ANA
T.A.I.-Analyse der Big-Four Airlines in den USA

Margen generell unter Druck United zettelt neuen Preiskrieg an

Print-Ausgabe 23. März 2018

Die goldenen Gewinn-Zeiten von American, Delta, United und Southwest sind vorerst vorbei – in den kommenden Jahren dürfte es wieder zu Überkapazitäten kommen.

Unter den US-Airlines zeichnet sich ein neuer Preiskrieg ab. Auslöser war Scott Kirby, President der United Continental Holdings, der vor kurzem mit der Meldung aufhorchen ließ, in den kommenden drei Jahren die Sitzplatzkapazität deutlich über der erwarteten Wachstumsrate der Branche zu erhöhen. Im Klartext bedeutet das Aufbau von Überkapazitäten, womit Preise und Rentabilität unter Druck geraten. Letztere – in Form der operativen Marge – befindet sich seit dem All-Time-High von vor zwei Jahren bereits auf kontinuierlicher Talfahrt, wie aus der T.A.I.-Analyse der vier Marktbeherrschenden US-Carrier, American, Delta, United und Southwest hervorgeht.

Die Big-Four der USA konnten im Vorjahr nicht voll vom Marktwachstum profitieren. Laut IATA (International Air Transport Association) kletterten die RPK (Revenue Passenger Kilometers) 2017 in Nordamerika um 4,8 Prozent nach oben. Die Kapazität gemessen an den ASK (Available Seat Kilometers) wurde lediglich um 4,5 Prozent erweitert, was eine Auslastungssteigerung um 0,3 Prozentpunkte mit sich brachte. Keiner der vier Markt-Dominatoren konnte da mithalten. Jetzt wollen sie – angeführt von United – den Spieß wieder umdrehen.

Dabei waren namhafte Investoren – allen voran Warren Buffett mit seiner Berkshire Hathaway Holdings – davon ausgegangen, dass die Airline-Riesen aus ihrer von Chapter 11-geprägten Vergangenheit gelernt hätten und keine Überkapazitäten mehr aufbauen würden. Buffett hatte sich Ende 2016 mit rund 10 Mrd. US-Dollar an allen Big-Four beteiligt.

Analysten rechnen, dass die Rückkehr zu Preiskämpfen und Marktverdrängung die Einnahmen der Airlines im Durchschnitt um 6 bis 8 Prozent drücken werden. Bei United war diese Tendenz bereits 2017 feststellbar (das Umsatzwachstum fiel geringer aus als das Passagier-Plus, auch die Auslastung war rückläufig), ebenso bei Southwest. American und Delta waren im Vergleich dazu noch wesentlich disziplinierter unterwegs.

Unter Druck stehen die operativen Gewinne und Margen indes bei allen vier. Hier machte sich vor allem der Anstieg der Treibstoffpreise bemerkbar. Bei American kletterte er 2017 am stärksten in die Höhe (plus 21,5 Prozent auf 7,51 Mrd. US-Dollar), bei United um 18,9 Prozent auf 6,91 Mrd. Dollar und bei Delta um 12,9 Prozent auf 6,76 Mrd. Dollar. Southwest kam mit um 8 Prozent auf 3,94 Mrd. Dollar gestiegenen Treibstoffkosten noch am besten weg.

Spielraum für Preiskämpfe haben noch alle vier, wie die langfristige Entwicklung der operativen Margen zeigt. Am wenigsten übrigens United, die das Margen-Schlusslicht der Big-Four bildet. Sie war es auch, die im April 2017 durch die gewaltsame Entfernung eines bereits geboardeten Passagiers aus dem Flugzeug für unerfreuliche Schlagzeilen sorgte: das Youtube-Video verbreitete sich binnen weniger Stunden rund um den Erdball. Bisher wurde es 4,27 Millionen Mal angeklickt. Dass Scott Kirbys Ankündigung, die Sitzplatzkapazität von United deutlich über der erwarteten Marktwachstum der Branche zu erhöhen, eine Reaktion darauf darstellt, um derart unerfreuliche Vorkommnisse künftig zu vermeiden, ist allerdings auszuschließen. 

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