Air France-KLM

Große Pläne für die Zukunft! Ambitionen reichen von SAF bis NDC

Print-Ausgabe 17. Mai 2024

„Wir sind als Air France-KLM ‚best in class‘ bezüglich SAF“, erklärt Country Manager Guido Hackl (Bild: © Elisa Mohideen)

Air France-KLM feiert 20 Jahre ihres Mergers – bezüglich Umwelt gilt sie längst als Branchen-Primus und auch bei den NDC sind die Wachstumsziele hoch

Der Mai 2024 markiert für Air France-KLM ein besonderes Jubi­läum: Vor 20 Jahren kam es zur Fusion der beiden ältesten Fluggesellschaften Europas (KLM feierte 2019 ihren 100-jährigen Geburtstag, Air France 2023 ihr 90-jähriges Bestehen). Es war damals nicht nur eine der bedeutendsten Zusammenschlüsse der Airlines-­Geschichte, sondern auch einer der ersten: Drei Jahre später startete Lufthansa durch Übernahme der Swiss die Bildung ihrer Gruppe und Anfang 2011 war es durch Gründung der IAG (International Airlines Group) für British Airways und Iberia soweit. Seither ist viel passiert, auch in der Luftfahrt. Grund genug für T.A.I. mit Guido Hackl, Country Manager Österreich, Tschechien und Slowakei von Air France-KLM, ein Gespräch zu führen.

Trotz eines schwierigen Jahresauftakts mit anhaltenden geopolitischen Spannungen verzeichnete Air France-KLM im ersten Quartal ein weiteres Umsatzwachstum und profitierte dabei von einer strukturell robusten Reisenachfrage. „Unser Betriebsergebnis wurde, wie erwartet, durch Unterbrechungskosten und ein langsameres Frachtgeschäft beeinträchtigt“, so Guido Hackl.. „Dennoch sind wir weiterhin zuversichtlich, dass wir unsere prognostizierten Stückkosten für 2024 erreichen können, und konzentrieren uns auf die Umsetzung unserer strategischen Roadmap, um unsere mittelfristigen Verpflichtungen zu erfüllen.“

Zur Veranschaulichung: Die IATA (International Air Transport Asso­ciation) bezifferte die Umsätze 2023 auf 896 Mrd. US-Dollar (rund 7 % über den Werten von 2019), obwohl die Passagierzahlen mit 4,287 Mrd. noch um ca. 6 % hinter­her hinkten (heuer sollten sie mit 4,708 Mrd. Fluggästen deutlich darüber liegen). Die Kosten kletterten aber 2023 verglichen mit den Zahlen von 2019 um 7,5 % nach oben, während die Kerosinpreise mit +42,6 % auf 271 Mio. Dollar geradezu explodierten. Machten sie 2019 noch 24 % der Gesamtkosten aus, so waren es im Vorjahr bereits 32 %.

Wobei die Treibstoffkosten auch durch das Thema SAF (Sustainable Aviation Fuel) beeinflusst werden: Dessen Kosten betragen laut Guido Hackl zwischen dem 3- und 5-fachen gegenüber herkömmlichem Kerosin. Doch scheut Air France-KLM diesbezüglich keine Mühen: „Wir sind als Air France-KLM ‚best in class‘ bezüglich SAF“, so Guido Hackl. „Ich habe im Vorjahr einen Vertrag bis 2030 mit der OMV für 300.000 Tonnen SAF unterschrieben. Dies macht pro Jahr ein Volumen von mehr als 40.000 Tonnen aus, die wir geliefert bekommen.“ SAF wird dem Country Manager von Air France-KLM zufolge aus Altspeiseöl hergestellt und reduziert die CO2-Emissionen über seinen gesamten Lebenszyklus hindurch um 75 % im Vergleich zu herkömmlichem Kerosin. Guido Hackl: „Wir sind damit Vorreiter aller kommerziellen Passagier-­Fluglinien.“ Nur der auf Luftfracht spezialisierte Cargo-­Carrier DHL (2023 weltweit Nr. 3 nach FedEx und UPS) liegt vor Air France-KLM. „Wir haben riesige Verträge mit SAF-Werken in den USA und wir kaufen riesige Mengen SAF in Asien.“

