Lufthansa Gruppe

Einmal Staatshilfe und zurück: Kranich nimmt Kurs auf eigene Kraft

Print-Ausgabe 20. August 2021

Lufthansa-CEO Carsten Spohr plant eine Kapitalerhöhung, die es ermöglichen soll, erhaltene Staatshilfen zurückzuzahlen


 

Im zweiten Quartal 2021 waren der Lufthansa-Konzern und auch Austrian Airlines erstmals wieder cash-positiv – Deutschland verringert ein wenig seinen Anteil

Die deutsche Bundesregierung hat angekündigt, in den kommenden Wochen ihren – im Zuge der Corona-­Hilfsmaßnahmen erworbenen – Anteil am Lufthansa-­Konzern von 20 Prozent auf 15 Prozent zu reduzieren. Die Bundesrepublik wird mit dem Verkauf dieses 5-Prozent-Pakets aller Voraussicht nach ein gutes Geschäft machen. Vor 14 Monaten war der Staat eingesprungen, um der Fluggesellschaft durch die Corona-­Krise zu helfen. Bereits damals wurde von Regierungsseite angekündigt, bis Ende 2023 die Anteile wieder zu verkaufen.

Die im Mai vergangenen Jahres gewährte Staatshilfe Deutschlands für den Kranich-Konzern erfolgte auf mehreren Ebenen:

  • Den größten Brocken machte die stille Beteiligung durch den rund um die Pandemie von der Bundesrepublik eingerichteten Wirtschaftsstabilisierungsfonds (WSF) in Höhe von insgesamt 4,7 Milliarden Euro aus;
  • darüber hinaus erwarb der Bund im Zuge einer Kapitalerhöhung einen Aktienanteil mit beschränktem Stimmrecht über 300 Millionen Euro in Höhe von 20 Prozent;
  • der dritte Teil bestand aus einer stillen Beteiligung über rund 1 Milliarde Euro, die im Falle einer drohenden feindlichen Übernahme oder Nichtzahlung der vereinbarten Verzinsung in Aktien des Unternehmens umgewandelt werden kann. Dadurch käme der Bund auf eine Sperrminorität von 25 Prozent plus einer Aktie. Die Verzinsung der stillen Einlage beläuft sich 2021, wie auch schon 2020, auf 4 Prozent. Bis 2027 steigt sie in jährlichen Schritten bis auf 9,5 Prozent.

Bei der nun angekündigten Transaktion geht es um den 20  Prozent-Anteil mit beschränktem Stimmrecht, für den Deutschland beim Einstieg 2,56 Euro pro Aktie bezahlt hatte. Dieser Wert lag deutlich unter dem damaligen Kursniveau von 7,82 Euro. Begründet wurde dieses „Schnäppchen“ mit der Höhe des Gesamtpaketes an Staatshilfen.

Mitte dieser Woche bewegte sich der Kranich-Kurs bei 8,82 Euro (Tendenz zuletzt sinkend). Der nun bevorstehende Verkauf von 5 Prozent dürfte dem Staat – so sich der Aktienkurs der Lufthansa nicht noch gravierend verändern sollte – rund 190 Millionen Euro einbringen.

Zum Vergleich: Der historische Kurs-Höchststand der Lufthansa-­Aktie wurde am 29. Dezember 2017 mit 30,72 Euro erreicht. In der Corona-Ära war der Höhepunkt am 3. März 2021 bei 12,79 Euro. Der Verkauf des 5-Prozent-Paketes zum damaligen Zeitpunkt hätte der deutschen Bundesregierung knappe 300 Millionen Euro Gewinn eingebracht.

Wie dem auch sei: Der Teilrückzug des deutschen Staates kann für die Lufthansa-Töchter, allen voran für Austrian Airlines (Österreich hatte seinem Flagg-Carrier zwar mit einem 450 Millionen Euro-­Paket unter die Arme gegriffen, sich aber nicht am Unternehmen beteiligt) als gute Meldung gewertet werden.

Allgemein wird davon ausgegangen, dass sich die Lage in der Luftfahrt langsam stabilisiert. So konnte die gesamte Lufthansa-­Gruppe im zweiten Quartal 2021 den Mittel­abfluss stoppen, auch Austrian Airlines: „Mit dem zweiten Quartal sind wir sogar cash-positiv”, betonte deren CEO Alexis von Hoensbroech Anfang August bei Bekanntgabe der Unternehmenszahlen für das erste Halbjahr 2021. Vor zu hohen Erwartungen warnt von Hoensbroech jedoch: „Die Krise lässt uns noch lang nicht aufatmen.“

Aktuell bewegt sich der Liquiditäts-­Polster im gesamten Lufthansa-­Konzern bei über 11 Milliarden Euro (flüssige Mittel und nicht gezogene Kreditlinien). Lufthansa-­CEO Carsten Spohr plant zudem eine Kapitalerhöhung, die es ermöglichen soll, erhaltene Staatshilfen wieder zurückzuzahlen. Für den gesamten Konzern belaufen sich diese auf 9 Milliarden Euro. Durch all diese Maßnahmen sollte – so die Schlussfolgerung von ExpertInnen – „auch eine vorübergehende Verschärfung der Situation durch die Delta-Variante des Coronavirus zu meistern sein, ohne dass man noch einmal beim Staat anklopfen muss“.

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