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Luftfahrt und Corona-Krise

„Back to normal“ für Airlines in weiter Ferne! GlobeAir sieht große Chancen

T.A.I. 24 TOP News

Wie geht es mit der zivilen Luftfahrt weiter? Das weiß niemand. Ein Bereich dürfte aber schnell abheben, sobald die Staaten ihre Einreisebeschränkungen und Reisewarnungen wieder aufheben: die General Aviation und damit die Privatjet-Anbieter. Diese sind zwar von der aktuellen Krise ebenfalls stark betroffen, wie Bernhard Fragner, CEO von GlobeAir, dem europäischen Marktführer im Segment der „Very Light Jets“ in einem Interview mit dem Portal „AviationNetOnline“ betonte. Die Aussichten sind aber deutlich besser.

Das Unternehmen mit Sitz in Linz betreibt eine Flotte von 20 Cessna Citation Mustang Jets (à 4 Passagiere). Interessant ist nicht nur, wie GlobeAir Mitte März auf den „Lockdown“ reagiert hat, sondern wie Bernhard Fragner die Chancen nach dem „Restart“ beurteilt. T.A.I. hat die wesentlichen Aussagen des Interviews zusammengefasst.

Der Lockdown

GlobeAir hat bereits einen Tag nach Bekanntgabe des bevorstehenden Lockdowns durch die Bundesregierung eine permanentes COVID-19 Krisenbewältigungsteam ins Leben gerufen, sowie einen Actionplan für die Vorgangsweise in den nächsten Wochen und Monaten.

Aktuell befindet sich der Großteil des Office- und Maintenance Teams sowie der GlobeAir-Crew in Kurzarbeit und Home Office. Ein kleines Kernteam hält im Headquarter den Betrieb auf Sparflamme.

Vier Fünftel des Umsatzes verloren

Zurzeit sind 13 der 20 Jets umfassenden Flotte Flugzeuge in Linz-Hörsching geparkt. Fragner: „Wir haben mit 17. März 2020 mehr als 80 Prozent des geplanten Umsatzes verloren.“ Das überrascht zunächst, doch Bernhard Fragner beschreibt die Entwicklung wie folgt: „Zu Beginn der Ausbreitung des Coronavirus in Europa konnten wir einen auffallenden Aufschwung mit 27 Prozent mehr Buchungen als im Vorjahr verzeichnen. Doch nachdem Reisebeschränkungen und die Epidemie mehr und mehr zunahmen, wurden auch die Buchungen signifikant weniger.“

Ab Mitte März wurden viele Corona-Rückholflüge durchgeführt. Später wurden die Reisebeschränkungen umfangreicher und somit kam der Flugbetrieb beinahe zum Stillstand. Fragner: „Aktuell führen wir ein bis zwei Flüge pro Tag durch“ (großteils Sonderflüge, z.T. mit Regierungsmitgliedern oder diplomatischem Personal, sowie den einen oder anderen Repatriierungsflug).

Fünf fixe Stationen anstatt Floating-Base

Das über Europa von GlobeAir ausgebreitete „Floating-Base-Model“ wurde vorerst eingefroren. Operiert wird derzeit von den fünf fixen Stationen Linz-Hörsching, Augsburg, London Biggin Hill, Nizza und Le Bourget. Fragner: „Nach jedem Einsatz kehren wir wieder zum ursprünglichen Start-Flugplatz zurück, um das Infektionsrisiko einzudämmen und damit unsere Crews zu Hause im gewohnten Umfeld übernachten können.“

Chancen beim Restart

Sobald die Restriktionen für den Luftverkehr und grenzüberschreitenden Personentransport gelockert werden, erwartet der GlobeAir-Chef eine erhöhte Nachfrage. Dies einerseits aufgrund wichtiger Geschäftsreise-Flüge, andererseits von Zweitwohnsitz-Besitzern in Destinationen wie Kroatien, Cote d´Azur oder Sardinien, denn – so Fragner – „die Airlines werden einige Strecken spät oder heuer gar nicht mehr“ aufnehmen. Das bietet auch Chancen für das in Ausarbeitung befindliche Geschäftsmodell von GlobeAir im Premium Leisure Segment.

Bernhard Fragner sieht die Chancen von GlobeAir nicht zuletzt darin, dass die Tarife „nicht weit weg vom Business-Class Ticket“ sind (vier Personen von Wien nach Siena zahlen z.B. ab 5.600 Euro), der Privatjet gleichzeitig „viele weitere Vorteile wie Flexibilität, Privatsphäre sowie Sicherheit in der Nach-COVID-19-Phase“ bietet.

Für die Netzwerk- und Low Cost Airlines sieht die Zukunft weniger rosig aus. Fragner: „Persönlich bin ich davon überzeugt, dass wir Flugbewegungen auf Vorkrisenniveau wohl lange nicht sehen werden. Ich habe meine Zweifel, ob diese überhaupt wieder retour kommen werden.“

GlobeAir wird deshalb dem erfolgreichen Flottenkonzept von Very Light Jets treu bleiben. Das Geschäftsmodell wurde in den letzten 10 Jahren perfektioniert, das Unternehmen zum Marktführer in Europa gemacht. Fragner: „Wir sind überzeugt, dass wir stärker aus dieser Krise kommen und viele neue Möglichkeiten wahrnehmen werden.“

GlobeAir in Stichworten

Europas größter Premium-Light-Jet-Anbieter wurde 2007 gegründet. Unternehmenssitz ist Linz Hörsching. Seit 2012 schreibt man schwarze Zahlen. 2018 wurden laut Jahresabschluss rund 28,86 Mio. Euro umgesetzt und ein EBT (Gewinn vor Steuern) in Höhe von 109.000 Euro erwirtschaftet. Es wurden 107 MitarbeiterInnen beschäftigt und eine Flotte von 16 Cessna Citation Mustang C510 Jets betrieben, die mittlerweile auf 20 Maschinen angewachsen ist.

Gründer und CEO von GlobeAir ist der Techniker und Pilot Bernhard Fragner, Hauptinvestor Friedrich Huemer, dem der Autozulieferer Polytec gehört (636,4 Mio. Euro Umsatz, 4.300 MitarbeiterInnen, 27 Standorte in Europa, Asien und Nordamerika). www.globeair.com

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