Print-Ausgbae 12. Juli 2019
Arbeitgeber: destination:development
Position: Gründerin
Aufgaben: Geschäftsführung
Abschluss: Masterstudiengang Leadership im Tourismus 2013
Was fällt Dir spontan ein, wenn Du an das Tourismusstudium an der FHWien der WKW denkst?
Zwei Jahre Betriebswirtschaft pur. Lange Unterrichtsabende. Ein reichhaltiges „Wissensbuffet“ an dem ich mich gerne bedient habe.
Eine schöne und eine weniger schöne Erinnerung an das Tourismusstudium?
Viele schöne Erinnerungen habe ich an meine StudienkollegInnen. Ich war ein paar Jahre älter als der Rest und die einzige ohne betriebswirtschaftlichen Hintergrund. Das hat aber niemals eine Rolle gespielt und ich durfte in den zwei Jahren des Masterstudiums viel Unterstützung und Solidarität erfahren – auch von Seiten der Lehrenden. Weniger schön waren die langen Samstage, besonders wenn die Themen recht trocken waren.
Wie wichtig war das Tourismusstudium für Deine Karriere?
Sehr wichtig. Vor meinem Studium hatte ich wenig Ahnung davon, wie die Tourismusbranche tickt. Um Veränderungen bewirken zu können, muss man aber das System kennen, in dem man sich bewegt, und das lernte ich im Zuge meines Studiums. Es hat mir auch weitere Türen in die Branche geöffnet, durch Vorträge und Vernetzungstreffen mit relevanten Playern, wie z. B. dem Club Tourismus, bei dem ich mittlerweile selbst im Vorstand aktiv bin.
Was hast Du im Rahmen des Tourismusstudiums gelernt, was Dich im Job weitergebracht hat?
Es war die betriebswirtschaftliche Ausbildung, die mich für die Zeit als Gründerin gut gerüstet hat. Ich durfte im Laufe des Studiums aber auch feststellen, wo es Lücken im System gibt. Wir TouristikerInnen bringen uns viel zu wenig in gesellschaftsrelevante Themen ein, obwohl wir direkt davon betroffen sind. Die Menschen in den Mittelpunkt zu stellen ist offenbar immer noch eine Herausforderung – aber eine, der ich mich in meiner Arbeit bei destination: development und ECPAT Österreich gerne stelle.
Was motiviert Dich bei Deinem Job?
Mein Antrieb ist meine Vision von einem fairen und sozial verträglichen Tourismus, bei dem die einheimischen Bevölkerungen eine starke Stimme haben und über die Gestaltung und Vermarktung ihres Lebensraums entscheiden können. Ich arbeite jeden Tag gerne daran, dass Tourismus nicht wie ein Heuschreckenschwarm über Regionen herfällt und alles zunichte macht, was ihnen einmal ihren besonderen Glanz vermittelt hat. Ich habe auch das Glück immer wieder mit sehr inspirierenden Menschen arbeiten zu dürfen – seien es nun Kakaobauern, KünstlerInnen, Tourismusprofis oder ExpertInnen aus unterschiedlichen Disziplinen, die direkt oder indirekt mit dem Tourismus in Verbindung stehen.
Wie lässt sich der Fachkräftemangel im Tourismus beseitigen?
Meiner Meinung nach basiert viel auf der persönlichen Ebene. Dort wo es Führungskräfte gibt, die mit Herz bei der Sache sind und andere mit ihrer Freude am Beruf anstecken, dort gibt es auch keinen Mangel an qualifiziertem Nachwuchs. Ein so positives Arbeitsumfeld erzeugt den notwendigen Sog, der junge Fachkräfte anzieht.
Welche Kompetenzen brauchen Nachwuchsführungskräfte im Tourismus?
Im Sinne der Nachhaltigkeit brauchen Nachwuchsführungskräfte die Fähigkeit, langfristig und branchenübergreifend zu denken. Wohin uns die Orientierung an kurzfristigen rein wirtschaftlichen Interessen geführt hat, spüren wir gerade sehr deutlich und die Jugend protestiert zurecht. Für die wichtigste Kompetenz halte ich aber Empathie. Bei der Arbeit im Tourismus stehen immer die Menschen im Mittelpunkt, ob wir nun direkt mit Gästen, Einheimischen und ortsansässigen Unternehmen zusammenarbeiten. Dort wo Menschen aus unterschiedlichen Kulturen und Lebensbereichen aufeinandertreffen, entstehen sehr sensible Systeme, die nur mit Feingefühl und Herz in Balance gehalten werden können. Entsprechende Werkzeuge dafür, die wir in unserer Arbeit anwenden, entwickeln wir bei destination:development gerade weiter, damit wir sie zukünftig alle einsetzen und davon profitieren können.
Welchen Tipp/Rat würdest Du derzeitigen StudentInnen mit auf den Weg geben?
Blickt über den Tellerrand, findet eure Vision und engagiert euch. Für einige von euch mag es eine Herausforderung sein, den richtigen Platz in der Arbeitswelt zu finden – das war es auch für mich. Seid mutig! Traut euch eure Ideen einzubringen. Seid offen für neue Zugänge und engagiert euch jenseits eines Nine-to-five-Jobs. Ihr werdet sehen, es lohnt sich.
Erstellt am: 12. Juli 2019
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