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Laudamotion

Know How von Ryanair Sun für engere Verzahnung mit der Touristik

Print-Ausgabe 7. September 2018

Durch die im Vorjahr gegründete Charter-Tochter in Polen hat Ryanair einen Strategie-Schwenk vollzogen, der nun auch Laudamotion zu Gute kommen wird

Er ist der Star unter den Airline-­CEOs schlechthin: Ryanair-Chef Michael O’Leary. Und wenn er persönlich erscheint, ist volles Haus garantiert. So auch am vergangenen Mittwoch im DO&CO Wintergarten des „Haas Haus“ im Zentrum von Wien, wo O’Leary gemeinsam mit Laudamotion-CEO Andreas Gruber die nächsten Schritte der noch jungen Airline kommunizierte (Aufstockung des Ryanair-Anteils von 24,9 auf 75 Prozent, Flottenexpansion, neues Livery, Gehaltserhöhungen etc.). Auch die Frage der Fragen wurde von den anwesenden JournalistInnen gestellt und Michael O’Leary beantwortete sie geduldig:

Nein, mit Niki Lauda habe er bisher nicht persönlich telefoniert (Anm.d.Red: Andreas Gruber schon), ja, er stehe in ständigem Kontakt mit Laudas Familie und jetzt gehe es darum, dass sich der Airline-Gründer rasch erhole. Der Kaufpreis für die Aufstockung der Anteile durch Ryanair (O’Leary: „Ein ordentlicher Betrag“) wird seinen Teil dazu leisten. Zur Erinnerung: Niki Lauda hatte ursprünglich rund 50 Mio. Euro investiert (Kaufpreis der NIKI-Masse plus Gesellschafterdarlehen für den laufenden Betrieb). Seit dem Einstieg von Ryanair mit knapp einem Viertel ist ein Teil davon an die Privatstiftung Lauda zurückgeflossen, ein weiterer Brocken folgt nun im Zuge der Anteils-Erhöhung.

Mit Ryanair hat Laudamotion einen der stärksten Airline-Konzerne der Welt als Mutter: Die operative Umsatz-Rendite von zuletzt 23,3 Prozent ist ebenso unerreicht, wie der Cashflow (31,2 Prozent) und die Auslastung (94,0 Prozent), wie aus der jüngsten T.A.I.-Airlines Analyse hervor geht.

3,75 Millionen Passagiere im Rumpfjahr

Der Start von Laudamotion war durchaus positiv: Der Erstflug erfolgte am 25. März 2018 von Düsseldorf nach Palma de Mallorca, am 1. Juni wurde der Flugbetrieb in Wien aufgenommen. Laut Andreas Gruber liegt die Auslastung in der Sommersaison „über 90 Prozent“ (die 9,99 Euro-Promotions werden das ihre dazu beigetragen haben). Im Rumpfjahr 2018 sollen insgesamt rund 3,75 Millionen Passagiere begrüßt werden.

Die Flotte besteht aktuell aus 19 Jets (fünf Airbus A320 und vier A321 von Laudamotion, alles ehemaliger NIKI-Bestand, die seit dem Leasing-Rückzieher von Lufthansa/Eurowings durch zehn Boeing 737-800 von Ryanair ergänzt werden). Für 2019 ist die Aufstockung auf 24 Maschinen vorgesehen, mit 18 Airbus der A320-Familie (14 Airbus A320, vier A321) von Laudamotion und sechs Boeing 737-800 von Ryanair. Insgesamt zehn Maschinen werden laut Andreas Gruber in Wien stationiert sein.

Neun weitere Airbus A320

Bei den zusätzlichen A320-Jets handelt es sich laut Michael O’Leary „um fünf bis zehn Jahre alte Flugzeuge, die nach ihrer ersten Leasing-Periode“ bei anderen Airlines von Lauda­motion geleast werden (Anm.d.Red.: Kostenpunkt laut IBA Consulting rund 25 bis 30 Mio. US-Dollar pro Jet, monatliche Leasingraten zwischen 200.000 und 290.000 Dollar). Die Laudamotion-Flotte bleibt damit jung, das aktuelle Durchschnittsalter liegt bei 9,6 Jahren.

Für 2019 wird laut Andreas Gruber ein Anstieg von zumindest 20 Prozent auf 5 Millionen Passagiere angepeilt (2020 sollen es 6,2 Millionen werden), davon ca. 1,5 Millionen in Österreich, das damit rund 30 Prozent zum Laudamotion-Aufkommen besteuern wird. Neben Wien wird auch ab den Bundesländern geflogen. Die Österreich-Maschinen werden aber alle in Wien stationiert.

Andreas Gruber will künftig auch eng mit Österreichs Touristik zusammenarbeiten: „Wir sind ein österreichischer Carrier“, betonte er gegenüber T.A.I. Mit den Reiseveranstaltern liefen „gute Gespräche bezüglich Vollcharter für den Sommer 2019“ sowie bezüglich der „Abnahme von Fixkontingenten.“ Ebenso werden „in Abstimmung mit unserem Provider Ryanair“ für den Vertrieb „interessante Konditionen für Gruppen-Buchungen“ entwickelt.

Ryanair Sun

Die engere Verzahnung mit der Touristik war für Ryanair bis vor einem Jahr Fremdterrain. Doch im Herbst 2017 wurde mit Ryanair Sun eine Chartertochter in Polen gegründet (hier ist Ryanair seit 2005 präsent, mit Basen in Warschau und Krakau). Ryanair Sun (Erstflug war im April) ist im Sommer 2018 mit fünf Boeing 737-800 unterwegs und arbeitet eng mit sieben der größten polnischen Reiseveranstalter zusammen (Flüge nach Griechenland, Italien, Kroatien und Spanien). 2019 will Ryanair Sun die Nummer 1 Position am polnischen Ferien­flug-Markt erobern. Dieses Touristik-­Knowhow kommt nun auch Laudamotion zugute.

Viel Neues tut sich auch in den übrigen Laudamotion-Bereichen: So steht die künftige Airline-Livery fest (weißer Rumpf, großer LAUDA Schriftzug in Rot mit einem „L“ am Heck), die Airline wird ein neues Headquarter erhalten (Gruber: „Modernes Layout, dreimal so viel Platz wie derzeit“), mit Sommer 2019 werden die FlugbegleiterInnen in neue Uniformen gekleidet und für die Piloten gibt’s deutlich mehr Gehalt. Auch die Verspätungen will man in den Griff bekommen, nicht zuletzt durch Einführung eines „stabilen Winter-­Dienstplanes“ für die über 600 MitarbeiterInnen: Das fliegende Personal wird dann nach je fünf Flugtagen drei Ruhetage erhalten. 

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Erstellt am: 07. September 2018

Ryanair-Chef Michael O‘Leary und Laudamotion-CEO Andreas Gruber sprachen über die Zukunft der Airline

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