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Online Travel Agents – OTAs

Zwischen Hoffen und Bangen: Booking & Co. im Covid-19-Klinsch

Print-Ausgabe 14. August 2020

V.l.: Booking-CEO Glenn Fogel, Airbnb-­CEO Brian Chesky, Tripadvisor-­CEO Steve Kaufer & Expedia-CEO Peter Kern


 

Nach dem absoluten Tiefpunkt im April geht es wieder aufwärts – alle reagierten mit massiven Stellenabbau auf die Krise – Airbnb will sogar das IPO nachholen

Auch an den Online-Riesen im Welttourismus ist Corona nicht ohne tiefe Einschnitte vorüber gegangen. Doch wie es scheint, geht es langsam wieder aufwärts. Die Booking Holdings hat das zweite Quartal 2020 sogar mit einem – wenn auch massiv gesunkenen – Gewinn abgeschlossen und Airbnb, das Anfang Juli erstmals seit 3. März wieder über Buchungen von mehr als einer Million Nächtigungen an einem einzigen Tag berichten konnte, überlegt sogar, den Börsengang doch noch in diesem Jahr auf Schiene zu bringen. Bei Expedia und Tripadvisor hingegen sieht die Lage nicht so rosig aus.

Booking weiter mit Gewinn

Die Brutto-Reisebuchungen der Booking Holdings gingen laut President und CEO Glenn Fogel im zweiten Quartal 2020 gegenüber dem Vergleichszeitraum im Vorjahr um 91Prozent auf insgesamt 2,1 Mrd. US-Dollar zurück, die vermittelten Übernachtungen um 87 Prozent. Der Gesamtumsatz des mit Abstand wertvollsten Reise-­Unternehmens der Welt (Airbnb ist nach wie vor nicht an der Börse, siehe weiter unten) belief sich im Quartal auf 630 Millionen US-­Dollar, was ein Rückgang von 84 Prozent gegenüber dem Vorjahr bedeutet. Mit 122 Millionen Dollar wurde trotzdem ein Quartals­gewinn ausgewiesen, der allerdings um 88 Prozent unter dem Vergleichswert des Vorjahrs lag.

Bei neu gebuchten Übernachtungen hatte die Booking Holdings im April mit 85 Prozent den größten Rückgang zu verzeichnen. Dies lässt sich auch klar aus den Visit-­Zahlen der Website booking.com herauslesen: Im April waren sie auf 90,5 Millionen eingebrochen; im Februar lagen sie noch bei 427,5 Millionen. Seit Mai geht der Trend wieder aufwärts. Im Juli wurden insgesamt 387 Millionen Visits verzeichnet, ein Plus von 49,12 Prozent gegenüber dem Juni.

Glenn Fogel rechnet nicht mit einer signifikanten Erholung des Geschäftes, solange kein Impfstoff am Markt ist oder es eine wirksame Behandlung für COVID-19 gibt: „Wir glauben, dass es Jahre und nicht Quartale dauern wird, bis der Reisemarkt wieder zu Vor-COVID-Umsätzen zurückkehrt.“

Um sich darauf einzustellen, haben die Tochterunternehmen der Booking Holdings Kayak, OpenTable und Agoda sowie Priceline bereits umfangreiche Maßnahmen zur Kosten­reduktion gesetzt. Diese betreffen vor allem die MitarbeiterInnen. Mit 22 Prozent wurde mehr als ein Fünftel der Angestellten gekündigt. Bei booking.com, dem wichtigsten Standbein des Konzerns, wird die Belegschaft um etwa 25 Prozent reduziert. Betroffen davon sind 4.500 der weltweit 17.500 MitarbeiterInnen. Insgesamt waren bei der Booking Holdings zuletzt 26.000 Menschen in 65 Ländern beschäftigt.

