Air India

Landeanflug auf Wien aus einer Position von Dominanz und Stärke

Print-Ausgabe 25. März 2016

Der indische National Carrier hat einen bemerkenswerten Wandel vollzogen – mit den Wien - Delhi-Flügen ab 6. April will er das auch in Österreich unter Beweis stellen

In der Rekordzeit von nur sechs Monaten wurde Air India 2014 in das Netzwerk der Star Alliance integriert, jetzt schafft die indische Airline mit dem Maharajah als Maskottchen einen ebenso raschen Turnaround – sowohl finanziell wie auch vom Service-Angebot her. Davon profitiert ab 6. April auch Wien, denn nur wenige Stunden nach Bekanntwerden des Rückzugs von Austrian Airlines aus Delhi gab Air India den Start ihrer Nonstop-Flüge nach Österreich bekannt. Es hat sich also beim indischen Flagg-Carrier, der auf den Wien-Flügen mit der Boeing 787-8 eines der modernsten Verkehrsflugzeuge der Welt einsetzen wird, vieles zum Positiven verändert. T.A.I. bat Shri Pankaj Srivastava, CCO und Mitglied des Board of Directors von Air India, zum Interview.

T.A.I.: Air India steuert im Geschäftsjahr 2015/16 das erste Mal seit einer Dekade auf einen operativen Gewinn zu – zwei Jahre früher, als im Turnaround-Plan vorgesehen. Was sind Ihrer Meinung nach die Gründe für diese erfreuliche Entwicklung?

Shri Pankaj Srivastava: „Ja, wir erwarten tatsächlich, das laufende Finanzjahr operativ mit schwarzen Zahlen abzuschließen. Eine Schlüsselrolle haben dabei verschiedene Marketing-, Preis- und Vertriebs-Initiativen sowie die Strecken-Rationalisierung gespielt. Wir haben Verbindungen, auf denen wir Verluste schrieben, eingestellt. Gleichzeitig haben wir unsere On-Time Performance und die Passagier-Auslastung verbessert, ergänzt um andere Faktoren, wie den Verkauf von Vermögenswerten, die operative Verbesserung unserer Tochtergesellschaften sowie die Indienststellung der Treibstoffeffizienten B787 Dreamliner, die jetzt das Rückgrat unserer Mittelstrecken-Flüge bildet – all das hat seinen Beitrag geleistet. Natürlich hat uns auch der Abwärtstrend bei den Treibstoffpreisen geholfen.“

T.A.I.: Wenn man Passagier-Bewertungen auf diversen Online-Portalen liest, scheint sich auch das Service deutlich verbessert zu haben. Welche Maßnahmen hat Air India in diesem Bereich gesetzt?

Srivastava: „Wir haben tatsächlich einen nachhaltigen Fortschritt bei unseren On-Board-Services gemacht. Wir haben z.B. die Bord-Crews durch junge MitarbeiterInnen aufgefrischt und mit neuen Designer-Uniformen ausgestattet. Das hat viel frische Energie in unsere Kabine gebracht. Die warmherzige Gastfreundschaft unserer Crews hinterlässt jetzt einen Eindruck, der in Erinnerung bleibt. Dazu kommt ein tolles Bord-Entertainment Programm mit einer großen Auswahl an Hollywood- und Bollywood-Klassikern sowie klassischer und leichter Musik, sowohl aus dem Westen als auch aus Indien. Die Passagiere schätzen unsere feinen Weine, die indische Gourmet-Küche und auch die kontinentale Küche. Erst vor kurzem hat Air India auf bestimmten Flügen für First- und Business Class-Passagiere die Möglichkeit geschaffen, unter dem Motto ‚Order to Chef‘ ihr Menü im Vorhinein zu bestellen.
Auch unser Dreamliner spielt eine wichtige Rolle, mit einzigartigen Möglichkeiten, wie die großen Fenster elektronisch abzudunkeln oder verschiedene Licht-Stimmungen zu erzeugen. Durch den geringeren Kabinen-Druck ist man weniger müde und unser Dreamliner hat bemerkenswert komfortable Sitze in der Economy-Class sowie komplett flache Betten in der Business Class.“

T.A.I.: Nur wenige Stunden nachdem Austrian Airlines die Einstellung ihrer Delhi-Flüge bekannt gegeben hat, kündigte Air India an, mit drei wöchentlichen Flügen nach Wien zu kommen. Seit wann planten Sie den Einstieg in den österreichischen Markt?

