ANA
IATA „Financial Monitor“

Besserer Cashflow, Verluste bleiben! Nordamerika brilliert, Europa weniger

Print-Ausgabe 17. September 2021

Im November 2020 wurde Willie Walsh zum Generaldirektor der Internation Air Transport Association ernannt.


 

Die Erholung der Weltluftfahrt wird zum Geduldspiel mit vielen Aufs und Abs, wie aus dem jüngsten Finanz-Bericht der des Weltluftfahrtverbandes hervorgeht

Die IATA (Internation Air Transport Association) mit Generaldirektor Willie Walsh an der Spitze veröffentlichte im Rahmen ihres „Financial Monitor Juli-August 2021“ die jüngsten Ergebnisse und Prognosen der Fluggesellschaften. Fazit: Die Situation ist weiterhin durchmischt. Zwar zeigen die vorliegenden Ergebnisse für das 2. Quartal (April bis Juni), dass die Nettoverluste der Airlines auf aggregierter Ebene im Vergleich zum Vorjahr abgenommen haben (Treiber der Entwicklung waren die nordamerikanischen Fluggesellschaften), aber neue Covid-19-­Beschränkungen in einigen großen Inlandsmärkten (allen voran China) stellen zusammen mit den anhaltend internationalen Reisebeschränkungen ein neuerliches Abwärtsrisiko dar.

Nordamerika (USA und Kanada) war im 2. Quartal 2021 die weltweit einzige Region, in der alle Airlines zusammen mit 96 Mio. US-Dollar einen positiven Netto-Gewinn nach Steuern ausweisen konnten. Die Gründe dafür liegen im zunehmenden Inlands- und Regionalverkehr, der vor allem in den USA dank der Fortschritte bei den Impfungen wieder anstieg. Europas Luftfahrt befindet sich am anderen Ende des Rankings: Mit Netto-Verlusten von -4,59 Mrd. US-Dollar erreicht das Minus nahezu den dreifachen Wert der Carrier aus der Asien-Pazifik-­Region (-1,67 Mrd. US-Dollar). Zwei Drittel des weltweiten Abganges zwischen April und Juni entfiel auf die europäischen Airlines. Dies liege laut IATA am nach wie vor schwachen internationalen Reiseverkehr, der vor der Krise eine wichtige Einnahmequelle darstellte. Ähnliches gilt für den Raum Asien-Pazifik.

Entwarnung bedeuten die verringerten Nettoverluste im 2. Quartal 2021 laut IATA keine. Denn „die Risiken für eine weitere Erholung in den kommenden Quartalen steigen“, so die Prognose im „Financial Monitor“. Festzuhalten ist noch der Umstand, dass die EBIT-Marge (also die Relation der Ergebnisse vor Zinsen und Steuern in Relation zum Umsatz) in allen fünf von der IATA dargestellten Regionen (Nordamerika, Asien-­Pazifik, Europa, Latein Amerika und „andere“) negativ sind. In Nordamerika mit -13 %, in Europa -33 % und in der Region Asien-Pazifik mit -34 % am deutlichsten. Der Grund für die durchwegs negativen EBIT-Margen liegt u. a. in den Steuer­gutschriften aufgrund der hohen Verluste.

Als starke Stütze erweisen sich weiterhin die Fracht-Umsätze. Verglichen mit dem 2. Quartal 2019 (also vor der Krise) waren sie heuer um 72 % höher. „Sowohl die Nachfrage als auch die Renditen bleiben hoch“, heißt es dazu im „Financial Monitor“. Bei den Passagiereinnahmen ist das Gegenteil der Fall. Sie sanken im 2. Quartal 2021 gegenüber dem Vorkrisenniveau um -60 %. Auf regionaler Ebene konnten die nordamerikanischen Airlines diesbezüglich das beste Ergebnis erzielen (-49 %). Die Fluggesellschaften im asiatisch-pazifischen Raum (-63  %) und in Europa (-66 %) verzeichneten deutlich stärkere Rückgänge.

Zwar gab es im 2. Quartal auch einen deutlichen Rückgang der Betriebskosten, der fiel aber mit -35 % deutlich geringer aus als jener der Einnahmen. Bei den wichtigsten Kosten gingen die Treibstoffkosten um -52 % zurück, die Überflug-, Handling-, Lande- sowie andere Gebühren um -48 %. Der Rückgang der Lohnkosten belief sich auf -27 %.

Erheblich verbessert haben sich im 2. Quartal 2021 die Cashflows. Nordamerikas Carrier markieren diesbezüglich erneut die Spitze (in Prozent zum Umsatz im 2. Quartal 2021 rund 39,8 %, verglichen mit 11,9 % 2020). Hier konnten Europas Airlines mit 26,6 % das zweitbeste Ergebnis einfahren. Im Vorjahresquartal war der Cashflow der europäischen Carrier noch mit -39,5 % negativ. Das bleibt er auch heuer in der Region Asien-Pazifik (-17,1 % nach -18,9 % vor einem Jahr).

Und wie entwickelt sich der Preis für Jet-Fuel? Der ist nach einem mehrmonatigen Aufwärtstrend im August nach unten gegangen. Als Gründe dafür sieht die IATA, dass die Delta-Variante des Corona-­Virus die Erholung der Weltwirtschaft und damit die Ölnachfrage beeinträchtigt, sowie die von den Ländern der Opec+ (Organization of the Petroleum Exporting Countries, plus Russland, Kasachstan, Mexiko und Oman) gesteigerte Ölproduktion. Durchschnittspreis für Flugzeugtreibstoff wurde dadurch von der Internationalen Energieagentur (IEA) auf 71,60 US-Dollar/Barrel herabgestuft, was laut IATA „im Großen und Ganzen unserer Prognose für 2021 entspricht“.

Ausgewertet von der IATA für den „Financial Monitor“ wurden die Zahlen von 41 Airline-Konzernen, darunter 13 aus den USA bzw. Kanada, neun aus Asien-Pazifik und acht aus Europa.

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Erstellt am: 17. September 2021

Foto: © IATA

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