Zillertal Arena

„Die Zahl der Nächtigungen hat sich seither verdreifacht!“

Print-Ausgabe 14. November 2025

„Wir haben viel in Beschneiungsanlagen investiert, sonst wäre die Entwicklung anders verlaufen“, so Franz Hörl

Wie es Franz Hörl als Chef des Schilift-Zentrum-Gerlos schaffte, den einst zerstrittenen Ort zu einen und mit der „Zillertal Arena“ das größte Skigebiet des Zillertales zu schaffen

Seit 47 Jahren ist Franz Hörl Wirt des 4-Sterne Superior Hotels „Gaspingerhof“, seit 1979 Geschäftsführer und Miteigentümer des Schilift-Zentrum-Gerlos, wie die dortigen Berg­bahnen genannt werden, und seit Ende September dieses Jahres erneut Nationalrat –, Obmann des Fachverbandes der österreichischen Seilbahnen in der WKÖ (Wirtschaftskammer Österreich). Erst Mitte Juni dieses Jahres wurde er in dieser Funktion bestätigt. Zur besseren regionalen Einordnung: Der Ort Gerlos befindet sich im Gerlostal, einem östlichen Seitental des Zillertals, das in den Gerlospass mündet und die Grenze zwischen Tirol und Salzburg markiert. T.A.I. traf Franz Hörl vor wenigen Tagen zu einem Gespräch.

„Wir sind eines der ältesten Skigebiete in Tirol“, so Franz Hörl. „Bereits 1964 hatten wir 120.000 Nächtigungen, da war Ischgl noch nicht bedeutend.“ In besagtem Jahr wurde der erste Schlepplift auf der Gerlosplatte eröffnet, zwei Jahre später wurde auf der Salzburger Seite mit dem Liftbetrieb genommen und ab 1967 gab es eine Seilbahn. Bis 1979 wurde zwar das Bettenvolumen verdoppelt, doch aufgrund diverser Streitigkeiten kam es zu einem Lift-Stopp in Gerlos. „Doch Streit bringt nichts. Mir lag es am Herzen, auch weil ich mein Hotel nicht verlagern konnte, den Laden in Ordnung zu bringen. Das war auch der Grund, weshalb ich damals als Geschäftsführer angefangen habe“, erinnert sich Franz Hörl, der sich seine Bergbahnen-Prägung bereits als 21-Jähriger (damals war er als Jungkoch im Hotel Lorünser am Arlberg tätig) geholt hatte: „Der ‚Weiße Ring‘ war mein Vorbild.“

Doch vorerst ging es zurück ins 800 Einwohner:innen-Dorf Gerlos, das damals bereits über 5 Nachtlokale verfügte. „Wir waren zwar ein schwaches Skigebiet und der Anteil der deutschen Gäste war immer mehr rückläufig, doch dafür waren die Niederländer stark“, so Franz Hörl über die bekannte Àpres Ski-Neigung der Niederländer und Niederländerinnen.

Von 1979 an ging es Schlag auf Schlag. „Wir haben begonnen, fünf einzelne Skigebiete, die sich auf fünf Gemeinden erstrecken, rund um Gerlos zusammenzufügen, auch auf der Salzburger Seite.“ Ende 1999 bzw. Anfang 2000 erfolgte die Krönung: Damals wurde die Marke „Zillertal Arena“ ins Leben gerufen. Ihr gehörten die Berg­bahn-Gesellschaften der Orte Zell am Ziller, Gerlos und Königsleiten samt der jeweiligen Tourismusverbände (TVBs) an, mit dem Ziel, eine Werbegemeinschaft zu schaffen und einen gemeinsamen Skiverbund zu ermöglichen. „Das war wild umstritten“, erinnert sich Franz Hörl. Doch die Entwicklung seither gab ihm Recht: „Die Winter-Nächtigungen haben sich seither auf rund 2,33 Mio. Nächtigungen verdreifacht.“

