Luftfahrtsymposium 2025

Luftverkehrsstandort Österreich mit vielen Unsicherheiten konfrontiert

Print-Ausgabe 17. Oktober 2025

Annette Mann, Julian Jäger und Mathias Jakobi

Annette Mann (links), Julian Jäger (Mitte) und Mathias Jakobi (rechts) freuten sich über konstruktive Gespräche beim bereits 23. Luftfahrtsymposium

Das Spektrum reicht von globalen Unsicherheiten bis zur angespannten Wettbewerbsfähigkeit – nicht zu unterschätzen ist allerdings die Innovationskraft

Zum bereits 23. Luftfahrtsymposium lud vor kurzem der Dachverband Luftfahrt/Aviation-Industry Austria (AIA) in den Office Park 4 am Flughafen Wien. Mehr als 200 Gäste aus Wirtschaft, Luftfahrt und Forschung besuchten die hochkarätige Veranstaltung, deren Eröffnungsrede Julian Jäger, er ist Präsident der AIA und Vorstandsdirektor des Vienna International Airports, hielt. Per Videobotschaft meldete sich zudem Verkehrsminister Peter Hanke zu Wort: Er hob dabei die Wichtigkeit des Luftfahrtstandortes Österreich hervor, der für Wirtschaft, Tourismus, Wettbewerbsfähigkeit usw. unverzichtbar ist. „Danach war die Bühne frei für interessante Vorträge und Diskussionsrunden der eingeladenen Gäste aus Luftfahrt, Zulieferbranche, Industrie, Flugsicherung bis hin zur Business Aviation“, berichtet der Luftfahrt-Experte Franz Zussner, der für T.A.I. an dem Luftfahrtsymposium teilnahm.

Interessant war vor allem das Statement von Austrian Airlines-CEO Annette Mann. Sie lobte zwar den Flughafen Wien (die Lufthansa-Tochter hat dort seit 2007 ihren Hauptsitz und ist auch größter und wichtigster Kunde des Airports), betonte aber gleichzeitig, dass die Gebühren des Flughafens sowie generell die Luftverkehrssteuer den Hub-Standort verteuern. An staatlichen Steuern und Gebühren ist der Standort Wien im Vergleich mit anderen Airports Europas im oberen Bereich angesiedelt. Laut Ryanair, die im kommenden Winter drei Flugzeug aus Wien abzieht, habe der Flughafen Wien seine Gebühren seit Corona um 30 % erhöht, die Austro Control sogar um 60 %. „Eine rasche Expansion der AUA wird dadurch eher gehemmt als gefördert.“ Noch etwas negativer bezüglich der Kosten sei nur mehr der Luftverkehrsstandort Deutschland.

Politische Entscheidungsträger müssen richtige Weichen stellen

Die Erneuerung von Flotte, Marke und Produkt habe bereits begonnen. „In den nächsten 10 Jahren wird eine Investition von 6 Mrd. Euro bei der AUA in neue Flugzeuge nötig sein“, so Annette Mann weiter. Die Drehkreuzfunktion des Flughafens Wien würde deutlich mehr Potenzial für internationale Verbindungen bieten, leidet jedoch unter erschwerten Wettbewerbsbedingungen, etwa durch die Sperrung von Lufträumen in Osteuropa für europäische Fluglinien, während nicht-europäische Airlines hier immense Vorteile durch die Nutzung des russischen Luftraums auf Direktflügen von und nach Asien hätten. Das Sparen von Zeit- und Treibstoffkosten sei hier besonders erwähnt. Annette Mann: „Hier müssen politische Entscheidungsträger gerade jetzt die richtigen Weichen stellen.“ Sie wünscht sich, „dass der Flughafen Wien weiterhin ein Hub bleibt, wir tragen dazu bei.“

Nicht nur Austrian Airlines-CEO Annette Mann, sondern alle Vortragenden betonten fast unisono, dass zu viele Regularien, vor allem in Europa, die Wettbewerbsfähigkeit der Luftfahrt hemmen. Dies sei auch national der Fall. Daher soll und muss die Politik – Stichwort: Steuern und Gebühren – hier tatsächlich in einen zielorientierten Dialog eintreten, der diesen Nachteil im Wettbewerb beseitigt.