Srivastava: „Mit Fortschreiten der Auslieferung der Boeing 787 in unsere Flotte – der Dreamliner ist extrem gut für Flüge mit 7 bis 10 Stunden Dauer geeignet – haben wir nach Möglichkeiten gesucht, unsere Präsenz in Europa zu steigern. Da Wien eine gut eingeführte Route ist, war der Rückzug von Austrian Airlines für uns eine gute Gelegenheit, diese neue Destination zu finalisieren. Dabei hat uns geholfen, dass bereits erfolgte Austrian Airlines-Buchungen zu Air India transferiert werden konnten.“

T.A.I.: Austrian Airlines begründete ihren Rückzug mit Überkapazitäten und dem daraus resultierenden Preiskampf. Wie sehen Sie das? Glauben Sie, dass Air India eine bessere Ausgangslage hat?

Srivastava: „Wir sehen die Wien-Flüge einerseits als Chance, die Märkte in Zentral- und Osteuropa über Wien bedienen zu können, anderseits um Anschlüsse in ganz Indien und darüber hinaus nach Südasien, Südostasien und Australien über Delhi anzubieten. Die Flugzeiten sind so gelegt, dass Anschlüsse zu 15 Prime-Destinations innerhalb von drei Stunden nach Ankunft bestehen. Das schließt alle wichtigen Ziele, wie Bangkok, Kathmandu und Colombo ebenso mit ein, wie wichtige Städte in Indien.
Auch der indische Outgoing-Tourismus wächst, Europa ist eine der favorisierten Ziele, und Wien wird als Gateway zusätzliche Möglichkeiten für Reise-Gruppen bieten. Über unsere Prorate-Agreements haben wir sehr günstige Tarife von verschiedenen Punkten in Indien via Delhi zu vielen Zielen in Europa über Wien hinaus.“

T.A.I.: Die Anschlüsse, die Sie genannt haben, bieten auch andere Airlines. Wie will sich Air India im Vergleich mit Etihad, Qatar oder Emirates positionieren? Wen sehen Sie in Wien als ihre wichtigsten Mitbewerber?

Srivastava: „Unser größter Vorteil werden die Nonstop-Flüge zwischen Wien und Delhi sein, anders als etwa Etihad und Emirates, wo ein Transit notwendig ist. Und natürlich wird uns der Status als Mitglied der Star Al-
liance helfen, um Passagiere aus einem stark entwickelten Star Alliance-Markt in Europa für uns zu begeistern.“

T.A.I.: Im Vergleich mit der OS-Boeing 767-300 verfügt Ihre Boeing 787-8 über eine kleinere Business-, aber eine viel größere Economy Class. Wir das nicht den Yield belasten?

Srivastava: „Air India sieht die Operation von einer langfristigen Perspektive her und zielt darauf ab, den Ertrag durch bessere Auslastungen zu maximieren. Unser Dreamliner hat 18 Business und 238 Economy-Sitze. Wir werden den Ladefaktor langfristig auf eine nachhaltige Basis stellen.“

T.A.I.: Sie starten mit nur drei Flügen pro Woche. Welche Möglichkeit sehen Sie für eine Erhöhung der Frequenzen?

Srivastava: „Zunächst einmal möchten wir den neuen Flug stabilisieren. Über eine Frequenzerhöhung werden wir zum entsprechenden Zeitpunkt entscheiden.“

T.A.I.: Wien ist ihr achtes Ziel in Europa, nach London, Birmingham, Frankfurt, Paris, Rom, Mailand und Moskau. Planen Sie in naher Zukunft weitere europäische Städte anzufliegen?

Srivastava: „Air India ist ein Netzwerk Carrier und aufgrund der Flotten-Entwicklung sucht sie stets nach Möglichkeiten, ihre Flügel auszustrecken, um in jedem Markt in einer Position von Dominanz und Stärke zu sein, auch in Europa. Vielleicht werden wir in naher Zukunft mit Flügen nach Spanien beginnen.“ 

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Erstellt am: 25. März 2016

Shri Pankaj Srivastava im T.A.I.-Interview

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