ANA
Airline-Gründung

Antizyklisch in die Zukunft! EGO Airways mischt Italien neu auf

Print-Ausgabe 16. April 2021

„Die Idee ist es, Kundenerlebnisse völlig individuell zu gestalten“, so EGO Airways CEO Matteo Bonecchi

Ende März startete das Startup zu seinen ersten Linienflügen im zweitgrößten Inlands-Markt von Europas Luftfahrt – Amerikas JetBlue dient als Vorbild

Airline-Pleiten gehören seit Beginn der Corona-Krise in der Luftfahrt zum gewohnten Bild. 34 waren es 2020 und im noch jungen neuen Jahr erwischte es Air Namibia sowie die kanadische Sky Regional Airlines. Eine Airline zu gründen, stellt in diesem Umfeld eher die Ausnahme dar. In Italien – wo Air Italy im Februar 2020 den Flugbetrieb einstellte und Alitalia seit 2017 schwer angeschlagen in den Seilen hängt – war es Ende März 2021 soweit: EGO Airways (IATA Code E3) mit Sitz in Mailand-Malpensa hob mit einer Embraer E190 (100 Sitzplätze) zu ihrem ersten Linienflug von Catania (CTA) nach Parma (PMF) ab. 

Charterflüge führt EGO Airways seit Dezember 2020 durch. Jetzt soll es Schlag auf Schlag gehen: Mit einer zweiten Embraer 190 (wie die erste im Wet-Lease von German Airways) wird das Streckennetz auf Forlì (Emilia-Romagna, zwischen Bologna, Ravenna bzw. Rimini) und Florenz (wo jeweils eine E190 stationiert wird) sowie Bari und Lamezia Terme erweitert. Ab dem 4. Juni kommen Cagliari, Bergamo, Rom und Brindisi hinzu. Da stellen sich zwangsläufig zwei Fragen: Wer steht hinter EGO Airways? Worin sieht sie ihre Stärken und wie solide ist sie aufgestellt?

Zunächst zu Italien. Es ist in Europas Luftfahrt der zweitgrößte Domestik-Markt nach Spanien, mit der insolventen Alitalia (wird vom Staat am Betrieb gehalten), Ryanair, easyJet und Volotea als stärkstem Quartett. 20 Flughäfen hatten in Italien vor der Krise ein stärkeres Passagier-Aufkommen, als Österreichs größter Bundesländer-Airport (Salzburg mit 1,7 Mio. in 2019). Rom Fiumicino (43,4 Mio.) und Mailand Malpensa (28,8 Mio.) stehen an der Spitze. Neun der größten Flughäfen Italiens gehören künftig zum Streckennetz von EGO Airways. 

EGO-CEO und Gründer ist Matteo Bonecchi. Er startete seine Karriere nach dem Wirtschaftsstudium bei Airbus, war danach bei Miami Air Lease, Alitalia sowie Air Europe und stand hinter den Plänen von 24Airways, die 2017 ihren Flugbetrieb aufnehmen wollte, was aber nie realisiert wurde. Als COO von EGO Airways fungiert Edoardo Antonini, ein ehemaliger Boeing-Pilot bei Volare, Lufthansa Italia und Neos Air (Teil von Alpitour). Zum Management gehören noch Gabriella Van Lamsweerde (Tour Operator Managerin), Marilena Bisio (Sales), Denise Zatti (Marketing) und Veronica Posteraro (Head of Foreign Alliances). 

Präsident von EGO Airways ist Marco Busca, Partner und Vize­präsident der familieneigenen O.C.P. (Officine Cooperatori Piacentini)-Group, die als Hauptinvestor hinter EGO Airways steht (60 % der Anteile). Bislang wurden 4 Mio. Euro in die junge Airline investiert. Bei der O.C.P.-Group handelt es sich um eine 1980 gegründete Investmentgesellschaft, deren Fokus auf logistische Dienstleistungen, Landtransporte, Pharmazeutik, Energie und Artificial Intelligence (AI) liegt. „Ich bin vom hohen Wachstumspotenzial dieses Projekts fest überzeugt“, so Busca.

Ziel von EGO Airways ist es, „ein Punkt-zu-Punkt-Netz zu entwickeln, das strategische Städte in Italien miteinander verbindet, sowie Flüge von und nach Mailand anzubieten, wo mit anderen Fluggesellschaften Vereinbarungen über Zubringer- und Weiterflüge kooperiert werden soll“, wie Antonini betont. „Wir sind mit den wichtigsten Fluggesellschaften, die am Flughafen tätig sind, bereits in Gesprächen.“ 

Es gibt zwei Flugklassen (JUST GO mit 88 Sitzen ab 48,90 Euro und PRIVATE mit 12 Sitzen ab 98,90 Euro). Hauptstrecke ist zunächst jene zwischen Forlì und Catania (zweimal täglich, je ein Flug Sa. und So.). Auf der Strecke Catania - Parma sind tägliche Flüge vorgesehen, von Catania nach Florenz sechs pro Woche (Mo. bis Sa.). Viermal pro Woche geht es von Parma, Forlì und Florenz nach Bari, dreimal wöchentlich von diesem Städte-Trio nach Lamezia Terme. Danach wird das Zubringernetz von und nach Mailand-Malpensa aufgebaut.

Inspiriert wurde EGO Airways laut Bonecchi „von Vorbildern, wie JetBlue in den USA.“ Die Idee besteht darin, Kundenerlebnisse „völlig individuell zu gestalten.“ Dieses „à la carte“-Angebot ermöglicht den Kauf von Neben- und Zusatzleistungen, wie Mietwagen, Unterkünfte, Bordmenüs oder Packages von Partner-Reiseveranstaltern. Von Anfang an wird auch mit Reisebüros kooperiert, für die es auf www.egoairways.com einen eigenen Bereich gibt, samt telefonischer Unterstützung und Gruppenabteilung. Buchungen sind auch über GDS sowie OTAs möglich. Wie sich das Startup gegen die bestehende Konkurrenz durchsetzen kann, wird spannend. T.A.I. wird darüber berichten.  

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