Print-Ausgabe 14. Oktober 2022
Bis 2050 will die Kreuzfahrtbranche keine Emissionen mehr verursachen, erklärt Pierfrancesco Vago
Während globale Handelsflotten und Kriegsmarinen wenig in Richtung Umweltverträglichkeit tun, nimmt die Kreuzfahrtindustrie das Thema überaus ernst
Verglichen mit den 55.000 Handelsschiffen und den über 10.600 Kriegsschiffen nimmt sich die weltweite Kreuzfahrtflotte minimal aus: Mit 323 Schiffen bildet sie geradenmal 0,6 % der Größe der globalen Handelsflotte (nimmt man alle 94.000 kommerziellen Schiffe, sind es noch weniger) und 3 % der weltweiten Kriegsmarine. Wobei Kreuzfahrtschiff bekanntlich nicht Kreuzfahrtschiff ist: Deren Bandbreite reicht von kleinen Expeditions-Cruisern (die neue Swan Hellenic „Vega“ etwa fasst 150 Gäste) und Yachten (die „Evrima“ der Ritz-Carlton Yacht Collection kann maximal 225 Passagiere an Bord begrüßen) bis hin zu schwimmenden Destinationen, wie die 6.998 Gäste große „Wonder of the Seas“ von Royal Caribbean.
Von der aktuellen Kreuzfahrtflotte zählen 22 Schiffe zu den „Mega Cruisern“ mit Kapazitäten von mehr als 5.000 Gästen. Sie sorgen zusammen für rund ein Fünftel (20,8 %) der gesamten Passagierkapazität. Das Gros der Flotten ist hingegen in einem Bereich angesiedelt, wo das Kreuzfahrt- und nicht das Borderlebnis im Vordergrund steht. Die Schwelle setzen Kreuzfahrtprofis bei rund 2.500 Gästen.
Generell befindet sich die Branche mitten in einem großen Umbruch. Dazu gehören vor allem die Investitionen in Richtung Nachhaltigkeit. Bis 2050 will die Kreuzfahrtbranche laut Pierfrancesco Vago, Chef von MSC Cruises und derzeit Vorsitzender der Cruise Lines International Association (CLIA), keine Emissionen mehr verursachen. Bis 2035 sollen darüber hinaus alle Schiffe, die Häfen anlaufen, in denen Landstrom (SSE) verfügbar ist, diesen auch nutzen (die Motoren bleiben während des Anlegens im Hafen abgeschaltet). Derzeit sind bereits 32 % der weltweiten Kreuzfahrtflotte für den Betrieb mit Landstrom ausgerüstet, bis 2027 werden es 66 % sein.
Zu den weiteren Investitionen der Branche gehören emissionsärmere Kraftstoffe wie Flüssigerdgas (LNG), das bis 2027 mehr als die Hälfte der neuen Kapazitäten der weltweiten Kreuzfahrtflotte antreiben wird. Dazu kommt die Erforschung alternativer Energiequellen wie Hybridtechnologien, synthetische Kraftstoffe und Brennstoffzellen wie Lithium-Ionen-Batteriespeicher. Weitere nachhaltigkeitsbezogene Investitionen betreffen die Reduzierung von Abfall an Bord und die Vermeidung von Übertourismus.
Erstellt am: 14. Oktober 2022
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