Seit 2003 ist die „Zillertal Arena“ komplett: Damals wurde die Verbindung zwischen Königsleiten und der bereits zur Salzburger Seite gehörenden Gerlosplatte/Hochkrimml geschaffen, wodurch die länderübergreifende 4-Berge-­Skischaukel vom Tiroler Zillertal bis in den Salzburger Oberpinzgau (mit Wald/Königsleiten und Hochkrimml) vom Traum zur Realität geworden ist. Franz Hörl: „Wir Seilbahnen zahlen heute rund zwei Drittel des Winterbudgets der ‚Zillertal Arena‘.“

Heuer wurden rund 14 Mio. Euro in Gerlos investiert, im Vorjahr waren es ca. 16 Mio. Euro, die in eine neue Seilbahn (10er Sesselbahn „Teufeltal“) sowie in ein Pumpenhaus flossen. Franz Hörl: „Wir haben viel in Beschneiungsanlagen investiert, sonst wäre die Entwicklung anders verlaufen.“ Aktuell stehen 150 Pistenkilometern (zu 100 % beschneit) und 52 moderne Liftanlagen zur Wahl, womit die „Zillertal Arena“ das größte Skigebiet des Zillertales ist. Es erstreckt sich von 1.250 Meter Meereshöhe bis über 2.400 Meter. Rund 420 Mio. Euro wurden seit ihrer Gründung investiert.

Wobei Wachstum für Franz Hörl nicht die einzige Perspektive darstellt: „Wir haben auch schon ein Skigebiet abgebaut.“ Es handelte sich um jenes der „Fürstalm“ samt Bergrestaurant mit an die 500 Sitzplätze, das 2004 seinen letzten Skiwinter hatte. Hörl: „Es hat in die Gesamtkonzeption nicht mehr hineingepasst.“

Und wie geht es im Fachverband der Seilbahnen weiter? Franz Hörl, der im kommenden Dezember seinen 70er begehen wird, hat auch dafür vorgesorgt: „Es geht mir darum, den Übergang vorzubereiten und durchzuführen.“ Die aktuelle Amtsperiode läuft noch bis 2030.

Kurzportrait Franz Hörl

Am 4. Dezember 1956 geboren, absolvierte Franz Hörl die Hotelfachschule Villa Blanka in Innsbruck, um danach im Ausland (USA sowie 1 Stern Restaurant in Liechtenstein) und am Arlberg (5-Sterne Sporthotel Lorünser in Zürs) seinen Beruf als Jungkoch zu perfektionieren. Doch als 1978 sein Vater überraschend stirbt, muss der 21-Jährige den elterlichen Betrieb in Gerlos übernehmen. Im Jahr darauf übernahm Franz Hörl auch als Geschäftsführer das Schilift-Zentrum-Gerlos, schloss es 1986 mit den Gerlospaß-Königsleiten-Bergbahnen zusammen und gründete 1999 die „Zillertal Arena“. Ab 2000 bekleidete Franz Hörl Funktionen in der Wirtschaftskammer und fungiert seit 2010 als Obmann des Fachverbandes der Seilbahnwirtschaft in der WKO.

Auch die politische Karriere kann sich sehen lassen: Zwischen 1983 und 2009 war Franz Hörl Mitglied des Gemeinderates von Gerlos, 1986 wurde er Vizebürgermeister der Gemeinde, 1992 Bürgermeister. Diese Position hatte Franz Hörl bis 2009 inne. Ebenso gehört Franz Hörl dem Nationalrat an: Ende Oktober 2006 zog er erstmals dort ein, 2008 wurde er wiedergewählt. 2013 hat der Wiedereinzug leider nicht geklappt. Ende Jänner 2018 rückte Franz Hörl nach den im vorangehenden Herbst geschlagenen Bundeswahlen nach, um Mitte 2019 auf sein Mandat zu verzichten. Wenig später schaffte er den Einzug erneut, wobei Franz Hörl die gesamte Gesetzgebungsperiode im Nationalrat blieb. Heuer wurde er erneut am 24. September 2025 angelobt.

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