit einem Lockdown. Welche Auswirkungen hatte das in der noch jungen Saison auf das Fluggeschehen?

Ganghofer: „Die aktuellen Auswirkungen halten sich noch in Grenzen, da der Lockdown in einer ‚Schulterzeit‘ gekommen ist und nicht mitten in der Saison. Wir nutzen weiterhin das bewährte Mittel Kurzarbeit, auf das wir sonst verzichtet hätten, und versuchen, uns weiterhin so flexibel wie möglich aufzustellen. Lockdown hingegen in unserer Hochsaison Jänner bis März – das brauchen ich und der Flughafen bitte nicht!“

T.A.I.: Womit rechnen Sie in der weiteren Wintersaison?

Ganghofer: „In den ersten vier Monaten des Jahres ist die Hauptreisezeit unserer Wintergäste und das erste Quartal macht traditionell 40 % unseres Jahresgeschäftes aus. Ich glaube unbedingt an eine gute Wintersaison. Die Voranmeldungen liegen bei derzeit 80 % eines guten Vorkrisen-Winters. Die Menschen wollen reisen und sie möchten in Österreich ihren Winterurlaub verbringen – das zeigt die Buchungslage. Wir richten uns derzeit auf ca. 60 % ein, damit wäre schon viel geschafft.“

T.A.I.: Bei welchen Passagierzahlen dürfte der Salzburg Airport 2021 landen und was erwarten Sie 2022?

Ganghofer: „In den letzten Vorkrisenjahren lag der Flughafen durchschnittlich zwischen 1,7 und 1,8 Mio. Passagieren. 2021 mit quasi Null Verkehr bis Anfang Juni kann man nur abschreiben. Wir werden in diesem Geschäftsjahr bei knapp 300.000 Passagieren liegen. Wenn 2022 ein Winter stattfinden darf, bin ich optimistisch und wir steuern zumindest die Million wieder an.“

T.A.I.: Mit flydubai ist Salzburg seit Mitte Juli direkt mit den VAE verbunden, mit flynas während der Sommermonate mit Jeddah und Riad. Welche Bedeutung haben diese beiden arabischen Carrier für den Salzburg Airport?

Ganghofer: „Der Start mit beiden Airlines mitten in der Pandemie und erschwerten sonstigen Rahmenbedingungen war schon besonders. In der Etablierung solcher Verbindungen liegt eine mehrjährige Knochenarbeit. Wie schön, dass unsere Partner an unseren Flughafen und seine Region geglaubt haben, daran festhalten und die Strecken weiter entwickeln wollen. Mit Dubai und dem Streckennetz der Emirates ist Salzburg an einen der wichtigsten Hubs weltweit angebunden. Wir bleiben auf alle Fälle an der Weiterentwicklung dieser Strecke dran, denn wir wollen die vier wöchentlichen Flüge auf sechs aufstocken.“

T.A.I.: Ende Oktober stellten Sie das neue Mobilitätsprojekt „Flughafen 4.0“ vor. Sind das Steigern von Flugverbindungen bzw. Passagierzahlen nicht Aktivitäten, die dem Umweltschutz entgegenstehen?

Ganghofer: „Ökonomie und Ökologie können in vielen Bereichen auch im Einklang miteinander wachsen und gedeihen. Wir wollen den Airport als Bodendienstleister bereits 2040 als CO2 netto neutralen Flughafen betreiben. Der Umwelt- bzw. Nachhaltigkeitsgedanke, bereits seit den 1990er Jahren fest im Konzern verankert, setzt immer weitere Impulse: Vor 10 Jahren hatten wir einen Fuhrpark, der zu 20 % elektrifiziert war, heute liegen wir bei 40 %, und vor einem Jahr hatten wir eine Piste mit Halogenbefeuerung, heute sorgt LED für eine Energieersparnis von knapp 40 %. Diesen Beispielen könnte ich noch zahlreiche folgen lassen. Die Luftfahrt arbeitet unermüdlich an technologischen Neuerungen. Wichtig ist, diesen technischen Fortschritt und die Forschung zu fördern und mit allen Partnern gute, zukunftsfähige Lösungen zu entwickeln.“

T.A.I.: Wo soll der Salzburg Airport am Ende Ihrer zweiten Amtszeit 2026 stehen?

Ganghofer: „Ich möchte dann gerne mitten im Umbau unserer Terminal-Landschaft nach ‚Green Standards‘ sein, bestehende Flugverbindungen wieder in den vor der Krise angebotenen Frequenzen im Flugplan haben und den Fluggästen in unserem Einzugsbereich weitere neue Direktdestinationen anbieten, damit Umsteigeverbindungen abnehmen und mühselige Anreisen zu anderen Flughäfen vermieden werden. Umwelt und Energie muss ich gar nicht neu denken: Diese Aspekte sind in all unserem Tun bereits feste Bestandteile unseres Denkens geworden. Spannend wird das Thema Finanzierung und Förderung sowie die sehr notwendige Zusammenarbeit und Kreativität der Lösungsfindung mit anderen Unternehmen aus dem Energie- und Ökologiesektor.“

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