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LOT-Mutter kauft deutschen Ferienflieger

Condor-Übernahme reduziert für LOT das Währungsrisiko

T.A.I. 24 TOP News

Mit dem Kauf des deutschen Ferienfliegers Condor durch die polnische LOT entsteht eine interessante Airline-Gruppe: auf der einen Seite die zuletzt dynamisch wachsende LOT, auf der anderen der für das Leisure-Segment der DACH-Region wichtigen Condor, die im Zuge der Thomas Cook-Pleite einen neuen Eigentümer suchen müsste.

Von „einem der führenden Luftfahrtkonzerne in Europa“ zu sprechen, wie dies in der Mitteilung der LOT-Mutter Polska Grupa Lotnicza (PGL) und durch Condor-Chef Ralf Teckentrup geschah, ist aber doch etwas zu hoch gegriffen. Alleine die Lufthansa-Tochter Eurowings ist vom Umsatz her um ein Drittel größer, von den Passagierzahlen her gar um das Doppelte. LOT/Condor sind also eher im Mittelfeld anzusiedeln.

Zusammen bringen es die beiden auf rund 20 Mio. Passagiere und 3,3 Mio. Euro Umsatz. Konkret sehen die Werte wie folgt aus:

Condor und LOT in Zahlen

 

Passagiere *)

Umsatz **)

EBIT **)

Flotte (Ende 2019)

Condor

9,4 Mio.

1,70 Mrd. €

57 Mio. €

51

LOT

10,0 Mio.

1,44 Mrd. €

50,1 Mio. €

94

*) Condor 2018/2019, LOT 2019; **) Condor 2018/2019, LOT 2018

Für LOT geht CEO Rafal Milczarski davon aus, 2019 ein ähnliches Ergebnis erzielt zu haben, wie 2018. Der Umsatz dürfte um rund 10 Prozent gestiegen sein.

Der Euro-Effekt

Strategisch bringt der Condor-Kauf der LOT-Mutter PGL einen deutlichen Vorteil: erzielte LOT bislang ihrer Umsätze nur zu 19 Prozent in Euro und war dadurch hohen Wechselkursschwankungen ausgesetzt (27 Prozent der LOT-Umsätze erfolgen in US-Dollar, 30 Prozent in Zloty, der Rest in anderen Währungen), so wird sich innerhalb der PGL künftig das Schwergewicht deutlich hin zum Euro wenden: rund zwei Drittel der PGL-Umsätze erfolgen künftig in der Gemeinschaftswährung.

Die Wechselkurs-Schwankungen versalzten LOT kräftig 2018 den Gewinn: das Finanzergebnis wurde durch sie dermaßen belastet, dass aus dem EBIT von umgerechnet 50,1 Mio. Euro ein EBT (Ergebnis vor Steuern) von mageren 2,5 Mio. Euro wurde. Rafal Milczarski rechnet damit, dass das Finanzergebnis 2019 nicht viel besser war.

Keine Flotten-Synergien

Soweit zu den zu erwartenden, positiven Währungseffekten des LOT-Condor-Deals. Von der Flotte – sie umfasst zusammen 145 Maschinen - her gibt es hingegen keine Synergien.

  • LOT hat aktuell 94 Flugzeuge, darunter 15 Boeing 787 „Dreamliner“, 37 Embraer 170 bis 195-Jets, 26 Boeing 737 sowie fünf Boeing 737 MAX, die wie weltweit alle Maschinen dieses Typs seit März vorigen Jahres gegroundet sind. Dazu kommen noch 14 CRJ-Jets sowie Bombardier Dash 8Q400 Turboprops.
  • Mit Stand Jänner 2020 besteht die Flotte der Condor aus 51 Flugzeugen, davon 19 der Airbus A320-Familie, 16 Boeing 767-300ER, 15 Boeing 757 sowie ein Airbus A330.

Wie geht es weiter? Der Deal soll bis April unter Dach und Fach gebracht werden. Dann muss auch der auf sechs Monate befristete Staatskredit Deutschlands an Condor über 380 Mio. Euro zurückgezahlt werden.

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