Print-Ausgabe 26. August 2016
Die Top-10 Kreuzfahrthäfen legten im Vorjahr zum Teil stark zu – heuer geht es im selben Tempo weiter, allerdings mit anderen Wachstumstreibern, als zuletzt
Anfang Juni startete das größte Kreuzfahrtschiff der Gegenwart, die Harmony of the Seas der Reederei Royal Caribbean, von Barcelona aus zu ihrem ersten Trip durch das Mittelmeer. Mit 2.744 Kabinen und Platz für maximal 6.410 Passagiere übertrifft sie ihre Schwestern der Oasis-Klasse, Allure und Oasis of the Seas, nochmals um ein paar Euzerl. Dass die Katalanische Hauptstadt als Heimathafen des Riesen für die erste Saison mit insgesamt 22 Abfahrten dient, – nach dem Debut im Mai in Southampton und mit Rom als zweiten Abfahrtshafen –, ist kein Zufall: Dieses Hafen-Trio bildet die Spitze von Europas Kreuzfahrt-Landschaft, wie aus einer T.A.I.-Analyse hervorgeht.
Barcelona konnte im Jahr 2015 den Vorsprung auf Rom / Civitavecchia nochmals geringfügig ausbauen. Beide sind Europas einzige Kreuzfahrthäfen, welche die 2-Millionen Passagiermarke übertreffen und damit unter den Top-10 der Welt rangieren (dort führt der Port Miami mit 4,85 Millionen Passagieren, vor Port Everglades mit 4,16 Millionen und Port Canaveral mit 4 Millionen Passagieren; alle drei USA). Barcelona liegt weltweit auf Platz 6, Civitavecchia auf Rang 7, Southampton ist 10.
Die starke Position von Barcelona im Kreuzfahrtsektor ist laut Belén Wangüemert, CEO von Royal Caribbean für Spanien und Frankreich und Vorsitzende von CLIA (Cruise Lines International Association), kein Zufall. Die Vorteile liegen neben der guten Anbindung an den Flughafen auch im internationalen Publikum, im starken touristischen Angebot sowie in der perfekten Hafen-Infrastruktur mit guten Abläufen der sieben Kreuzfahrt-Terminals. Barcelona rechnet 2016 mit 2,6 Millionen Kreuzfahrt-Passagieren und rund 750 Schiffs-Anlegungen von 40 Kreuzfahrtunternehmen.
Die Nähe zur Stadt ist unerreicht: Der nächstgelegene Terminal ist zu Fuß nur 10 Minuten von Barcelonas berühmter La Rambla entfernt. Zum Vergleich: Von Civitavecchia bis nach Rom sind es 80 km, vom Southampton ca. 145 km ins Zentrum der nordöstlich gelegenen britischen Hauptstadt London.
Italien nimmt mit fünf Kreuzfahrthäfen unter den Top-10 Europas die diesbezüglich stärkste Position ein. Spanien verfügt mit Palma de Mallorca (bis ins Stadtzentrum sind es dort 6 bis 7 km) noch einen zweiten Vertreter in der Top-Liga, in die es neben Großbritannien mit Southampton nur noch Frankreich (Marseille) und Griechenland (Piräus) schaffen.
Wobei Palma de Mallorca zuletzt die mit Abstand stärkste Kreuzfahrt-Entwicklung verzeichnete. Seit 2004 haben sich die Passagierzahlen auf 1,7 Millionen mehr als verdreifacht. Alleine 2015 gab es ein Wachstum von knapp 29 Prozent. Doch der balearische Tourismusminister Biel Barceló möchte jetzt auf die Bremse steigen. Anstatt bis zu acht gleichzeitig im Hafen vor Anker liegenden Kreuzfahrtschiffen, wie heuer Anfang Mai, soll die maximal zulässige Anzahl an Schiffen auf vier begrenzt werden. Ebenso soll das Aufkommen besser auf die einzelnen Wochentage verteilt werden.
Vorerst zeichnet sich auch ohne derartige Maßnahmen eine Verschnaufpause ab: Von Jänner bis Mai diesen Jahres kamen auf den Balearen etwas mehr als 433.000 Kreuzfahrtpassagiere an, um 11,5 Prozent weniger als im Vorjahreszeitraum und das trotz um 4,4 Prozent gestiegener Anlegungen.
Und die weiteren Ausblicke für 2016? Heuer dürfte Genua – so die Forecasts der Häfen – das stärkste Wachstum verbuchen und damit auf Platz 8 vorrücken. Auch Marseille und Piräus rechnen mit zweistelligen Plus-Zahlen, womit der französische Hafen auf Augenhöhe mit Palma de Mallorca rückt. Von weniger Gästen gehen Mallorca und – seit einigen Jahren bereits – Venedig aus.
Wie dem auch sei: Unter dem Strich sollte es 2016 in den Top-10 Kreuzfahrthäfen Europas einen Anstieg um 850.000 auf 16,13 Millionen Passagiere geben, ein Plus von 5,6 Prozent (gleicher Wert wie im Vorjahr). Und alle 10 werden dann dem Club der Passagier-Millionäre angehören. In einem Jahr wird man wissen, was aus diesen Plänen geworden ist. T.A.I. wird berichten.
Erstellt am: 26. August 2016
Für Belén Wangüemert von Royal Caribbean ist die starke Position Barcelonas kein Zufall
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