Emirates Airlines

Neue Österreich-Chefin & große Pläne im „Sommer der Nachbeben“

Print-Ausgabe 19. August 2022

Am 1. August hat Elisabeth Zauner bei Emirates Airline die Position der Country Managerin übernommen (Bild: © Miriam blitzt – Miriam Mehlman Fotografie)


 

In der aktuellen Verspätungs- und Annullierungs-Orgie der Luftfahrt erweist sich Emirates als Hort der Verlässlichkeit – dies kommt nicht überraschend

Mit Elisabeth Zauner erhielt Emirates Österreich per Anfang August eine neue Country Managerin als Nachfolgerin von Martin Gross. Der hatte die Airline aus Dubai seit ihrem im Frühjahr 2004 erfolgten Markteintritt in Wien zu einem starken Player aufgebaut: Aus vier wöchentlichen Frequenzen mit einem Airbus A330-200 wurden im Laufe der Zeit bis zum Ausbruch der Pandemie zwei tägliche Flüge, einer mit dem größten Passagierflugzeug der Gegenwart, dem Airbus A380-800, ein weiterer mit der Boeing 777-300ER „Game Changer“. Aktuell sind es – nach pandemiebedingter Unterbrechung und kontinuierlichem Restart – neun Frequenzen pro Woche, wobei bis Ende Juli der Airbus A380 zum Einsatz kam. Seither ist es wieder die „Triple Seven“, denn Emirates benötigt die doppelstöckigen Airbusse für das Comeback bzw. Kapazitätsaufstockungen in vielen Märkten Asiens, Südamerikas und Afrikas.

An Elisabeth Zauner – sie gehört seit 14 Jahren dem Emirates Österreich-Team an, in den zurückliegenden neun Jahren als Commercial Managerin – wird es liegen, den Carrier hierzulande wieder an die Vor-Pandemie-Erfolge heranzuführen. Gelingen sollte es der schon bisher „heimlichen Chefin, die alles steuert“ (O-Ton Martin Gross) allemal. So konnte Elisabeth Zauner bereits vor vier Jahren für das Österreich-Büro als weltweit bestes Verkaufs-Team den „Chairmans Award for Sales Excellence“ aus den Händen von Emirates CEO und Chairman Sheikh Ahmed bin Saeed Al-Maktoum entgegennehmen.

Exzellent ist Emirates derzeit nicht nur im Sales-Bereich unterwegs, sondern generell in dem von Annullierungen und Verspätungen geprägten Sommer 2022. Ihre Verlässlichkeit ist hoch: So wurden z. B. alleine am 29. Juli weltweit rund 89.900 Flüge durchgeführt, 1.697 (ca. 2 %) gecancelled und es gab 25.694 Verspätungen (rund 29 %). Bei den an diesem Tag laut airportia.com erfolgten 474 Emirates-Flügen waren 14 % verspätet und wurden nur zwei gestrichen (0,4 %). Emirates President Tim Clark: „Wir mussten noch nie die Zahl der Flüge reduzieren.“

Zum Vergleich: Bei Lufthansa (sie hat für den Sommer über 5.000 Flüge gecancelled, und zwar unabhängig von den Warnstreiks der Bodenbeschäftigten sowie dem Streik-Votum der Pilot*innen von Ende Juli) wurden am selben Tag zusätzlich zu den bereits erfolgten Annullierungen mit 2 % insgesamt 23 aller 1.192 geplanten Flüge gestrichen, 34 % (mehr als ein Drittel) oder 313 waren verspätet. British Airways – sie hatte Anfang Juli für den laufenden Sommer weitere 10.300 Kurzstreckenflüge bzw. 13 % gecancelled – musste laut flightaware.com zusätzliche drei der für 29. Juli geplanten Flüge annullieren, 247 oder 38 % (nahezu zwei Fünftel) wiesen Verspätungen auf. Air France hatte am selben Tag wie Emirates ebenfalls nur zwei Ausfälle, aber 37 % (in Summe 282) waren verspätet. Bei der Emirates-Schwester FlyDubai waren es am 29. Juli 269 Flüge, keiner gecancelled und mit 23 % weniger als ein Viertel verspätet.

