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Snow Space Salzburg Bergbahnen

Minimieren statt kompensieren! Snow Space setzt auf Nachhaltigkeit

Print-Ausgabe 19. November 2021

Es sind nicht nur Versprechungen, sondern handfeste Taten, die Wolfgang Hettegger und sein Team bezüglich CO2- Senkung und Minimierung des ökologischen Fußabdrucks setzen

Sie gehört zu den Top-Bergbahnen Österreichs: Snow Space Salzburg, die sich über die Orte Flachau, Wagrain und St. Johann im Pongau erstreckt, seit dem letzten Winter mit den Nachbarskigebieten Flachauwinkl und Zauchensee verbunden ist und Skigenuss über insgesamt zwölf Gipfel und fünf Täler bietet. Im T.A.I.-Interview mit Vorstand Wolfgang Hettegger ging es aber nicht um wirtschaftliche Eckdaten (das wäre in Corona-Zeiten nicht wirklich sinnvoll), sondern um ein Thema, das weit wichtiger ist: Ökologie.

T.A.I.: Das Thema Nachhaltigkeit macht auch vor Skigebieten nicht Halt. Wie gehen die Snow Space Salzburg Bergbahnen damit um?

Hettegger: „Es ist uns ein großes Anliegen, unser gesamtes Handeln ökologisch verträglich zu gestalten. Gemeinsam mit unabhängigen Fachexpert*innen haben wir deshalb ein Nachhaltigkeits­konzept erarbeitet.

In einem ersten Schritt wurde eine CO2-Bilanz unseres Betriebes erstellt, sämtliche Arbeitsbereiche im Detail analysiert und der CO2-Verbrauch aller Tätigkeiten berechnet. Im Anschluss wurden Einsparungspotenziale definiert sowie konkrete Ziele festgelegt, die wir in den nächsten Jahren erreichen wollen. Wir richten dabei unser Handeln so aus, dass wir unsere CO2-Emissionen tatsächlich minimieren, anstatt ‚nur‘ Kompensationszahlungen zu leisten.“

T.A.I.: Welche konkreten Erkenntnisse haben Sie aus der CO2-Bilanzierung gewonnen?

Hettegger: „Das Ergebnis zeigt, dass ein Skifahrer bzw. eine Skifahrerin bei uns im Snow Space Salzburg durchschnittlich 2,30 kg CO2 produziert, in etwa so viel wie ein Ladysteak aus 180 g Rindfleisch. Eine weitere Erkenntnis ist, dass wir durch die Verwendung von 100 Prozent Ökostrom 9.800 Tonnen CO2 im Vergleich zum gängigen Strommix in Österreich einsparen können, also mehr als 70 Prozent.

Der größte CO2-­Treiber ist mit 63 Prozent Anteil unser Fuhrpark inklusive Pistengeräte und Skibusse. Mittelfristig planen wir deshalb einen Umstieg von Diesel auf alternative Antriebe. Außerdem sollen durch eine optimierte Taktung der Skibusse Leerfahrten vermieden werden. Für Mitarbeiter*innen werden wir Anreize für emissions­arme Verkehrsmittel schaffen. Jedes einzelne Mitglied unseres Teams ist zudem darauf bedacht, seinen Arbeitsbereich so nachhaltig wie möglich zu gestalten.“

T.A.I.: Sie setzen stark auf alternative Anreisekonzepte. Warum ist Ihnen das so wichtig?

Hettegger: „An- und Abreise verursachen im Urlaub den größten CO2-Ausstoß. In einem typischen Winterurlaub in Österreich sind es bis zu 70 Prozent. Laut Gäste­befragung aus dem Jahr 2019 reisen nur 8 Prozent mit öffentlichen Verkehrsmitteln an. Unser Ziel war es bereits damals, diesen Prozentsatz innerhalb von fünf Jahren mindestens zu verdoppeln.“

T.A.I.: Wie soll bzw. kann das gelingen?

