ANA
Bundesländer-Flughäfen

Keiner mehr über 1 Million! „Fahren auf Sicht“ als Motto für 2021

Print-Ausgabe 22. Jänner 2021

V.l.: Norbert Draskovits (LNZ), Bettina Ganghofer (SZG), Patrick Dierich (INN) und Wolfgang Grimus (GRZ)


 

2020 brachte für Österreichs Bundesländer-Airports die erwarteten Einbrüche – die geringsten hatten dank der Skicharter Salzburg und Innsbruck – das wird 2021 fehlen

Eine Umfrage unter Österreichs Bundesländer-Airports über Geschäftsgang 2020, aktuelle Lage und Ausblick auf 2021 ist derzeit nicht leicht. T.A.I. hat es trotzdem versucht. Bis auf Klagenfurt, wo der vor einem Jahr an Bord geholte Nils Witt seit September als alleiniger Geschäftsführer fungiert (er war zuvor auf deutschen Flughäfen in Hamburg und Münster tätig), gab es von allen anderen Landes-­Flughäfen trotz Video-­Konferenzen und Präsentationen für die Eigentümer rasche Rückmeldungen. Am schnellsten war Patrick Dierich, Stv. Flughafendirektor in Innsbruck.

Hohe zweistellige Rückgänge gab es überall, am stärksten in Linz, wo das Passagieraufkommen um -88,2 % auf 51.318 zurückging. Die Stärke von Linz liegt aber traditionell im Frachtbereich (mit Abstand Österreichs größter Bundesländer-­Airport in diesem Bereich), der deutlich besser abschneiden konnte. „Mit Jahresmitte gelang die Kehrtwende. Seit September lagen die monatlichen Tonnagen bereits wieder über denen des Vorjahres“, so Flughafen-Geschäftsführer Norbert Draskovits. Die abgefertigten Tonnagen im 4. Quartal des Jahres 2020 wuchsen sogar um 10,2 % gegenüber dem 4. Quartal des Jahres 2019.

Mitte April 2020 nahm Turkish Cargo regelmäßige Frachtflüge zwischen Linz und Istanbul auf, was sich laut Draskovits „äußerst positiv auf die geflogenen Tonnagen auswirkte“. Am Ende des Jahres verzeichnete der Linz Airport dann bei der geflogenen Fracht einen Zuwachs von +37,2 % auf 11.147 Tonnen.

Größter Bundesländer-Flughafen ist und bleibt Salzburg, der mit -61 % bei 669.790 abgefertigten Passagieren landete. Die Entspannung nach Ende des ersten Lockdowns und Gewinnung neuer Verbindungen bzw. Airlines (WizzAir und Luxair) war laut Geschäftsführerin Bettina Ganghofer nur von kurzer Dauer. Aufgrund neuer­licher Reisewarnungen mussten viele Strecken wieder eingestellt werden. Dazu kam das finale Aus der Austrian Airlines-Verbindung zwischen Wien und Salzburg.

Die vom Passagieraufkommen her Nummer 2 nach Salzburg, der Innsbruck Airport, hatte mit -57,4 % auf 487.450 Passagiere den geringsten Rückgang. Mit Sicherheit spielte da auch die starke Incoming-Charter-­Saison bis zum ersten Lockdown eine Rolle. Wie groß diese war, kann noch nicht spezifiziert werden: „Eine Unterscheidung bzw. Aufteilung zwischen Linie und Charter liegt zum aktuellen Zeitpunkt noch nicht vor“, so Patrick Dierich.

Der Flughafen Graz, wo mit Jahresbeginn 2021 Wolfgang Grimus das Steuer von Gerhard Widmann übernommen hat, konnte noch keine Zahlen bekannt geben, dürfte aber mangels Incoming-­Charter ein größeres Minus als Innsbruck und auch Salzburg verbucht haben.

Das neue Jahr bringt durch den seit November bestehenden und vorigen Sonntag bis zumindest Mitte Februar verlängerten Lockdown vorerst kaum größere Ansätze für eine Verbesserung. „Im Vergleich zu den Vorjahren hat sich das aktuelle Flugangebot im Jänner Corona-­bedingt um mehr als -95 % reduziert“, nennt Innsbrucks Stv. Flughafendirektor Patrick Dierich konkrete Zahlen. „Inwiefern sich das in den kommenden beiden Wintermonaten Februar und März noch ändern bzw. bessern wird, ist zum jetzigen Zeitpunkt leider nicht einzuschätzen.“

Für Norbert Draskovits und den Flughafen Linz lautet deshalb das Motto 2021 im Hinblick auf den Passagierverkehr weiterhin „Fahren auf Sicht“. Er geht davon aus, dass die Linienflüge nach Düsseldorf und Frankfurt nicht zuletzt dank der Covid-19-Impfung („Sie ist ein wesentlicher Schritt, denn sie erhöht das Sicherheitsempfinden der Kunden“) mit Sommerflugplan 2021 wieder aufgenommen werden, „wenn auch mit reduzierten Frequenzen.“

Im Bereich der Ferienflüge sind laut Draskovits „für die kommende Sommersaison 18 wöchentliche Urlaubsflüge geplant.“ Bulgarian Air Charter wird nach derzeitigen Plänen sogar ein Flugzeug in Linz stationieren und Corendon Airlines soll Linz wieder „mit mehreren wöchentlichen Flügen im Programm haben.“ Die Charterflugsaison wird nach derzeitigen Planungen Mitte Mai beginnen. Unter dem Strich werde der Flughafen Linz das „Vor-Covid-19-Passagieraufkommen“ laut Draskovits aber „sicherlich erst in einigen Jahren wieder ausweisen können“. 2021 dürfte es nur „moderat steigen“.

Zurückhaltend äußert sich auch Salzburg Airport-Geschäftsführerin Bettina Ganghofer bezüglich 2021, das „für den Flughafen noch schwieriger und herausfordernder werden wird als das vergangene Jahr 2020.“ Der Grund: Die für den Salzburg Airport enorm wichtige Wintersaison falle nahezu komplett aus, was sich „auf die Zahlen des Jahres 2021 dramatisch niederschlagen“ wird. Ab wann tatsächlich eine Entspannung eintritt, dafür wurden vom Flughafen Management verschiedene Szenarien ausgearbeitet.

Positiv ist, dass die Österreich-­Basis der Eurowings bestehen bleibt. Zudem habe Lufthansa vor, die Verbindung nach Frankfurt so schnell wie möglich wiederaufzunehmen und die Frequenzen zu erhöhen. Auch Turkish Airlines und die englischen und skandinavischen Partner hätten angekündigt, wieder zurückzukommen. Und jene Airlines, die vor Ausbruch von COVID-19 ein Auge auf die Mozartstadt geworfen hatten (u. a. flynas nach Jeddah und Riadh, Flydubai nach Dubai, sowie Finnair und El Al), „werden Salzburg im Fokus behalten“, wie Bettina Ganghofer betont. Klar ist für sie, „dass die Luftverkehrsbranche schwer angeschlagen ist und viele Airlines ums Überleben kämpfen“. Es werde „drei bis vier Jahre dauern, bis sich die Luftfahrt­industrie wieder einigermaßen erholt hat“. 

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