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Weltluftfahrt

Laut IATA wird auch 2021 schwach! Ohne weitere Hilfen wird’s nicht gehen

Print-Ausgabe 18. Dezember 2020

Willie Walsh (Bild) löst im April 2021 Alexandre de Juniac als General­direktor der IATA ab

Der Airline-Verlust dürfte 2020 rund -118 Mrd. Dollar erreichen, 2021 sollten es -38 Mrd. Dollar werden – Ticketpreise hinken hinter schwacher RPK-Erholung her

Einen doppelten Führungswechsel mitten in der größten Krise der zivilen Luftfahrt gibt es an der Spitze der IATA (International Air Transport Association). Die Ablöse von Alexandre de Juniac als Generaldirektor ab April 2021 – der Franzose und frühere CEO von Air France-KLM hatte seinen Rückzug bereits vor Monaten bekannt gegeben – durch Willie Walsh wurde bereits von zahlreichen Medien kommuniziert. Walsh stand bis September 2020 an der Spitze der IAG (International Airlines Group), der British Airways, Iberia, Aer Lingus, Vueling und LEVEL angehören. 

Weniger bekannt ist, dass es seit der 76. Jahreshauptversammlung der IATA auf Einladung von KLM Ende November 2020 in Amsterdam mit Robin Hayes, CEO von JetBlue, auch einen neuen Vorsitzenden des IATA Board of Governors (BoG) gibt. Er folgt in dieser Funktion auf Lufthansa CEO Carsten Spohr, der seit einem Jahr diesem Gremium vorstand und ihm auch weiterhin als „normales“ Mitglied angehört. JetBlue gehört zu den 30 größten Airlines-Konzernen der Welt und gleichzeitig zu einem der erfolgreichsten (Umsatz 2019 rund 8 Mrd. US-Dollar, Gewinn nach Steuern 569 Mio. Dollar, +5,6 % auf 53,6 Mio. Passagiere, 84 % Auslastung, 265 Jets, darunter 205 der Airbus A320-Familie und 60 Embraer 190).

Neu ist, dass die Amtszeit von Robin Hayes, – sie hat bereits begonnen –, nicht nur wie üblich mit einem Jahr begrenzt ist, sondern erst mit der 78. Jahreshauptversammlung des Verbandes 2022 endet. Als Grund für die auf zwei Jahre verlängerte Amtszeit wird die COVID-19-Krise genannt. Erst danach wird es einen neuen BoG-Vorsitzenden geben, der mit Rickard Gustafson, CEO der SAS-Group, bereits feststeht. 

An Robin Hayes und Willie Walsh – auch er ist als Generaldirektor Mitglied im BoG – wird es liegen, die Branche durch die Krise und wieder aus ihr heraus zu begleiten. Die beiden kennen sich aus der Zeit von Hayes bei British Airways, deren Management er nahezu zwei Jahrzehnte hindurch angehörte und vor seinem Wechsel 2008 zu JetBlue als Executive VP Americas fungierte. Die beiden sollten also gut miteinander harmonieren. 

„Wir müssen die Grenzen wieder sicher öffnen und die lebenswichtige globale Konnektivität wiederherstellen, die in dieser Krise verloren gegangen ist“, nannte der noch bis Ende März 2021 amtierende IATA-­Generaldirektor Alexandre de Juniac die wichtigsten Aufgaben, wobei für ihn „die nächsten Monate entscheidend sein werden.“ 

Walsh zufolge „spielen Verbände in unserer Branche eine entscheidende Rolle und keiner ist wichtiger als die IATA.“ Dies habe nicht nur mit der Aufgabe als Lobbying-Organisation zu tun, sondern vor allem auch mit den Abwicklungssystemen (BSP - Billing and Settlement Plan sowie NewGen ISS - IATA Settlement Systems), die „in normalen Zeiten mit mehr als 400 Mrd. Dollar pro Jahr etwa die Hälfte der Einnahmen der Branche abwickeln.“

Die IATA geht davon aus, dass der im Vorjahr erwirtschaftete Branchenumsatz von 876 Mrd. Dollar heuer um mehr als 60 % auf 340 Mrd. Dollar einbricht. Es ist der größte Rückgang seit dem 2. Weltkrieg. Für 2021 zeichnet sich nach jüngsten Schätzungen von Ende November eine Erholung auf schwache 476 Mrd. Dollar ab – jener Wert, der im Jahr der Weltfinanzkrise 2009 erreicht wurde. Damals war das Minus gegenüber 2008 mit -16,5 % vergleichsweise gering.

Die globalen Revenue Passenger Kilometer werden sich nach dem Rückgang von -66 % voraussichtlich 2021 um 50 % verbessern. Da die Fluggesellschaften ihre Ticketpreise weiterhin tief halten, um die Nachfrage anzukurbeln, dürfte das Umsatz-Plus damit nicht Schritt halten. De Juniac: „Wir gehen davon aus, dass der Anteil des Luftverkehrs am weltweiten BIP im nächsten Jahr 0,5 % betragen wird, die Hälfte des Vorkrisenniveaus.“ 

Trist sieht es auch mit den Netto-Ergebnissen der Airlines aus. Im Vorjahr erreichten sie noch ein Niveau von 25,9 Mrd. US-Dollar, 2018 waren es 32,3 Mrd. Dollar. 2020 wird sich nach Schätzungen von Ende November nur ein kumulierter Verlust von -118 Mrd. Dollar ausgehen. 

De Juniac: „Einige Fluggesellschaften verfügen über beträchtliche Barreserven, um bis zum starken Anstieg der Einnahmen Ende nächsten Jahres zu überleben. Aber viele tun dies nicht.“ Die staatlichen Unterstützungen waren zwar hoch, doch sie betrafen vorrangig Fluggesellschaften in den USA, Europa und Teilen Asiens. Der IATA Generaldirektor geht davon aus, dass weitere Hilfspakete notwendig sein werden.  

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