Ethiopian Airlines (ET)

Airline-Wunder aus Afrika! ET-Managerin Saba G. Kassaye gibt Einblicke in die Erfolgsformeln

T.A.I. 24 TOP News

Sie trat ihren Job als Area Manager Austria & Eastern Europe für Ethiopian Airlines (ET) zu Beginn des zweiten Lockdowns in Österreich an: Saba G. Kassaye, verheiratet und Mutter von zwei Buben (vier und zwei Jahre alt), ist in Addis Abeba geboren und aufgewachsen. Nach ihrem Bachelor-Abschluss in Marketing & Management begann sie ihre Karriere als Marketingbeauftragte bei Ethiopian Airlines (Afrikas größter und führender Fluggesellschaft, die 2020/21 mit Gewinn abschloss auch 2021/22 profitabel sein wird). Berufsbegleitend erwarb Saba Kassaye einen Master-Abschluss in Sozialpsychologie. Danach wurde sie Vertriebs- und Marketingleiterin von Ethiopian Airlines, bis sie ihren ersten festen Auslandseinsatz in Wien bekam. T.A.I. traf die Airline-Managerin Saba Kassaye, die „glücklich ist, in der Luftfahrtbranche zu sein" und kürzlich zur stellvertretenden Vorsitzenden des BAR (Board of Airline Representatives in Austria) gewählt wurde, zu einem Interview.

Turbulente Ankunft

T.A.I.: Sie sind seit einem Jahr in Ihrer jetzigen Position tätig. Wie waren Ihre ersten 12 Monate in Österreich?

Saba G. Kassaye: „Ich bin nicht nur zu Beginn des Lockdowns, sondern exakt am Tag des Terror-Anschlags in Wien angekommen. Ich hatte großes Glück, denn kurz vor dem Anschlag war ich noch in der Innenstadt. Dann musste ich wegen eines Termins zurück ins Hotel bei der Messe. Später erfuhr ich, was Entsetzliches geschehen war. Am nächsten Tag begann dann der Lockdown. Das alles hat meinen Start natürlich erschwert: Es war nicht möglich, Leute persönlich zu treffen.

Positiv war, dass Ethiopian unverändert an vier Flügen pro Woche festhielt. Wir hatten zwar nur 10% des früheren Passagier-Niveaus, aber viel Cargo. Dessen Kapazität nutzten wir zuvor nur zu einem Bruchteil, ab dem ersten Lockdown aber voll. Alles in allem bot die Zeit gute Möglichkeiten für uns, die Industrie war und ist in einer großen Veränderung.“

T.A.I.: Als Country Manager Austria and Eastern Europe betreuen Sie auch die CEE-Länder. Welche sind das genau, wie unterscheiden sie sich in Bezug auf den Umsatz und wie entwickeln sie sich?

Saba G. Kassaye: "Neben Österreich, das direkt an unser Flugnetz angebunden ist, bin ich für Ungarn, Tschechien, Polen, die Ukraine und die Balkan-Region zuständig, mit Kroatien und Serbien als größte Märkte. Die Entwicklungen sind von Land zu Land unterschiedlich, aber die Nachfrage steigt dank der Codeshares mit Austrian Airlines und anderen."

T.A.I.: Reisen die Gäste aus den CEE-Ländern alle über Wien an?

Saba G. Kassaye: „Nein, Wien ist nicht der einzige Connecting-Hub, viel Verkehr geht auch über Frankfurt, Rom, Mailand und Brüssel. Tschechien und Ungarn wiederum nutzen intensiv das Rail & Fly-Angebot über Wien.“

Starke Cargo-Kompetenz & Passagiererholung

T.A.I.: Sie erwähnten vorhin die erfreuliche Entwicklung im Fracht-Bereich. Betrifft das im Falle von ET nur Österreich oder die gesamte CEE-Raum?

Saba G. Kassaye: „Die Nachfrage nach Gütern aus der CEE-Region ist groß. Die Waren kommen per LKW in Wien an und gehen von hier aus in 62 unserer Destinationen in Afrika, Indien und China. Brüssel und Maastricht, wohin wir mit reinen Boeing 777-Frachtern fliegen, gehen ebenfalls sehr gut.

Dank unserer starken Frachtexpertise sind wir auch die einzige Fluggesellschaft der Welt, die es geschafft hat, 2020 ohne staatliche Unterstützung zu operieren und dabei auch noch Gewinn zu machen - und das ohne Einkommenseinbußen für die Mitarbeiter*innen!"

T.A.I.: Wie entwickelt sich die Auslastung der Wien-Flüge und was erwarten Sie diesbezüglich für die kommende Wintersaison?

