ANA
Kreuzfahrtmarkt 2023

Erfreuliches Cruise-Comeback, Bestwerte gibt‘s aber nur zum Teil

Print-Ausgabe 16. März 2023

Ulrike Soukop / Costa Kreuzfahrten und Felix Eichhorn / AIDA Cruises freuen sich über die erfolgreichsten Buchungswochen aller Zeiten


 

Die Kreuzfahrtbranche geht davon aus, dass der zuletzt festgestellte Buchungsboom anhält – 2023 dürfte das Vor-Pandemie-Niveau aber noch nicht erreicht werden

Rund um den Jahreswechsel 2022/23 scheint ein kräftiger Ruck durch das Buchungsverhalten der Kreuzfahrt-Passagiere gegangen zu sein: Während November und Dezember vorigen Jahres noch von Zurückhaltung geprägt waren, gab es laut ta.ts Reisebürospiegel im Jänner 2023 einen Auftragseingang, der um +17,4 % über dem Jahresauftakt von 2019 lag (der ta.ts Reisebürospiegel misst Buchungen und fakturierte Umsätze sowie Auftragsbestand von rund 2.500 stationären Reisebüros sowie OTAs/Online Travel Agents und Consolidators, die mit dem Ibiza-System arbeiten).

Viele Reedereien, wie etwa Costa Kreuzfahrten mit General Manager Aus­tria & Switzerland Ulrike Soukop oder AIDA Cruises mit President Felix Eichhorn, berichten von den erfolgreichsten Buchungswochen aller Zeiten. Laut Gianni Onorato, CEO von MSC Kreuzfahrten, wurde bereits im Oktober 2022 „ein neuer Meilenstein erreicht, mit 400.000 Buchungen in einem Monat und damit mehr als jemals zuvor in der Geschichte des Unternehmens.“ Das wirft zwangsläufig die Frage auf, ob es sich nur um ein Zwischenhoch oder um einen anhaltenden Trend handelt.

Zunächst ein kurzer Rückblick: Im letzten Vor-Pandemie-Jahr 2019 wurde von der Branche ein Umsatz von 27,48 Mrd. US-Dollar erwirtschaftet und es konnten weltweit rund 29,1 Mio. Kreuzfahrtpassagiere an Bord von 340 Hochseeschiffen begrüßt werden. Genaue Zahlen sind schwierig zu ermitteln, T.A.I. hält sich an die Statistik von Cruise Market Watch. Demnach ist die Zahl der Schiffe bis Ende 2021 auf 323 geschrumpft, als weltweit rund 13,51 Mio. Gäste gezählt wurden.

Wie viele Passagiere es 2022 waren, darüber liegen noch keine Zahlen vor. Erste Schätzungen sprechen von 18,54 Mio. Gästen. Der Gesamt­umsatz der Branche dürfte rund 18,6 Mrd. US-Dollar erreicht haben, deutlich besser als 2021, aber um −34 % weniger als noch 2019.

Zahl der Hochsee Kreuzfahrt Passagiere

Weltweit gab es Ende vorigen Jahres 322 Kreuzfahrtschiffe (17 liefen vom Stapel, 18 wurden abgewrackt, darunter die Fascination, die Ecstasy und die Sensation von Carnival sowie die Pullmantur Horizon). Seit Beginn der Pandemie wurden laut Clarkson Research 28 Kreuzfahrtschiffe verschrottet, was einen Rekord markiert. Vor der Pandemie wurden durchschnittlich nur vier Schiffe pro Jahr stillgelegt.

Doch nun zurück ins neue Jahr: Für 2023 wird allgemein erwartet, dass die Hochsee-Kreuzfahrtindustrie Einnahmen in Höhe von 25,14 Mrd. Dollar erzielen wird, ein Anstieg um 40 % gegenüber dem Vorjahr. Die Zahl der Passagiere wird aktuellen Planungen zufolge mit 24,43 Mio. angegeben.

Dabei ist die Indienststellung von 19 neuen Schiffen angekündigt, von der 5.300 BRZ (Bruttoraumzahl) kleinen, 100 Gäste fassenden Emerald Cruises-Yacht „Sakara“ bis zum 250.800 BRZ großen und für 7.600 Passagiere konzipierten Mega-­Cruiser „Icon of the Seas“ von Royal Caribbean, dessen Jungfernfahrt in weniger als 24 Stunden ausverkauft war.

Wie viele Abwrackungen heuer anstehen, wird nicht kommuniziert. In vielen Fällen geht es aber um „Flottenoptimierung“. So kündigte der weltgrößte Kreuzfahrtkonzern, die Carnival Corporation, Ende 2022 an, drei weitere Schiffe aus seiner Flotte zu entfernen, zwei davon von Costa Cruises.

Umsätze der Kreuzfahrtbranche

Ob der Buchungsboom weiter anhält, steht noch in den Sternen. Die beiden weltgrößten Kreuzfahrtkonzerne Carnival Corporation (zu der auch Costa und AIDA gehören) sowie Royal Caribbean Cruises (Joint Venture-Partner von TUI Cruises und Hapag-Lloyd Cruises) sprachen z. B. im ersten Quartal 2022 im Vergleich zu der Zeit vor der Pandemie von einem Buchungsboom, der aber dann abebbte. Im Juli 2022 befanden sich weltweit nur rund 310 Schiffe im Einsatz (93 % der Flottenkapazität) und mit Jahresende waren es die erwähnten 18,54 Mio. Passagiere.

Die Zuversicht der Branche ist trotz der im Vorjahr nach anfänglichem Hoch nur zögerlich verlaufenen Erholung groß. „Vor dem Hintergrund der seit drei Jahren unsicheren Reiseplanung erwarten wir einen Anstieg der Nachfrage. Sie erholt sich und wir erwarten, dass dies so bleibt“, meint etwa Ben Bouldin, Vizepräsident EMEA (Europe, Middle East and Africa) von Royal Caribbean. Er steht mit dieser Meinung nicht alleine da, denn 2023 wird zwar noch nicht die Vor-Corona-Zahlen erreichen, aber „die vollständige und endgültige Erholung der Kreuzfahrtindustrie“ bringen. Chris Austin, Verkaufsleiter der Luxus-Schwester von MSC Cruises Explora Journeys ist zuversichtlich: „Reisen ist wieder angesagt.“

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