Koordination mit Partnern auf der ganzen Welt

Die vergleichsweise erfreuliche Emirates-Performance ist kein Zufall. Denn die Airline aus Dubai hatte sich bereits vorzeitig mit Flughäfen auf der ganzen Welt abgestimmt, um einen reibungslosen Betrieb inmitten des von Reiseunterbrechungen in Europa und anderen Märkten geprägten Sommers 2022 zu gewährleisten. Ziel war und ist es, auch alle der mehr als 24.000 im Juli und August geplanten Passagierflüge von/zu weltweit 129 Flughäfen durchzuführen: „Wir haben uns mit unseren Bodenabfertigungspartnern auf der ganzen Welt abgestimmt, um sicherzustellen, dass sie eine reibungslose Passagierabfertigung gewährleisten können.“

Im Fall des Falles greift Emirates zu zusätzlichen Maßnahmen, wie rund um die Misere am London Heathrow Airport (dessen Management hatte Ende Juni die Airlines ersucht, 10 % ihrer im Sommer von und nach LHR geplanten Flüge zu streichen): So gab es vom 27. Juli bis zum 3. August einen dritten täglichen Emirates-Flug von Dubai mit einer Boeing 777-300ER nach London Gatwick (LGW). Laut Emirates COO Adel Al-Redha sollte diese dritte tägliche LGW-Rotation „dazu beitragen, die hohe Nach­frage von Kund*innen zu bedienen, die in diesem Sommer von und nach London reisen.“ Emirates bietet zusätzlich zu den üblicherweise zwei LGW-Rotationen unverändert sechs tägliche Flüge von/nach London Heathrow an. London Stansted wird darüber hinaus wieder seit 1. August als drittes Ziel rund um die britische Metropole angeflogen.

Für Emirates-President Tim Clark war die aktuelle Entwicklung absehbar: „Die Pandemie hat in der Weltwirtschaft ein Erdbeben der Stärke 9 bis 10 auf der Richterskala ausgelöst. Alles, was wir jetzt sehen, sind die Nachbeben“, betonte er auf der diesjährigen Generalversammlung der IATA (International Air Transport Association) Mitte Juni in Doha. Airlines, Flughäfen und alle mit ihnen verwobenen Unternehmen müssten nun herausfinden, „wie sie mit diesen Nachbeben umgehen, um den Markt wieder auf Kurs zu bringen“. Nachsatz: „Wir sollten uns zusammentun und eine Lösung finden, anstatt uns gegenseitig zu beschimpfen, Schuld zuzuweisen und die Situation auf Preiserhöhungen zu schieben.“

Für letztere sorgen allen voran die steigenden Treibstoffpreise, die Emirates COO Adel Al-Redha zusammen mit schwankenden Wechselkursen aktuell als größte Herausforderung sieht: „Dies sind Variablen, die sich direkt auf unsere Betriebskosten auswirken.“ Unabhängig davon hält Al-Redha an dem Ziel fest, dass Emirates im laufenden Geschäftsjahr 2022/23 wieder Gewinne erwirtschaften und die komplette Flotte bis 2023 wieder zu 100 % einsetzen wird.

Mehr Personal eingestellt und dichtere Frequenzen

Um Letzteres zu gewährleisten, werden in den kommenden zwölf Monaten über 5.000 Flugbegleiter*innen, 800 Pilot*innen, 1.500 IT- und über 400 Flughäfen Mitarbeiter*innen eingestellt. Neben der Rückkehr zu weiteren, bis zum Ausbruch der Pandemie angeflogenen Zielen (vorwiegend in Südamerika, Afrika und Asien) wird auch an Frequenzverdichtungen gearbeitet. So wird es ab 30. Oktober 2022 einen zweiten täglichen Flug mit einer Boeing 777-300ER zwischen Dubai und Tel Aviv geben.

Bei ihrem Restart ist Emirates jedenfalls gut unterwegs: Von den 133 Boeing 777 „Triple Seven“ ist aktuell nur noch eine geparkt, von den 121 Airbus A380 befinden sich 90 wieder im aktiven Dienst, 31 sind noch am Boden. Von den vor Ausbruch der Pandemie angeflogenen 143 Zielen werden mittlerweile wieder 129 bedient.

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