ANA
20. Luftfahrt-Symposium

„Die Luftfahrt ist ein wichtiger Teil des Mobilitätssystems der Zukunft“

Print-Ausgabe 16. September 2022

Leonore Gewessler, Bundesministerin für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie

„Wir stehen vor einer Transformation des gesamten Luftfahrt-Sektors“, so Ministerin Leonore Gewessler (Bild: © BMK / Cajetan Perwein)


 

Sie muss deshalb wirtschaftlich auf soliden Beinen stehen, gleichzeitig aber nachhaltiger und digitaler werden – Schlagworte sind „vermeiden“, „verlagern“ und verbessern“

Jubiläen sind immer etwas Besonderes. So auch das 20. Luftfahrt-Symposium Mitte dieser Woche in Wien. Erstmals ging dieses Event unter Schirmherrschaft des Dachverbandes „Aviation Industry Austria“ (AI Austria) über die Bühne, zu dem sich der Luftfahrtverband (ÖLFV) und die AAIG (Austrian Aeronautics Industries Group) zusammengeschlossen haben. Gleichzeitig wurde zu diesem Anlass von Ministerin Leonore Gewessler die neue „österreichische Luftfahrtstrategie“ präsentiert. Sie legt jene Eckpunkte fest, wie sich die Branche in Österreich selbst sowie im Zusammenwirken mit anderen Verkehrsträgern entwickeln soll und welche Rolle ihr im Mobilitätssystem künftig zukommt. Doch dazu später.

In ihren Begrüßungsworten unterstrichen Austro Control-Geschäfts­führer Philipp Piber und FACC-Chef Robert Machtlinger die Bedeutung des Luftfahrt-Sektors in Österreich (rund 80.000 Personen direkt bzw. indirekt beschäftigt, Wertschöpfung über 5 Mrd. Euro), während Flughafen Wien-Vorstand Julian Jäger die „ausgezeichnete Performance der österreichischen Flughäfen und von Austrian Airlines im heurigen Sommer“ hervorhob: „Wir können stolz auf das Erreichte sein und blicken optimistisch in die Zukunft.“

Jäger zufolge sind die jüngsten Zahlen des Flughafens Wien „nicht mehr weit von vor der Krise“ entfernt. Die Zahl der Passagiere lag zuletzt bei 90 % des Vor-Pandemie-Niveaus, jene der Flugbewegungen bei 80 %: „Wir haben also deutlich mehr Passagiere pro Flugzeug.“

Die Herausforderungen für die Branche bleiben aber bestehen: „Früher hatten wir alle fünf bis zehn Jahre eine Krise, jetzt sind es fünf Krisen pro Jahr“, brachte es Julian Jäger auf den Punkt, um am Ende seiner Ausführungen zu unterstreichen: „Die Luftfahrt muss CO2-neutral werden.“

Damit lag das Wort bei Ministerin Eleonore Gewessler: „Der Klimaschutz ist eine Jahrhundertaufgabe.“ Und: „Wir stehen vor einer großen Transformation des gesamten Sektors.“ Luftfahrt werde „ein entscheidender Teil der Zukunft sein“, aber „ungebremstes Wachstum mit steigenden Emissionen trotz technischem Fortschritt wird nicht gehen.“

Laut Eleonore Gewessler müsse „das Mobilitätssystem der Zukunft bequem, leistbar und klimaschonend“ sein, wobei die Prioritäten auf „Vermeiden“ (dort, wo Verkehr nicht nötig ist), „Verlagern“ (hin zu jenen Verkehrsträgern, die für die geforderte Leistung am geeignetsten sind; z.B. Zug zum Flug) und „Verbessern“ (laufende Innova­tionen und technische Weiterentwicklungen) liegen.

Eleonore Gewessler sieht die Luftfahrt als „Teil des gesamten Mobilitätssystems“. Sie müsse „wirtschaftlich auf soliden Beinen stehen“ und gleichzeitig „nachhaltiger und digitaler“ werden. Wobei ihr klar ist, dass „Veränderungen nur gemeinsam gelingen können“. Deshalb gliedert sich die Luftfahrtstrategie in zwei Teile: Einen Luftfahrt-Bezogenen und den zweiten mit Fokus auf den Bereich FTI (Forschung, Technologie und Innovation). Gewessler: „Wir müssen beide Bereiche stärker miteinander verschränken.“

Ein zentrales Thema sei die Einführung nachhaltiger Kraftstoffe in Form von SAF (Sustainable Aviation Fuel): „Wir müssen einen Beitrag zur Dekarbonisierung leisten, Luftfahrt geht ohne synthetische Kraftstoffe nicht“, so Gewessler. Da passte es zeitlich gut, dass Dienstag dieser Woche die OMV mit der Lufthansa Group eine Absichtserklärung über die Lieferung von mehr als 800.000 Tonnen SAF für 2023 bis 2030 unterzeichnete und einen Tag später Ryanair ankündigte, in den kommenden acht Jahren bei der OMV rund 160.000 Tonnen SAF beziehen zu wollen. Für Dachverband Luftfahrt-Geschäftsführer Peter Malanik sei dies „der Weg, der uns in die Zukunft führen wird.“ Beim Luftfahrt-Symposium 2018, das unter dem Titel „Green Aviation Future – Innovationsmotor Luftfahrt“ stattfand, galt dieses Thema noch als exotisch.

Noch sind die SAF-Absichtserklärungen allerdings nicht mehr als die sprichwörtlichen Tropfen auf den heißen Stein: „Es ist eine extrem große Herausforderung, eine Massenproduktion aufzubauen“, so Gewessler. Für sie steht fest: „Die Arbeit fängt erst an, sonst bleibt die neue Luftfahrtstrategie nicht mehr als Papier.“ Dem „Avia­tion Forum Austria 2022“ Mitte Oktober auf dem Erste Campus Wien kommt deshalb große Bedeutung zu. www.ffg.at/aviation-forum-austria-2022

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