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ÖBB – Österreichische Bundesbahnen

Europas Nachtzug-Star baut Vorsprung aus! 33 komplett neue Nightjets bis 2025

T.A.I. 24 TOP News

Mit der heute erfolgten Fixierung von 20 weiteren Nightjets (NJ) der neuen Generation sorgen die ÖBB (Österreichische Bundesbahnen) einmal mehr international für Schlagzeilen. Die jetzt bestellten Züge kommen zusätzlich zu den bereits georderten und ab 2022 ausgelieferten 13 Garnituren.

Die ÖBB sind derzeit das einzige Bahnunternehmen in Westeuropa, das Nachtzüge als „essenziellen Bestandteil unseres Mobilitätsangebots“ betrachtet, wie ÖBB-Generaldirektor Andreas Matthä nicht müde wird zu betonen. Im letzten Vor-Corona-Jahr 2019 wurden von den ÖBB rund 1,5 Millionen Fahrgäste in den Nachtzügen gezählt (4,2 % aller Fernverkehrts-Fahrgäste).

Aktuell verläuft die Erholung erheblich schneller als in den übrigen Bereichen: So erreichte die Nightjet-Auslastung im Sommer 2020 bereits wieder 90 % des Vor-Corona-Niveaus. Zum Vergleich: Der Nahverkehr kam auf 70 %, der Fernverkehr auf 60 %.

ÖBB Nummer 1 im internationalen Nachtzugverkehr

Zwar betreibt Schweden mit 200 Waggons die aktuell größte Flotte an Schlaf- und Liegewagen Europas, sie werden aber laut der auf globale Bahn- und Logistik fokussierten Unternehmensberatung „SCI Verkehr“ vorwiegend für den Inlandsverkehr eingesetzt. Zudem gehören nur 170 dieser 200 Wagen der staatlichen Eisenbahngesellschaft SJ (Statens Järnvägar).

Die ÖBB folgen mit 160 Waggons und gelten als im grenzüberschreitenden Verkehr führende Bahngesellschaft Europas. Mit Respektabstand (120 Schaf- und Liegewagen) dahinter liegen Polens Staatsbahnen PKP (Polskie Koleje Państwowe). Alle anderen Bahnen rangieren weit darunter: In Italien kommen die Ferrovie dello Stato Italiane (FS) als Nummer 4 mit 80 Waggons auf die Hälfte der aktuellen ÖBB-Zahlen.

Damit nicht genug, ist – anders, als bei den ÖBB – ein Großteil des Fuhrparks in diesem Bereich veraltet. Gemäß SCI Verkehr stehen europaweit gegenwärtig 1.500 Schlaf- und Liegewagen im Einsatz, über 1.000 davon (also mehr als zwei Drittel bzw. 67 %) sind mehr als vier Jahrzehnte alt.

Investition mit Weitblick

Den Grundstein für die nunmehr international dominierende Schlafwagen-Rolle legten die ÖBB vor fünf Jahren, als sie 2016 das komplette Nachtzug-Geschäft der Deutschen Bahn (DB) übernahmen. 15 Liegewagen und 42 Schlafwagen (Baujahre 2003 bis 2005) der DB wechselten damals den Besitzer.

Seither betreiben die ÖBB nicht nur Verbindungen mit Ausgangspunkt Wien (z.B. seit heuer Wien - Paris) oder Innsbruck, sondern auch Strecken zwischen der Schweiz und Deutschland. Dort sind heute u.a. Berlin, Frankfurt, Hamburg, München, Köln und Düsseldorf an das ÖBB-Liniennetz angeschlossen.

Vor einem Jahr, im August 2020, umfasste das zu Beginn der Corona-Pandemie komplett eingestellte ÖBB Nachtzug-Netz bereits wieder 16 Strecken. Aktuell sind es 28, darunter neun Routen, die mit den Nightjet-Partnern ČD (České dráhy), HŽ (Hrvatske željeznice), MÁV (Magyar Államvasutak) und Polens PKP befahren werden.

Jetzt wollen auch die Schweizer SBB/CFF/FFS (Schweizerische Bundesbahnen, Chemins de fer fédéraux suisses bzw. Ferrovie federali svizzere) und die französische SNCF (Société nationale des chemins de fer français) ihre Nachtzugverkehre wieder forcieren.

ÖBB bauen ihren Vorsprung aus

Die ÖBB sind den übrigen Bahnen diesbezüglich weit enteilt. Beginnend mit 2021 erfolgt die Erneuerung der Fahrzeugflotte: 22 neue Multifunktions-Liegewagen ersetzen dabei die bisher ältesten Waggons (bei allen bestehenden Nightjets handelt es sich um modernisiertes und umgebautes Wagenmaterial).

Für die weitere Expansion in diesem Bereich wurden von den ÖBB Ende 2019 um 230 Mio. Euro bei Siemens 13 komplett neue Nightjets bestellt. Sie werden ab 2022 zunächst im Italien-Verkehr und später in ganz Europa zum Einsatz kommen. Jede dieser neuen Nightjet-Zuggarnituren besteht aus 7 Wagen (zwei Schlafwagen, drei Liegewagen und zwei Sitzwagen) mit zusammen 320 Plätzen. Auf bestimmten Verbindungen werden zudem Waggons für Autos und Motorräder angehängt.

Durch die Anfang August 2021 fixierte Bestellung von weiteren 20 Nightjet-Zügen wird das Angebot bis 2025 auf 33 Einheiten der neuen Generation ausgebaut. Insgesamt werden damit in den kommenden Jahren 500 Mio. Euro in die Nachtzugflotte investiert, die gegenüber den derzeit eingesetzten Nightjets über nochmals gesteigerten Komfort verfügen (alle Standard- und Deluxe-Abteile mit eigener Toilette und Dusche, großes Familienabteil). Andreas Matthä: „Wir werden damit die Vorreiterrolle der Bundesbahnen bei Nachtzügen in Europa weiter ausbauen.“

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