Saba G. Kassaye: „Es gibt einen positiven Trend in der letzten Jahreshälfte (Anm.d.Red.: das Finanzjahr bei Ethiopian läuft von Juli bis Ende Juni). Ab März 2020 ist die Passagiernachfrage natürlich stark zurückgegangen, um dann ab Juli wieder um einige Prozentpunkte zu steigen. August und September waren gut, Oktober und November auch. Der Winter und das Frühjahr 2021 waren dann weniger gut, und erst ab Juli sind die Zahlen wieder gestiegen, zwar noch nicht auf das Niveau von vor der Krise, aber die Erholung ist deutlich. Wir hatten eine starke Sommersaison. Einige Flüge waren ausgebucht und einige sogar überbucht, wie jetzt um die österreichischen Herbstferien. Hoffen wir, dass auch der Winter gut sein wird. Vielleicht sogar so wie 2019. Die aktuellen Buchungen kommen dem sehr nahe."

Transit-Verbindungen und Aufstockungs-Pläne

T.A.I.: Welche der Flugverbindungen von Ethiopian jenseits von Addis Abeba werden vom Quellmarkt Österreich am meisten gebucht?

Saba G. Kassaye: „Alle Flüge sind sehr attraktiv, vor allem die nach Tansania, nach Sansibar, nach Kilimajaro und Dar El Salaam sind voll ausgelastet. Fast alle Weiterflüge sind voll. Auch die Seychellen, Kenia, Victoria Falls und Südafrika sind gut nachgefragt. Die Flugzeiten ab Wien sind sehr gut: Abflug ist am späten Abend, man ist um 06:00 Uhr am nächsten Tag in Adis Abeba und die Transitzeit für die Weiterflüge beträgt zwischen eineinhalb und zwei Stunden."

T.A.I.: Derzeit fliegt Ethiopian viermal pro Woche zwischen Wien und Addis Abeba. Wie sieht es mit einer Aufstockung aus?

Saba G. Kassaye: „Ab 12. Dezember werden wir auf fünf Flüge pro Woche aufstocken, meist mit Boeing 787-800. Wenn die Nachfrage höher ist, setzen wir die 787-900 oder den Airbus A350 ein. Dazu kommen auch Charter im Passagier- und Cargo-Bereich mit A350 und B777, zum Beispiel nach Belgrad, aber auch nach Wien, wo wir für die UNO fliegen. Wann es wieder mehr als fünf Linienfluge pro Woche nach Wien geben wird, hängt von Covid ab. Derzeit ist der Plan, dass wir ab Winter 2022/2023 wieder wie früher täglich fliegen. Wir werden in jedem Fall zeitnah reagieren."

ET Holidays, Timket Festival, Firmen & Gruppen

T.A.I.: Welche konkreten Ziele haben Sie für Ethiopian in Österreich und CEE für die nächsten 12 Monate?

Saba G. Kassaye: "Wir wollen unsere Holiday Packages inklusive Hotels, Transfers und Events für verschiedene Destinationen pushen, wie zum Beispiel für das Meskal Festival im Oman. Unser eigener Veranstalter, ET Holidays, arbeitet mit Partnern in der ganzen Welt zusammen. Diese reichen von Stopover-Touren für Passagiere, die länger als acht Stunden in Addis Abeba bleiben, mit einer Stadtrundfahrt bis hin zu einer Tour durch den Unity Park, den Entoto Park und gehen auch mit Festivalprogrammen weiter - zum Beispiel haben wir eines der besten Angebote für das Timket Festival ..."

T.A.I.: Was ist das Timket Festival?

Saba G. Kassaye: "Timket ist das äthiopische Dreikönigsfest. Es wird von den äthiopisch-orthodoxen Christen gefeiert und findet am 19. oder 20. Jänner eines Schaltjahres statt, also im Jahr 2022. Alle können an den Feierlichkeiten teilnehmen, unabhängig von ihrer ethnischen Zugehörigkeit, ihrem sozialen Status und anderen Identitäten - es ist ein einzigartiges Ereignis, das biblische Fakten mit sozialen und spirituellen Ausdrucksformen verbindet und den interkulturellen Dialog zwischen multiethnischen Bevölkerungsgruppen fördert."

T.A.I.: Was bietet Ethiopian für Firmenkunden und Gruppenreisende an?

Saba G. Kassaye: „Wir haben ein attraktives Corporate Travel Programm mit speziellen Angeboten. Unternehmen mit einem jährlichen Reisebudget gemäß unserem Programm können sich dafür anmelden. Es ist besonders für Unternehmen interessant, die viel in Südafrika zu tun haben. Wir fliegen zweimal täglich nach Johannesburg und Kapstadt und haben eine enge Zusammenarbeit mit der südafrikanischen Regionalfluggesellschaft Airlink. Auch für Gruppen bieten wir gute Konditionen."

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