Airbnb überlegt wieder Börsengang

Bei Airbnb gibt man sich wieder etwas zuversichtlicher. Noch im Juni schockte Airbnb-­Mitbegründer und CEO Brian Chesky im CNN-­Interview mit der Aussage: „Wir haben zwölf Jahre damit verbracht, das Geschäft von Airbnb aufzubauen und fast alles innerhalb von vier bis sechs Wochen verloren.“ Heuer wollte das Startup an die Börse gehen, doch bereits vor Corona geriet das Unternehmen laut US-­Medien tief in die roten Zahlen. Das operative Minus habe im vierten Quartal 2019 bei 276,4 Millionen Dollar gelegen und sich damit im Jahresvergleich beinahe verdoppelt.

Seit aber am 8. Juli an einem einzigen Tag erstmals seit mehr als vier Monaten Airbnb-User mehr als eine Million Nächte in über 175 verschiedenen Ländern und Regionen gebucht hatten (das meiste davon für Inlandsreisen), zeigt sich Brian Chesky wieder deutlich optimistischer. Er überlegt sogar wieder einen Börsengang (IPO – initial public offering) noch in diesem Jahr.

Bislang hat Airbnb rund 16 Prozent seines Prä-Coronavirus-Werts von 31 Mrd. US-Dollar verloren. Um die Kosten zu senken hat das Unternehmen 1.900 seiner 7.500 MitarbeiterInnen entlassen. Parallel dazu wurden weitere 2 Mrd. US-Dollar an Finanzmitteln aufgebracht.

Expedia leidet

Bei der Expedia Group (u. a. expedia.com, Trivago, hotels.com und Travelocity), die bereits im Vorjahr keine erfreuliche Entwicklung aufwies, lief es im zweiten Quartal 2020 deutlich schlechter. Das Buchungs-Volumen reduzierte sich im Vorjahresvergleich um rund 90 Prozent von 28,2 Mrd. auf nur noch 2,7 Mrd. US-Dollar. Im Geschäftskundenbereich der B2B-Units Expedia Partner Solutions und Egencia brach der Umsatz um 90 Prozent auf 68 Millionen Dollar ein. Unter dem Strich verblieb ein Verlust von 753 Millionen  US-Dollar. Im Vorjahresquartal konnte noch einen Gewinn von 183 Millionen US-Dollar verzeichnet werden.

„Das zweite Quartal des Jahres 2020 war wahrscheinlich das schlechteste, das die Reisebranche in ihrer jüngsten Geschichte erlebt hat“, kommentierte Vicepresident und CEO Peter Kern die Entwicklung. Nach dem Tiefpunkt im April gab es eine kontinuierliche Verbesserung bei den Bruttobuchungen bis Mai und Juni, wobei sich die Stornierungen abschwächten. Der Aufschwung ist allerdings nicht so deutlich wie bei Booking.

Bereits Ende Februar wurde die Entlassung von 3.000 MitarbeiterIn­nen bzw. 12 Prozent der weltweiten Belegschaft angekündigt. Am kräftigsten setzte die Expedia Group den Sparstift bisher bei Trivago an (das Umsatz-Minus im zweiten Quartal lag hier bei 93 Prozent). Das Büro in Amsterdam wurde geschlossen, der Standort in Leipzig wird abgewickelt und das Entwicklungscenter im spanischen Palma de Mallorca an eine Tochter des Handels­konzerns Metro abgegeben.

Tripadvisor hofft

Bei der Tripadvisor Inc. ging der Umsatz im zweiten Quartal um 86 Prozent zurück. Der Umsatz belief sich auf 59 Millionen US-Dollar nach 422 Millionen US-Dollar im Vorjahreszeitraum. Der Netto­verlust erreichte insgesamt 153 Millionen US-Dollar, verglichen mit einem Gewinn von 34 Millionen im Vergleichsquartal des Vorjahres.

Das Unternehmen geht davon aus, dass sich der Umsatz im dritten Quartal gegenüber dem zweiten Quartal verbessern wird, obwohl er immer noch deutlich unter dem Vorjahreszeitraum liegt, so President und CEO Steve Kaufer und CFO Ernst Teunissen in einem Brief an die Aktionäre. Rund ein Viertel der Belegschaft wurde entlassen. 

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