Hettegger: „Unsere Gäste können komfortabel mit dem Zug anreisen. Mit dem Skibus sind sie in nur 5 Minuten vom Bahnhof auf der Piste. St. Johann bietet zu jedem ankommenden Zug ein Shuttle­service direkt in die Unterkunft bzw. ins Skigebiet. Wenn das noch mit dem Haus-zu-Haus-Gepäckservice der ÖBB kombiniert wird, ist maximaler Komfort bei der Anreise gesichert. Wir bieten unseren Gästen außerdem gemeinsam mit den ÖBB attraktive Kombitickets inklusive Ermäßigung auf den Skiverleih. Mit dem Zug aus Wien ist man gleich schnell wie mit dem Auto, von Linz sind es nur 2:15 Stunden, von München 2:30 Stunden. Und von der Stadt Salzburg gibt es mit einem gültigen Skiticket einen kostenlosen Skibus ins Skigebiet.“

T.A.I.: Wie steht es um die Beschneiung und CO2?

Hettegger: „Im täglichen Skibetrieb geht es vor allem um den sorgsamen Umgang mit Wasser und Energie. Moderne Beschneiungsanlagen sind darauf ausgelegt, so ressourcensparend wie möglich zu arbeiten. Je moderner die Beschneiungstechnik, desto umweltfreundlicher ist sie.

Ein wichtiger Faktor ist dabei die digitale Schneehöhenmessung durch GPS-Sensoren in den Pisten­geräten, mit der vorhandener Schnee optimal verteilt und nur so viel technischer Schnee produziert wird, wie tatsächlich benötigt. Das hilft nicht nur bei der CO2-Bilanz, sondern die gleichmäßige und ausreichend dicke Schneeschicht schont auch den darunterliegenden Boden.

Dazu kommt ein ausgeklügeltes Wassermanagement: Wasserfassungen fangen die Schnee­schmelze im Frühjahr auf, das Wasser wird dann in Speicherteichen gesammelt und im Winter wieder zur Beschneiung genutzt. Ebenso regulieren Retentionsbecken den Wasserfluss bei Stark­regen. Durch Bestrahlung mit UVB-Licht hat das Wasser übrigens Trink­wasserqualität.“

T.A.I.: Wie sieht es beim Pisten- und Anlagenbau aus? Wird hier nicht auch direkt in die Natur eingegriffen?

Hettegger: „Ja, aber es gibt zahlreiche Faktoren, die beachtet werden können, um dies ökologisch verträglich zu gestalten. Das beginnt bei der Planung – wir lassen uns bei Bauprojekten von anerkannten Expert*innen beraten. Wir analysieren vor einem Pistenbau die botanische und zoologische Beschaffenheit des Grundstücks, um den genauen Verlauf der Piste festzulegen und so wenig wie möglich in den Lebensraum der Pflanzen- und Tierarten einzugreifen. Die Pistenflächen werden mit standortgerechtem Saatgut besät, damit sich wieder Fauna und Flora ansiedelt, und die Baumaßnahmen werden zeitlich so gestaltet, dass der Einfluss auf sensible Tierarten minimiert wird. Darüber hinaus haben wir als Ausgleichsmaßnahme für vergangene Bauten mehrere Schutzwald­projekte finanziert.“

T.A.I.: Was passiert mit den Pistenflächen im Sommer?

Hettegger: „Sie werden landwirtschaftlich genauso genutzt wie jede andere Wiesenfläche. Wir arbeiten dazu eng mit unseren Grundbesitzer*innen und Landwirt*innen zusammen. Studien haben belegt, dass die Biodiversität auf Pistenflächen im Sommer nicht beeinträchtigt ist. Manchmal ist sie sogar höher als auf Grünflächen in Tallagen. Sie sehen: Auch hier setzen wir auf intensiven Wissens- und Erfahrungsaustausch.“

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Erstellt am: 19. November 2021

Foto: © Snow Space Salzburg/Masser

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