ANA
Budweis International Airport

„Florenz des Nordens“ wird fliegende Konkurrenz für Prag & Linz

Print-Ausgabe 24. August 2018

Im Frühjahr 2020 beginnt am České Budějovice Airport das Linienflug-Zeitalter – der Flughafen will vor allem kostenseitig punkten – Planungen sind voll angelaufen

Mitte Juli sorgte die Bestellung des Österreichers Dieter Pammer (zuvor NIKI, Flughafen Linz sowie ETI) zum Head of Airline Marketing & Touroperator Management des České Budějovice Airport für eine starke mediale Resonanz dies und jenseits der Landesgrenzen. Ab Mai 2020, so die aktuellen Pläne von Flughafen-Direktor Ladislav Ondřich, soll der bisher auf General Aviation spezialisierte ehemalige Militärflughafen für den Linienverkehr geöffnet werden. Die Ambitionen des Budweiser Airport-Managements reichen dabei weit in österreichisches Territorium hinein: Neben Südböhmen umfasst die Catchment Area (in ihr leben 2 Mio. Menschen) auch große Teile Oberösterreichs und Niederösterreichs, womit er dem Blue Danube Airport Linz ins Gehege kommt.

Der definiert sich bekanntlich ebenfalls als „Heimatflughafen für Südostbayern, Südböhmen, Oberösterreich und den Westen Niederösterreichs“. Doch Ingo Hagedorm, Marketingchef des Flughafens Linz, sieht, wie er gegenüber den OÖ Nachrichten bekräftigte, in der neu entstehenden Konkurrenz in erster Linie „einen Wettbewerb um den südböhmischen Markt.“ Dieser teile sich derzeit auf Prag und Linz auf.

Dieter Pammer wiederum bringt – neben der noch frei verfügbaren Slots – die deutlich niedrigeren Kosten am Budweis International Airport ins Spiel: „Die sind unser großer Vorteil und liegen sogar unter jenen von Frankfurt-Hahn.“ Zu den großen Pluspunkten zählt auch die 2,5 km lange und 80 Meter breite Piste. Sogar ein Airbus A380 könne laut Pammer dort starten und landen.

Die Tschechische Republik verfügt aktuell über fünf internationale Flughäfen mit Linienverkehr: Spitzenreiter ist Prag (15,4 Millionen Passagiere in 2017, plus 17,8 Prozent), gefolgt von Brünn (470.000 Passagiere, plus 12,6 Prozent) und Ostrava im Nordosten Tschechiens (324.000 Passagiere, plus 25,6 Prozent). Schlusslichter sind Pardubice (124 km östlich von Prag, 88.490 Passagiere; im Spitzenjahr 2013 waren es noch 184.140) und Karlovy Vary im Nordwesten Tschechiens mit 21.404 Passagieren im Vorjahr (ein weiterer starker Rückgang, 2013 gab es mit 104.469 Gästen einen Höchstwert).

Das 156 km südlich von Prag gelegene Budweis stellt demnach noch einen großen weißen Fleck auf der Tschechischen-Airport-Landkarte dar. Erst im April 2006 wurde der ehemalige Militär-Flughafen für die General Aviation geöffnet. Jetzt erfolgt der große Sprung zum internationalen Airport, der sowohl im Outgoing- als auch im Incoming-Tourismus starke Akzente setzen soll. Pammer: „Der Václav-Havel-Flughafen Prag stößt mit 15,4 Millionen Passagieren an seine Kapazitätsgrenze.“ Zwar werden für Prag eine dritte Startbahn sowie die Kapazitäts-Erhöhung auf 21 Millionen Passagiere angedacht, doch bis dies realisiert werden kann, wird es noch dauern. Laut Pammer eine große Chance: „Viele Touristen sind es gewohnt, nach Prag zu fliegen und dann mit dem Bus nach Südböhmen zu fahren. In Zukunft werden sie direkt am Budweis International Airport landen können.“

Für Dieter Pammer ist Budějovice (Budweis), wie er im Interview mit www.idnes.cz betonte, „das Florenz des Nordens“ und mit dem im Bauernbarock gestalteten Dorf Holašovice und der Stadt Český Krumlov (rund eine Million Gäste pro Jahr aus aller Welt, darunter Japan und die USA) gebe es zwei UNESCO-Welterbestätten in nächster Nähe. Auch das Budweiser Budvar – eine weltbekannte Biermarke – helfe bei der Vermarktung von Region und Flughafen.

Mit Red Bull kommt jetzt ein weiterer Global Player hinzu: Die „Flying Bulls“, die Kunstflugstaffel von Red Bull, haben den Budweis International Airport zu ihrer Trainings-Basis auserkoren. Die Vertragsunterzeichnung dazu erfolgte Mitte August. Dieter Pammer: „Das ist nicht nur Image-Gewinn, sondern auch ein wichtiger Schritt im Zuge der marketingtechnischen Aufwertung des Flughafens.“

Dessen Umbau ist bereits voll im Gange. Mit Errichtung eines großen Passagier-Terminals (Fertigstellung Ende 2018), der Installation eines neuen ILS (Instrument Landing System) bereits heuer im Herbst und der im nächsten Jahr geplanten Autorisierung für den kommerziellen Flugbetrieb wird der Start für den Low Cost-Linien- und Ferienflugbetrieb general-
stabsmäßig vorbereitet.

Die bisherigen Medienberichte haben jedenfalls für ein extremes Echo gesorgt, laut Dieter Pammer gibt es mit einer Low Cost-Airline sogar Gespräche über die Errichtung einer Basis (drei Jets). Die ursprünglich geplante Jahres-Kapazität von anfänglich 80.000 Passagieren pro Jahr musste bereits kräftig nach oben revidiert werden. Damit wäre der Budweis International Airport vom Start weg Tschechiens Nummer 3. 

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Erstellt am: 24. August 2018

Flughafen-Direktor Ladislav Ondřich und Head of Airline Marketing & Touroperator Dieter Pammer wollen auch Fluggäste aus Oberösterreich und Niederösterreich anlocken

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