Emirates, Korean und Turkish als Top-Gewinner der Pandemie-Jahre

Emirates-Präsident Tim Clark darf sich freuen: Seine Airline legte gegenüber 2019 den größten Gewinn-Sprung hin

Diese drei Airline-Konzerne erzielten im letzten Geschäftsjahr die mit Abstand größten Gewinn-­Zuwächse gegenüber 2019 – bei den Umsätzen gab es teils große Verschiebungen

Die Corona-Pandemie hat das Umsatz-Ranking der größten 20 Airline-Konzerne der Welt durcheinandergewirbelt. Sechs der Top 20 konnten sogar ihre operativen Gewinne steigern. Das geht aus einer T.A.I.-Analyse hervor, in deren Rahmen die wichtigsten Kennzahlen im Geschäftsjahr 2022 der umsatzstärksten Airline-Konzerne mit jenen von 2019 verglichen wurden.

Zunächst zu den Umsätzen: Wie 2019 lagen auch 2022 die „Big Three“ der USA in Front, allerdings mit Delta Air Lines (ca. 45,08 Mrd. Euro Umsatz, +7,6 % gegenüber 2019) als neuer Nummer 1. Sie verdrängte American Airlines (+ 7,0 %) von der Spitze. United Continental (+8,7 %) landete auf Rang drei.

Für eine Überraschung sorgte die Lufthansa-Group: Während der Konzern (inkl. Catering und Technik) Umsatzeinbußen von −10,1 % hinnehmen musste, erzielten die Bereiche Airlines und Cargo ein Plus von 11,2 % auf 30,28 Mrd. Euro. Das Herausrechnen dieser Lufthansa-­Geschäftsbereiche ist notwendig, um einen direkten Vergleich mit den anderen Konzernen ziehen zu können. So oder so: Der Kranich-Konzern landet im Umsatz-Ranking in beiden Fällen auf Platz 4.

Air France-KLM hält unverändert Rang 5 (Umsatz −2,9 %). Dahinter überholte Emirates (+11,8 % gegenüber 2018/19) die IAG (British, Iberia, Vueling und Aer Lingus) mit −9,6 %. Southwest Airlines landete 2022 mit +11,1 % beim Umsatz unverändert gegenüber 2019 auf Platz 8.

Umsatz-Höhenflüge & -Abstürze

Dahinter spielt es sich dramatisch ab. Turkish Airlines preschte von Rang 20 in 2019 auf Platz 9 in 2022 vor (+39,3 %), Qatar Airways von Rang 19 auf Platz 10 (+10,1 %; Umsatz Geschäftsjahr 2021/22, 2022/23 liegt noch nicht vor) und die Singapore Airlines Group (inkl. Silk Air und Scoot) von Platz 17 auf 11 (+14,5 %). Einen großen Sprung nach vorne schaffte Ryanair von Platz 24 auf 17, deren Umsatz erstmals im zweistelligen Milliarden-Bereich landete und gegenüber 2018/19 um +40,0 % zulegte.

Möglich wurden diese Verschiebungen durch die Null-Covid-Politik Chinas. Dessen drei größte Carrier, – China Southern, Air China und China Eastern –, verbuchten nicht nur massive Umsatz-Einbußen gegenüber 2019, sondern auch im Vergleich mit 2021. Als einzige im Top-20-Ranking verblieb 2022 die China Southern Group (von Platz 9 auf 12, Umsatz −39,0 % gegenüber 2019). Bei Air China brach der Umsatz 2022 im Vergleich zu 2019 um −56,0 % ein, bei China Eastern um −58,8 %.

Spannend ist auch das Ranking der operativen Gewinne. Emirates legte gegenüber 2018/19 um +1,680 % auf umgerechnet 3,37 Mrd. Euro zu. Auf Platz 2 folgt Korean Air mit einem Gewinn-Sprung um +849,4 % auf 2,13 Mrd. Euro. Möglich wurde dies nicht zuletzt durch eine Verdreifachung der Cargo-­Umsätze, während sich jene der Passage nahezu halbierten. Der Fracht-Umsatz erreichte 2022 das Niveau jenes der Passagiere von 2019.

Mit +205,0 % sorgte Turkish Airlines für den drittstärksten operativen Gewinn-Anstieg auf umgerechnet 3,193 Mrd. Euro. Die Airline legte außerdem als einzige der Top-20-Konzerne bei den ASK (Available Seat Kilometers) und den RPK (Revenue Passanger Kilometers) mit +7,5 % und +6,2 % zu. Nicht berücksichtigt werden kann bezüglich der ASK und RPK Ryanair, da diese nur die Auslastungswerte publiziert. Es ist aber anzunehmen, dass auch Ryanair bei beiden ein starkes Plus aufweist, da sie der einzige Top-20-Konzern mit einem Passagier-Zuwachs (+18,6 %) war. Auch Ryanair schaffte 2022/23 mit 1,573 Mrd. Euro einen Gewinnsprung (+48,1 %) gegenüber 2018/19.

Ebenfalls Gewinn-Zuwächse gegenüber 2019 erwirtschaften konnten im Vorjahr die Singapore Airlines Group (1,86 Mrd. Euro, +165,2 %) und – die große Überraschung – die Geschäftsbereiche-Airlines und Cargo des Lufthansa-Konzerns (974 Mio. Euro, +144,1 %).

Die Umrechnung in die Euro-Werte erfolgte bei der Analyse generell zum Wechselkurs des Bilanz-Stichtages. In den meisten Fällen ist dies der 31.12., in manchen der 31.3. Wobei bei diesen Airline-Konzernen die Geschäftsjahre 2018/19 mit jenen von 2022/23 verglichen wurden. Grund: Ersteres war das letzte „Normaljahr“ (der März 2020 war ja der erste Lockdown-Monat), letzteres jenes Jahr, in dem weitestgehend wieder Normalbetrieb herrschte. Im Falle von Qantas (Geschäftsjahr endet am 30. Juni) erfolgte eine Umrechnung der Werte anhand der Halbjahresberichte auf den 31.12.

*) Die Umrechnung der Wechselkurse erfolgte mit den Werten zum jeweiligen Bilanzstichttag; bei Turkish Airlines wurden aufgrund der hohen TRY-Inflation jeweils die US-Dollar-Geschäftsberichte herangezogen

**) Qantas hat als Bilanzstichtag den 30. Juni; um eine Vergleichbarkeit herzustellen, wurden die Habljahresbilanzen (Stichtag 31.12.) herangezogen und die Umsätze der 2. sechs Monate des Vorjahres dazugerechnet