Print-Ausgabe 26. Februar 2016
Der niedrige Preis für Jet-Fuel sowie Überkapazitäten und Preis-Kämpfe in Südostasien lassen die Flugzeugbestellungen derzeit eher dahintröpfeln
Mehr als 650 Delegierte aus aller Welt nahmen Mitte Februar an der im zwei Jahres-Rhythmus abgehaltenen „Singapore Airshow“ teil. Es ist die größte Luftfahrt-Show Asiens und damit ein wichtiger Pulsmesser für die Region. Mit 60 gezeigten Flugzeugen (drunter auch Militär-Jets) gab es diesmal im Changi Exhibition Center einen Rekord, doch die Order-Bücher der großen Flugzeughersteller füllten sich deutlich langsamer als bei den letzten Shows. 2014 wurden in Singapore noch Bestellungen im Wert von rund 32 Mrd. Dollar verzeichnet (plus 3 Prozent gegenüber 2012), heuer waren es lediglich 12,3 Milliarden.
Den Hauptgrund dafür nannte Tony Tyler, Generaldirektor der IATA (International Air Trapsport Association), in seiner Ansprache zum Auftakt der Airshow: Nach einer Dekade starken Wachstums und umfangreicher Flotten-Erweiterung sehen sich die südostasiatischen Carrier angesichts der deutlich schwächeren Wirtschaft derzeit hohen Überkapazitäten und einem intensiven Wettbewerb gegenüber.
Die Tarife sind im Keller. Dies nicht zuletzt, da die Low Cost Carrier in dieser Region mit 54 Prozent den höchsten Marktanteil der Welt aufweisen, mehr als das Doppelte des globalen Durchschnitts. Damit nicht genug, zählen auch die Gewinne zu den aktuell niedrigsten aller Weltregionen. Während in Nordamerika laut Tony Tyler pro Passagier unter dem Strich 21 Dollar übrig bleiben, sind es in der Region Asien-Pacific lediglich 5 Dollar. Viele Airlines in Südostasien versuchen bereits, die geplanten Auslieferungen von neuen Maschinen auf spätere Zeitpunkte zu verschieben.
Einzig China verbucht nach Aussagen von Tony Tyler weiterhin eine robuste Entwicklung: Das Reich der Mitte ist auf bestem Weg, zum größten Luftfahrt-Markt der Welt zu werden. Im Vorjahr wurde mit 440 Mio. erstmals die 400 Millionen-Passagier-Grenze überschritten, bei anhaltend zweistelligem Wachstum. Der derzeit größte Passagiermarkt der Welt, die USA, kam im Vorjahr auf rund 800 Millionen Fluggäste (plus 4,5 Prozent).
Airbus und Boeing zeigten sich angesichts der Zurückhaltung auf der Singapore Airshow gelassen, bei beiden sind die Auftragsbücher randvoll (siehe Info-Kasten). Und Asien wird – darüber sind sich alle einig – in Zukunft das Epizentrum der Weltluftfahrt sein, mit China als Motor der Entwicklung.
In Summe herrschte also rundum positive Stimmung in Singapore. Laut Tony Tylor geht die IATA für heuer von einem kumulierten Nachsteuer-Gewinn der Airlines von 36,3 Mrd. US-Dollar aus (mehr als der doppelte Wert von vor zwei Jahren), die Zahl der Passagiere soll 3,73 Milliarden erreichen, eine starke Milliarde mehr, als 2010.
Der nächste Gradmesser für die Weltluftfahrt wird heuer die Farnborough International Airshow Mitte Juli in Großbritannien, die zweitgrößte derartige Veranstaltung der Welt (Nummer 1 ist die Paris Air Show in Le Bourget, die alternierend mit Farnborough abgehalten wird). Es wird ihre 50ste Auflage.
Die aktuell vorliegenden Bestellungen bei Airbus und Boe-ing lasten die beiden größten Flugzeughersteller der Welt auf Jahre hinaus aus. Bei Airbus liegen aktuell 6.818 Orders vor, womit die bestehenden Produktionsanlagen auf 10 Jahre hindurch beschäftigt wären. Bei Boeing sind es derzeit 5.818 Bestellungen, deren Produktion siebeneinhalb Jahre in Anspruch nehmen würde.
Erstellt am: 26. Februar 2016
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