Print-Ausgabe 28. Februar 2020
Ihssane Mounir von Boeing konzentrierte sich auf die 737MAX sowie die neue Flugzeugfamilie New Midsize Airplane
Die zum 7. Mal abgehaltene Luftfahrtmesse konnte nicht an ihre Vorgänger-Veranstaltungen anknüpfen – dies hatte nicht nur mit dem Coronavirus zu tun
Die verflixte Sieben hat heuer bei der im Zweijahresrhythmus abgehaltenen 7. Singapore Airshow voll zugeschlagen. Ihr Termin (11. bis 16. Februar 2020) fiel exakt in jenen Zeitpunkt, an dem die Coronavirus-Krise ihrem Höhepunkt zusteuerte. Mehr als 70 Aussteller verkündeten daraufhin ihr Fernbleiben. Das entspricht etwa acht Prozent der ursprünglich geplanten rund 1.000 Firmen, darunter ein Dutzend chinesische Unternehmen, die sich mit Einreisebeschränkungen nach Singapur konfrontiert sahen (Verbot der Einreise vom chinesischen Festland aus). Nicht teilgenommen haben unter anderem auch der US-Luft- und Raumfahrtriese Lockheed Martin sowie Bombardier und De Havilland.
An den fünf Tagen der Ausstellung wurden 30.000 FachbesucherInnen gezählt, nahezu die Hälfte im Vergleich zur Singapore Airshow 2018. Vor allem viele Vertreter von Fluggesellschaften blieben weg. An den Publikumstagen kamen etwas mehr als 20.000 BesucherInnen, ein Viertel jener 80.000, die zur Singapore Airshow 2018 geströmt waren (anders als die Dubai Airshow oder die Farnborough Airshow hat Singapur immer noch Publikumstage). Jene, die kamen, erlebten eine weit verbreitete Präsenz von Temperaturkontrollen, Handdesinfektionsmitteln, Reinigungspersonal und Gesichtsmasken. Auch Ärzte und Sanitäter standen überall bereit.
Die beiden größten Flugzeug-Hersteller der Welt, Airbus und Boeing, planten bereits im Vorhinein eine eher verhaltene Präsenz. Ihr Schwerpunkt lag jeweils im militärischen Bereich. Bereits die Singapore Airshow 2018 sah – anders als es 2016 der Fall war – nur mäßige Verkaufsabschlüsse.
Ziviler Star 2020 bei Airbus in Singapur war der A350-1000, die mit bis zu 366 Passagieren größte Version der 350er-Serie. Auch wenn es keine neuen Orders gab, laut Sean Lee, Head of Communications von Airbus, hatte sich die Beteiligung an der Messe für den europäischen Flugzeughersteller trotzdem gelohnt.
Mit dazu beigetragen hat zweifelsohne das Interesse am Airbus A321XLR, der im Juni vorigen Jahres auf der Pariser Luftfahrtmesse vorgestellten Langstreckenversion der A320-Familie. Er stößt vor allem in der asiatisch-pazifischen Region auf großes Interesse, bislang wurden mehr als 450 Festbestellungen entgegen genommen (Auslieferung ab Ende 2021). Francois Caudron, Senior Vice President Marketing bei Airbus, rechnet mit mehr als 1.000 Flugzeugen dieses Typs bis Ende des Jahrzehntes.
Boeing stellte die neue 777X in den Mittelpunkt, obwohl dieser Typ (der Erstflug erfolgte Ende Jänner 2020) anders als die Normalversion der „Triple Seven“ noch nicht in Singapur gezeigt wurde. Stattdessen gab es ein interaktives Display, ähnlich wie bei der Dubai Airshow im vergangenen November.
Die Boeing-Gespräche konzentrierten sich laut Ihssane Mounir, Vice-President Commercial Sales and Marketing, auf die nach wie vor gegroundete 737MAX (für sie kündigte die FAA – Federal Aviation Administration auf der Singapore Airshow an, demnächst erste Testflüge unternehmen zu wollen; Boeing erwartet die generelle Flugerlaubnis zur Jahresmitte) sowie die neue Flugzeugfamilie New Midsize Airplane (NMA). Diese sollte laut dem Boeing-Entscheid im Jänner 2020 von Null auf neu geplant werden. Alle bisher dazu bestehenden Überlegungen wurden ad acta gelegt. Das Projekt NMA soll als Gegenpart zur A321XLR von Airbus vorangetrieben werden. Vorerst wird bei Airlines sondiert, wie die NMA beschaffen sein soll.
Das nächste große Stelldichein der Luftfahrtbranche findet im Juli 2020 im Rahmen der Farnborough International Airshow statt. Vor zwei Jahren gab es dort mit über 1.400 Bestellungen der Zivilluftfahrt einen Höchststand. Die Erwartungen heuer sind nach den Verläufen der Messen in Paris und Dubai 2019 sowie der jetzigen in Singapur deutlich niedriger angesetzt.
Erstellt am: 28. Februar 2020
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