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Umweltschutz

Kreuzfahrt wird sauberer mit Scrubber, Marinegasöl & LNG

Print-Ausgabe 18. Oktober 2019

Ab Jänner 2020 dürfen Hochseeschiffe nur noch Treibstoffe mit einem Schwefelgehalt von 0,5 Prozent verbrennen – drei Wege führen zum Ziel

In der Seeschifffahrt werden bislang überwiegend Schweröle (Heavy Fuel Oil) als Kraftstoff eingesetzt. Sie belasten die Umwelt vor allem durch ihren hohen Schwefelgehalt, dessen Maximalwert derzeit bei 3,5 Prozent liegt. Die International Maritime Organization (IMO) hat diesen Wert ab Jänner 2020 auf 0,5 Prozent für Fahrten auf hoher See herabgesetzt. In maritimen Schutzgebieten (Emission Control Areas), wie in der Ostsee oder in Bereichen der Nordsee, sowie in Häfen der EU (ab mehr als zwei Stunden Aufenthalt), gilt als oberstes Limit ein Schwefelgehalt von 0,1 Prozent. Reedereien bieten sich unterschiedliche Möglichkeiten, diese Werte zu erfüllen.

Die meist praktizierte Lösung besteht im Einsatz von Filteranlagen (Exhaust Gas Cleaning Systems oder EGCS, oft als „Scrubber“ bezeichnet), mit denen Abgase vom Schwefel gereinigt werden. Scrubber sind allerdings teuer in der Anschaffung (laut „World Maritime News“ rund 2 Mio. US-Dollar, Einbauzeit zwei Tage bis fünf Wochen) und aktuell nicht in ausreichenden Mengen verfügbar, weil die Nachfrage aus der zivilen Schifffahrt groß ist. So werden gemäß „Lloyd‘s List Intelligence“ bis Ende des Jahres erst 2.500 Nachrüstungen abgeschlossen sein (darunter ca. 10 Prozent auf Kreuzfahrtschiffen). Für 1.000 weitere Schiffe liegen Bestellungen vor.

Bei Schiffsneubauten sind Scrubber bereits Standard und die Umrüstung bestehender Flotten voll im Gange. Bei MSC Cruises etwa sind die neue „Grandiosa“ (ab November) sowie zehn weitere der 17 Schiffe umfassenden Flotte mit hybriden EGCS ausgestattet. Sie entfernen bis zu 98 Prozent Schwefeldioxid aus den Abgasen. Die restlichen MSC-Schiffe werden bis Ende 2021 nachgerüstet und verwenden bis dahin das schwefelarme Marinegasöl oder Marinedieselöl (MDO).

Das Marinedieselöl stellt die zweite Option dar, um die IMO-Grenz­werte für Schwefel zu erfüllen. So werden alle Kreuzfahrtschiffe von Hapag-­Lloyd Cruises ab Juli 2020 nur noch mit MDO statt mit Schweröl fahren, womit die Schwefel-Emissionen um 80 Prozent reduziert werden. Es ist allerdings die teuerste Lösung: Niedrigschwefeliges Schweröl ist um 40 Prozent, Marinegasöl sogar um 55 Prozent teurer als Schweröl.

Interessant ist die Aufteilung der unterschiedlichen Treibstoffe im Betrieb: Bei AIDA Cruises etwa wurde 2018 knapp zur Hälfte auf Schweröl zurückgegriffen. Das Marinegasöl kam bereits auf einen Anteil von mehr als einem Drittel. Der Einsatz von LNG (Liquified Natural Gas) war mit rund 300 Tonnen aber noch minimal. Ab 2019 wird er durch die AIDA­nova, das erste Kreuzfahrtschiff der Welt, das vollständig mit LNG betrieben wird, deutlich steigen.

LNG ist somit die dritte Variante, um die künftigen IMO-Grenzwerte zu erfüllen, und zugleich die zukunftsträchtigste. 31 Kreuzfahrtschiffe mit diesem LNG-Antrieb sind bislang bestellt, die meisten von der Carnival Corporation (Helios-Klasse, 10 Stück; Carnival, Princess, Costa, AIDA und P&O), wobei die Costa Smeralda bei der Auslieferung als nächstes an der Reihe ist. MSC Cruises (ab 2022) und TUI Cruises (ab 2024) haben ebenfalls bereits je zwei LNG-­Schiffe bestellt.

Der große Vorteil von LNG: Gegenüber Marinegasöl erfolgt eine Reduzierung von Feinstaub und Schwefeloxid (SOx) von bis zu 100 Prozent, die Stickoxid (NOx)-Emissionen sinken um bis zu 80 Prozent und jene von CO2 um bis zu 20 Prozent. Damit nicht genug, bewegt sich LNG vom Preis her aktuell auf dem selben Niveau wie das billige Schweröl. 

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