Print-Ausgabe 14. November 2025

„Der Wintertourismus bleibt in puncto Wertschöpfung und Arbeitsplätze für Tirol unverzichtbar“, so Jakob Falkner (Foto: © Martin Stoni)
T.A.I.-Interview mit Jakob Falkner, Chef der Skiliftgesellschaft Sölden – Hochsölden, der Ötztaler Gletscherbahn und den Schiliften Gampe
Wenn man die Umsatz-Zahlen der drei Bergbahnen – Skiliftgesellschaft Sölden – Hochsölden, Ötztaler Gletscherbahn und den Schiliften Gampe – zusammenzählt, die alle zu den Top-40 Seilbahnunternehmen Österreich gehören und an denen Jakob „Jack“ Falkner direkt oder indirekt wesentliche Beteiligungen hält, kommt man auf mehr als 130 Mio. Euro. Damit wäre Sölden – ausgestattet mit architektonischen Highlights wie den „BIG 3“ (drei Erlebnisplattformen auf drei Dreitausendern im Skigebiet von Sölden) oder seinen technischen und baulichen Meisterstücken, wie der Gaislachkogl- oder der Giggijochbahn, die zu den leistungsstärksten Zubringerbahnen Europas gehören – mit Abstand die größte Bergbahn in Österreich. Ganz aktuell wird der bisherige 4er-Sessellift „Silberbrünnl“ durch eine hochmoderne 8er-Sesselbahn ersetzt, der Einzeiger-Lift als Verbindung zum Rettenbachgletscher erfährt eine komplette Modernisierung. Für T.A.I. Grund genug, mit Jakob Falkner – der seit mehr als 40 Jahren an der Spitze der Bergbahnen Sölden steht und heuer mit dem „Ehrenzeichen des Landes Tirol“ ausgezeichnet wurde – ein Interview zu führen.
T.A.I.: Ist Sölden tatsächlich die geheime Nummer 1 unter Österreichs Skigebieten?
Jakob Falkner: „Wir sind nicht die Nummer eins, weil in diesen Zahlen auch Hotel- und Berggastronomie-Umsätze enthalten sind. Betrachtet man nur den reinen Seilbahnumsatz, liegen andere Gebiete vor uns. Dennoch zählen wir mittlerweile zu den größeren Skigebieten Österreichs.“
T.A.I.: Beim Prodinger-Summit 2024 brachen Sie – Stichwort Klimawandel – eine Lanze für den Wintersport. Wird es denn für Wintersport in Österreich immer genügend Schnee geben?
Jakob Falkner: „Ob es immer genügend Schnee geben wird, kann niemand garantieren. Skifahren wird aber weiterhin möglich sein – auch, weil wir in moderne Beschneiungsanlagen investieren und laufend anpassen. Natürlich wird es künftig auch herausfordernde Winter mit weniger Betriebstagen geben. Der Wintersport bleibt aber, was Wertschöpfung und Arbeitsplätze betrifft, für Tirol unverzichtbar.“
T.A.I.: Welchen Anteil hat denn die Wintersaison gegenüber dem Sommer für den Tiroler Tourismus?
Jakob Falkner: „Da muss man zwischen Übernachtungen und der gesamten Wertschöpfung unterscheiden. Von den Nächtigungen in Tirol her ist die Differenz groß, sie liegen bei einem Anteil im Winter von 53 % verglichen mit 47 % im Sommer. Bei der Wertschöpfung in Tirol herrscht aber ein noch wesentlich eindeutigeres Bild zugunsten des Winters, der mit 58 % zu Buche schlägt, verglichen mit 42 % im Sommer.“
T.A.I.: Wie sieht es gemessen an den Nächtigungen im gesamten Ötztal und in Sölden aus?
Jakob Falkner: „Da hatte Sölden im Vorjahr einen Anteil an den Nächtigungen im gesamten Ötztal von 31,1 %, der im Sommer 25,8 % betrug, im Winter aber bei rund einem Drittel lag, genau 33,2 %, also deutlich höher war als das Viertel im Sommer. Insgesamt wachsen aber die Übernachtungen im Ötztal und in Sölden.“
T.A.I.: Wie steht es um die Skigebietsverbindung zwischen Sölden und dem Pitztal? Diesbezüglich soll es ja einen neuen Anlauf geben?
Jakob Falkner: „Wir waren und sind zu 100 % von diesem Projekt überzeugt. Aktuell befinden wir uns aber in einer Warteposition, da es im Pitztal selbst unterschiedliche Ansichten und Diskussionen gegeben hat. Wir stehen weiterhin voll hinter der Idee und hoffen, dass die Pitztaler Gletscherbahnen das Projekt künftig weiter verfolgen – der Nutzen für beide Regionen wäre enorm.“
T.A.I.: Sie führen seit 25 Jahren den Skiweltcup Auftakt der Damen und Herren am Rettenbachferner durch. Haben Sie dieses Jubiläum – abgesehen vom Sieg bei den Damen und Platz 2 bei den Herren – entsprechend gefeiert?
Jakob Falkner: „Das ist nicht richtig: Wir veranstalten den Weltcup-Auftakt seit 1993 – also mehr als 30 Jahre – und haben mittlerweile über 50 Rennen ausgetragen. Anfangs fanden die Riesentorlauf-Rennen aber im 2-Jahresryhtmus statt, ab 2000 – also vor 25 Jahren und das dürften Sie meinen – ging das Ski-Weltcup Opening dann jedes Jahr am Rettenbachferner über die Bühne. Nach dem Rennen in diesem Jahr habe ich natürlich im VIP-Zelt angestoßen und anschließend ganz traditionell bei einem Wiener Schnitzel und ein paar Gläsern Wein in entspannter Runde das Rennwochenende beendet.“
T.A.I.: Was erwarten Sie vom kommenden Ski-Winter 2025/2026 für Sölden?
Jakob Falkner: „Die aktuelle Buchungslage für Dezember und Jänner ist sehr gut. Wenn das Wetter mitspielt, hoffen wir auf einen ähnlich erfolgreichen Winter wie in den letzten beiden Jahren.“
T.A.I.: Sie sind – wenn man so sagen darf – ein echtes Arbeitstier. Alleine als Aufsichtsrat, Gesellschafter und Kommanditist werden laut Creditreform 21 Funktionen von Ihnen angeführt. 2026 werden Sie 70 Jahre jung. Wie sieht es mit der Nachfolge aus?
Jakob Falkner: „Gesellschafter- und Kommanditistenrollen sind ja keine operativen Tätigkeiten. Viele meiner Funktionen hängen aber ohnehin eng zusammen. Mein Nachfolger Philipp Falkner ist seit über fünf Jahren im Unternehmen tätig, sehr engagiert und macht ausgezeichnete Arbeit. Die Nachfolge ist also bereits gut geregelt.“

Das Führungstrio der Bergbahnen Sölden (v.l.): Philipp Falkner, Jakob Falkner und der technische Leiter, Helmut Kuprian
Erstellt am: 14. November 2025
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