ANA
DCC-Entwicklung

Lufthansa als großer Gewinner im Poker rund um die DCC

Print-Ausgabe 22. April 2015

Die Rechnung dürfte aufgehen – alleine in Österreich sorgt die Gebühr für ein Zubrot in Millionenhöhe – jetzt könnten andere Airlines folgen

Im Rahmen der Jahreshauptversammlung des Verbands Deutsches Reisemanagement (VDR) Mitte April in Berlin wurde das Geschäftsreise-Ärgernis 2015 gekürt. Gewinner wurde die im Vorjahr von Lufthansa eingeführte Distribution Cost Charge (DCC) von 16 Euro pro über GDS ausgestelltes Ticket. Sie belegte mit 38,6 Prozent Platz 1 und erhielt damit den „Return to Sender“-Award. Der VDR folgt damit den österreichischen KollegInnen der austrian business travel association (abta) nach. Diese hatte bereits Anfang November den „Kaktus“ des Jahres 2015 an Lufthansa für deren DCC verliehen – sogar mit einem Votum von 43 Prozent.

Lufthansa wird’s verschmerzen. Einerseits sind kaum Verschiebungen zu anderen Carriern erkennbar (LH Passagierzahlen Jänner bis März: +3,1 %, LH-Hub-Airlines + 2,5 %; Air France-KLM etwa erzielte plus 3,7 %), andererseits sorgen die DCC im Konzern für einen nicht unerheblichen Zusatzertrag.

Genaue Zahlen sind dafür nicht verfügbar, aber Anhaltspunkte dazu gibt es, wie z. B. die über den BSP (Billing and Settlement Plan) verkauften Dokumente. diese beliefen sich in Österreich in den ersten drei Monaten 2016 auf rund 610.000 Tickets (-5% gegenüber dem Vorjahrs-Quartal). Dieses Minus führt Hannes Schwarz, Geschäftsführer FCm Travel Solutions/COLUMBUS Business Travel sowie Leiter des Flugausschusses im ÖRV (Österreichischer ReiseVerband), auf den zeitigen Ostertermin 2016, den Terroranschlag auf den Brüsseler Flughafen sowie den weiter anhaltenden wirtschaftlichen Druck auf Firmen- und Privatkunden zurück. Wie hoch der LH-Anteil (ohne Eurowings) an diesen BSP-Dokumenten ist, gilt als Branchengeheimnis, die Meinungen darüber gehen auseinander. Allgemein (also nicht nur BSP) wird ihr Marktanteil in Österreich auf mehr als 60 Prozent geschätzt. Dies würde bei den erwähnten 610.000 über den BSP ausgestellten Tickets ein DCC-Volumen von rund 5,9 Mio. Euro ergeben und aufs Jahr hochgerechnet um die 25 Mio. Euro.

Ob diese Zahl stimmt, ist allerdings fraglich. „So einfach kann man das nicht rechnen“, bremst Gerhard Aigner, Geschäftsführer Verkehrsbüro Business Travel, ein. Denn in dem 60-Prozent Marktanteil der LH-Group enthalten sind auch jene Tickets, die über den Eigenvertrieb der LH Group verkauft werden. Und der Eigenvertriebs-Anteil ist laut Aigner bereits „substantiell und würde die Berechnung verfälschen.“

Dazu ein ungenannt bleiben wollender Branchen-Insider gegenüber T.A.I.: „Der wachsende Lufthansa-Eigenvertriebsanteil – er liegt schon bei über 50 Prozent – dürfte meines Erachtens keinen wesentlichen Einfluss auf den Marktanteil haben, daher würde ich bei den 60 Prozent bleiben.“ Wirklich weit von der Realität dürfte die von T.A.I. hochgerechnete Zahl von 5,9 Mio. Euro an DCC-Einnahmen im ersten Quartal nicht sein. „Es ist in jedem Fall es ein satter Millionenbetrag“, meint auch Gerhard Aigner.

In Deutschland wird die DCC ein Vielfaches von diesem Volumen einbringen, in der Schweiz ebenso. Jetzt wird spannend, ob und wann weitere Airlines auf den DCC-Zug aufspringen. Zur Erinnerung: auf der IATA-Jahrestagung Anfang Juni 2015 war Lufthansa mit ihren DCC-Plänen der „big hero“, mehr als vier Fünftel der IATA-Mitglieder gaben damals an, sich einen ähnlichen Schritt vorstellen zu können.

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