Single European Sky noch in weiter Ferne

Um den Luftverkehr flüssiger zu gestalten wird schon seit Jahrzehnten am Single European Sky (SES) gearbeitet (um nicht herumgedoktert zu sagen). „Messbare Erfolge sind bislang kaum zu erkennen“, betonte Mathias Jakobi, Area Manager Central Europe der IATA (International Air Transport Association). Seinem Statement konnten die beiden anwesenden Austro-Control Geschäftsführer Elisabeth Landrichter und Philipp Piber leider nur zustimmen, obwohl Österreichs Flugsicherung zu den innovativsten und fortschrittlichsten in Europa gehört.

Soweit zu den Unsicherheiten. Doch nun zu etwas Erfreulichem: Der Forschung, Technologie und Innovation (FTI), denn darauf lag ein weiteres Augenmerk des 23. Luftfahrtsymposiums. Themen, wie nachhaltige Treibstoffe, batterieelektrische Antriebe, Virtual Reality u.v.m. zeigten die Vielfalt in der Entwicklung der Branche. Die Veranstaltung zeigte auch deutlich, dass Österreichs Luftfahrt mit hoher Innovationskraft und starken Zulieferbetrieben international gut positioniert ist.

Um diese Innovationskraft zu erhalten und das volle Potenzial auszuschöpfen, wird von der Politik viel mehr Unterstützung und eine gewisse FTI-Förderung gefordert. „Der Wettbewerb in der Luftfahrt ist global und hochdynamisch und damit Österreich hier nicht zurückfällt, braucht die Branche wettbewerbsfähige Rahmenbedingungen, sozusagen ‚Rückenwind‘ aus der Politik“, betonte Flughafen Wien-Vorstand Julian Jäger.

Generell sei der Luftverkehr ein wirtschaftlicher Motor für Österreich, so das Statement der IATA. Mehr als 47.000 Menschen arbeiten direkt in der Luftfahrt und bei Berücksichtigung der indirekten Beschäftigungseffekte (z.B. Tourismus usw.) sind rund 242.000 Arbeitsplätze sowie 5,1 % des BIP (Bruttoinlandsprodukt) von diesem Wirtschaftszweig abhängig. Zuletzt sind rund 13,6 Mio. Passagiere von Österreich abgeflogen (+ 30 % gerechnet auf die letzten 10 Jahre), dennoch sei das Land im Ranking der Flugkonnektivität auf Platz 38 im Jahr 2024 zurückgefallen. Auch im „World Competitiveness Ranking 2025“ der IMD (International Institute for Management Development) ist Österreich in den vergangenen fünf Jahren von Platz 19 auf Platz 26 zurückgefallen.

Große Bemühungen um fit für die Zukunft zu sein

Positiv hervorzuheben ist laut IATA, dass sich die österreichische Bundesregierung zum starken Luftverkehrs-Standort bekennt und alles daransetzt, diesen auch für die Zukunft fit zu machen. Dazu gehören laut IATA u.a. die Verbesserung der Konnektivität (durch Senkung der Standortkosten), die Beseitigung von Wettbewerbsverzerrungen (so gehört die standorthemmende Luftverkehrsabgabe, wie zum Beispiel in Schweden, vollständig abgeschafft) sowie die Förderung einer nachhaltigen Luftfahrt. Es sollten demnach vermehrt nachhaltige Flugkraftstoffe (SAF – Sustainable Aviation Fuel) eingesetzt werden, mit dem Ziel, bis 2050 Netto-Null-CO2-Emissionen zu erreichen (d.h. Reduktion der Emissionen sowie Ausgleich der verbleibenden Mengen durch Binden von CO₂ in Form von Aufforstungen etc. sowie durch technologische Kompensation, also Anlagen, die CO₂ direkt aus der Luft filtern). Aber auch hier ist die Politik gefordert, denn ohne unterstützende Maßnahmen, wie Steuererleichterungen, Fördermittel usw., werde dies nicht gelingen.

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