Print-Ausgabe 25. Jänner 2019
Verdoppelung der Rendite auf Augenhöhe mit LH und Swiss ist Voraussetzung, um in die Erneuerung der Langstreckenflotte investieren zu dürfen
Es ist so etwas wie die letzte Chance für Austrian Airlines, um den Status als Netzwerk-Carrier innerhalb der Lufthansa Group zu erhalten und nicht den Point-to-Point Airlines Eurowings und Brussels zugeschlagen zu werden: #DriveTo25, das vorigen Donnerstag von Austrian CEO Alexis von Hoensbroech und CFO Wolfgang Jani vorgestellte 10-Punkteprogramm, mit dem Profitabilität an jene der Konzernschwestern Lufthansa und Swiss herangeführt werden soll. Von Hoensbroech: „Wir müssen den Rendite-Abstand deutlich verringern.“
Zuletzt (2017) lag die adjusted EBIT-Marge (Gewinn vor Zinsen und Steuern) bei 4,6 Prozent. Lufthansa und Swiss schafften das Doppelte bis Zweieinhalbfache. Erst wenn es gelingt, die Rendite „auf Augenhöhe mit den anderen“ hochzuschrauben, wird von der Konzernspitze auch grünes Licht für die Erneuerung der veralteten Langstreckenflotte erteilt – ein Milliarden-Projekt: Für die zu ersetzenden sechs Boeing 767-300ER (Durchschnittsalter 22,9 Jahre) und sechs Boeing 777-200ER (18 Jahre) sind je nach Modell in Summe laut Listenpreisen zwischen 230 Mio. US-Dollar (Boeing 787-8) und knapp 320 Mio. US-Dollar (Airbus A350-900) zu berappen, pro Jet versteht sich.
Die jetzt im Rahmen des 10 Punkte-Vorhabens vorgesehene Investition in zehn gebrauchte Airbus der A320 Familie verdeutlicht, welch großes Volumen im Relation dazu die Erneuerung der Langstrecken-Flieger darstellen wird. Abzüglich der zu erwartende Verkaufserlöse von ca. 110 Mio. Euro für die 18 zur Ausflottung anstehenden Dash 8 Q400 (Durchschnittsalter 14,8 Jahre) beläuft sich das Volumen von 200 bis 230 Mio. Euro – ein Bruchteil der Langstrecken-Investition.
Entsprechend radikal sind die Vorhaben, mit denen die Profitabilität hochgeschraubt werden soll. Wie bereits von den Tagesmedien berichtet, wird Austrian ihr komplettes Flugprogramm auf den Hub Wien konzentrieren: „Wir nehmen damit Komplexität aus dem System“, so Alexis von Hoensbroech. „Wir sind dann wesentlich Wettbewerbsfähiger und resilienter.“
Die Mittelstreckenflotte wird nach Ausscheiden aller Q400 Turboprops in zwei bis drei Jahren nur noch aus Jets der A320-Familie (wächst von derzeit 36 auf künftig 46 Stück) sowie des Typs Embraer 195 (unverändert 17 Flugzeuge, im Schnitt 7,3 Jahre jung) bestehen.
Bei den gebrauchten A320/A321, die zur Flotte stoßen, wird es sich „um keine alten Flugzeuge handeln. Da gehen sich schon jüngere aus“, ist von Hoensbroech überzeugt. Die bestehenden A320 haben im Schnitt 15,5 Jahre auf dem Buckel, die A321 sogar 21,1 Jahre.
Die Umflottung wird das Sitzangebot von OS insgesamt um fünf Prozent erhöhen, am Standort Wien durch das Auflassen aller sechs Bundesländer-Basen sogar um 10 Prozent.
Rund 200 Piloten und FlugbegleiterInnen, die aktuell in den Bundesländern stationiert sind (inkl. Altenrhein, wo Austrian gar nicht mehr hinfliegt), erhalten die Möglichkeit, nach Wien zu übersiedeln. Für jene, die das nicht wollen/können, wird ein Sozialplan mit der Gewerkschaft ausgearbeitet. Die Bundesländerflüge ab Wien bleiben, jene von den Bundesländern nach Deutschland „werden innerhalb der Lufthansa-Group anders organisiert“ (u.a. durch Eurowings).
Fix ist, dass keine weiteren gebrauchten Langstrecken-Flieger mehr angeschafft werden. Sollte es tatsächlich zur Erneuerung der Langstrecken-Flotte kommen (von Hoensbroech: „Wir werden unseren Hut in den Ring werfen“), wird es künftig nur noch ein Modell geben (das dafür am Ende dann zwölf Mal). Im ersten Schritt soll die Tripleseven-Flotte umgestellt werden, erst dann die Boeing 767. Von Hoensbroech: „Es ist eine alternde Flotte, was nicht heißt, dass die Flugzeuge nicht gut sind.“ Bei entsprechender Wartung stehe einem Einsatz von 30 Jahren nichts im Wege.
Die Strategie auf der Langstrecke lautet „weniger Asien, mehr Nordamerika“ sowie „weniger Destinationen, dafür täglich“ mit Fokus auf den Geschäftsreisesektor. Der Streichung fällt deshalb das Winterziel Seychellen zum Opfer. Alles andere bleibt wie gehabt (also auch Mauritius und Malediven). Tokio habe „voll eingeschlagen“. Und Kapstadt? Dazu machte von Hoensbroech keine näheren Angaben, nur so viel: „Wir gucken uns zweimal im Jahr alle Langstrecken an.“
Das 10 Punkte-Programm soll zügig umgesetzt werden. „2019 wird ein Jahr des Umbauens“, so Alexis von Hoensbroech. Wie hoch das Rendite-Ziel ist, darauf wollte er sich nicht festlegen lassen, nur so viel: „Wir befinden uns auf einem Weg, der plausibel ist, dass es uns hinterher viel besser geht. Ich bin sehr zuversichtlich, dass das, was wir jetzt entschieden haben, Austrian Airlines deutlich stärken wird.“
Erstellt am: 25. Jänner 2019
Stellten vor kurzem das neue 10-Punkteprogramm vor: Austrian CEO Alexis von Hoensbroech und CFO Wolfgang Jani
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