Ziel von Air France-KLM ist es, bis 2030 rund 30 % an CO2 gegenüber 2019 einzusparen und den SAF-Anteil am Kerosin auf 10 % zu heben. Zum Vergleich: Die EU nennt laut ihrer „ReFuelEU Aviation“-­Initiative für 2030 einen Zielwert von 6 %. „Das alles kostet uns natürlich viel Geld“, gibt Guido Hackl zu, „aber es ist für uns ein wichtiges Thema.“

Zu den drei Stoßrichtungen von Air France-KLM (neben dem SAF-Einsatz und dem „Eco-Piloting“, bei dem Flugeffizienz am Boden und in der Luft verbessert wird, um den Treibstoffverbrauch zu senken) gehört auch die Erneuerung der Flotte. So wurde Ende September 2023 bei Airbus ein Großauftrag fixiert, bei dem 50 Airbus A350 Langstreckenjets bestellt wurden, plus Option auf 30 weitere (Auslieferung ab 2026). Der Auftrag gilt zusätzlich zu den bereits bestellten 41 Airbus A350, von denen bislang 28 in die Flotte eingegliedert wurden. Damit nicht genug, orderte Air France kurz vor Ausbruch der Pandemie 60 Airbus A220-300 (bereits 32 ausgeliefert) plus Option auf weitere 60. Ende 2021 wurde ein Vertrag über 100 Flugzeuge der A320/A321 neo-Familie sowie eine Option auf 60 weitere unterzeichnet (Auslieferung seit Mitte 2023) für KLM sowie Transavia France und The Netherlands.

Zur Größenordnung: Der gesamte Konzern (inkl. Transavia und Air France-KLM-Martinair Cargo) verfügt aktuell über eine Flotte von über 543 Flugzeugen. Guido Hackl: „Ab 2028 werden 64 % der Flotte aus Neuzugängen bestehen.“ Die Auswirkungen auf die CO2-Bilanz von Air France-KLM sind beträchtlich, denn die neuen Flugzeuge emittieren um −25 % weniger CO2 und verursachen um −33 % weniger Lärm.

Auch Abseits der CO2 -Thematik agiert Air France-KLM umweltbewusst. So wird seit Jahren die Abfallerzeugung der gesamten Lieferkette reduziert. Ein Beispiel ist das Catering, wo durch Einsatz von künstlicher Intelligenz (KI) die Anzahl der Mahlzeiten an Bord ermittelt wird, um ein Überangebot an Speisen zu vermeiden. Guido Hackl: „Wir sind eine der Airlines, die auf ihren Europa-Flügen noch gratis Catering anbietet.“

Aktuell verbindet Air France-KLM Wien mit Paris Charles de Gaulle bis zu viermal täglich (Mittwoch und Samstag dreimal) sowie mit Amsterdam-Schiphol viermal pro Tag. Saisonal kommen die Transavia-­Flüge nach Innsbruck und Salzburg hinzu sowie ganzjährig jene von Wien nach Paris Orly (fünfmal pro Woche, außer Dienstag und Samstag).

Im Vertrieb spielt das Firmenkundenprogramm „Blue Biz“ eine wichtige Rolle, ebenso wie die NDC (New Distribution Capability): „Es ist die mit Abstand günstigste Vertriebsform“, betont Guido Hackl. „Bei einem Großteil der weltweiten Reisebüropartner ist NDC bereits integriert und die Zahl steigt stetig.“ NDC ermöglicht die Erstellung personalisierter Angebote, die auf den individuellen Wünschen sowie dem „Flying Blue“-Status (so der Name des Treueprogramms von Air France-KLM) der Fluggäste basieren. Es bietet außerdem Zugang zu einer Vielzahl an exklusiven Vorteilen, wie günstigeren Tarifen dank Continuous Pricing. NDC ermöglicht eine dynamische Preisgestaltung für bezahlte Sitze sowie dynamische, personalisierte Pakete mit Flugtickets und Bestplatzoption neben anderen Tarifoptionen.“

Es sind also durchaus ambitionierte Pläne, die Air France-KLM auch in Österreich hegen. Doch vorerst wird gefeiert: Am 12. Juni beim großen SkyTeam-Fest im Wiener Justizpalast, bei dem auch die Airline-Allianz einen runden Geburtstag begeht: 25 Jahre SkyTeam. T.A.I. wird berichten.

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