Umweltfreundliches Fliegen

Flugplanung wie im Speed-Boat! Wiener Tech-Unternehmen erobert die Welt

Print-Ausgabe 16. Dezember 2022

Ein erstes Modell zur Vermeidung von Kondensstreifen wurde bereits implementiert, so Raimund Zopp (Bild: © Flightkeys)


 

Vor 7 Jahren gegründet erstellt Flightkeys bereits 380.000 Flugpläne täglich – jetzt wurde das Unternehmen Mitglied der „Contrail Impact Task Force“

In der Öffentlichkeit weitestgehend unbekannt, lassen einige der renommiertesten Airlines der Welt ihre Flug­pläne in der Wiener Mariahilfer Straße erstellen. Dort sitzt das Softwareentwicklungsunternehmen Flightkeys, das 2015 von sieben Experten mit langjähriger Erfahrung in der Luftfahrtindustrie, darunter zwei ex-AUA-Piloten, gegründet wurde. Flightkeys hat sich binnen kürzester Zeit zu einem der weltweit größten Anbieter von Flugplanungs-­Services entwickelt. Rund 380.000 Flugpläne werden dort täglich erstellt. Zuletzt sorgte Flightkeys für positive Schlagzeilen im Bereich des Umweltschutzes.

„Unsere Mission ist es, das Flug­management für das 21. Jahrhundert völlig neu zu schreiben“, betonen die Flightkeys-Initiatoren. Ziel ist eine weitgehend automatiesierte und kostenoptimierte Planung der Flugstrecke und die Reduktion des Klimafußabdrucks. Basis dazu ist FLIGHTKEYS 5D, das den Initiatoren zufolge „Airline-Netzwerke, Treibhausgasemissionen und Sicherheit auf die kosteneffizienteste Weise in Einklang bringt“. FLIGHTKEYS 5D deckt demnach einen Bereich ab, der „weit über alle derzeit auf dem Markt erhältlichen Lösungen hinausgeht“. Der große Unterschied zu bestehenden Programmen liegt darin, dass FLIGHTKEYS 5D nicht aus einem großen, in sich geschlossenen System besteht, sondern aus vielen Einzelmodulen, basierend auf neuester Technologie, die miteinander vernetzt werden.

Die Software FLIGHTKEYS 5D erlaubt dadurch einerseits die automatische Berechnung von optimaler Flugroute, Höhen- und Geschwidnikeitsprofil unter Berücksichtigung aktueller Flugzeug-, Wetter- und Luftraumdaten, anderseits errechnet sie bei Abweichungen (z.B. durch Wetter­ereignisse) automatisch die kostengünstigste und treibstoffsparendste Alternativroute. Dadurch werden Vorhersagemodelle erstellt, die Faktoren wie Zeit(-ersparnis) und Kerosinverbrauch bei der Analyse jeder Flugbewegung berücksichtigen. Durch die moderne Technologie erfolgt die Berechnung wesentlich schneller und automatisierter als bei vergleichbaren Systemen, wodurch der Flugbetrieb flexibler und effizienter auf Änderungen der Bedingungen reagieren kann.

Bereits in den 1990er-Jahren hatten Raimund Zopp und einige seiner Mitgründer ein Flugplanungs-Programm entwickelt, das sich rasch am Markt etablierte und 2008 verkauft wurde. 2015 fanden sie sich neu zusammen, um all dies und noch einiges mehr als Start-up mit einer zeitgemäßen Softwarelösung zu realisieren (u. a. durch finanzielle Unterstützung der FFG – Österreichische Forschungsförderungsgesellschaft).

Das jüngste Projekt dreht sich um die Eindämmung von Kondensstreifen (Contrails). Dafür wurde Ende November 2022 die branchen­übergreifende „Contrail Impact Task Force“ gegründet, zu deren Initia­toren neben Flightkeys auch das Airline-Quintett American, United, Southwest, Alaska Airlines und Virgin Atlantic, die Flugzeughersteller Airbus und Boeing sowie die von Bill Gates initiierte Dachorganisation Breakthrough Energy (Innovationen im Bereich nachhaltiger Energie), Google Research, das Imperial College London und das in den USA ansässige Rocky Mountain Institute gehören.

Wobei eines klar ist: Nicht alle Flüge führen zu Kondensstreifen und nicht alle Contrails haben eine wärmende Wirkung. Jüngsten Studien zufolge dürfte nur ein kleiner Teil der Flüge (weniger als 10 %) für 80 % der wärmenden Kondensstreifen verantwortlich sein. Sie entstehen in Flughöhen zwischen 9.750 und 12.800 m. Die Hebelwirkung ist aber enorm: Während die Luftfahrtindustrie etwa 2,4 % zu den weltweiten CO2-Emissionen beiträgt, dürften Kondensstreifen für einen zusätzlichen Erwärmungseffekt sorgen, der 60 % des gesamten Klimaeffektes der Luftfahrt ausmacht. „Es ist ein Schritt in Richtung eines nachhaltigen Luftverkehrs. Das Umfliegen von Kondensstreifen-sensiblen Gebieten mit den Flugoptimierungs­algorithmen ist problemlos möglich“, so Raimund Zopp, Director of Innovation bei Flightkeys, das bereits ein erstes Modell zur Vermeidung von Kondensstreifen in das 5D-System implementiert hat. Zopp: „Wir freuen uns darauf, es mit unseren Kunden zu testen und die ersten Ergebnisse zu erhalten.“

 

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