ÖRV Österreichischer ReiseVerband

Zwischen Ende des Blindflugs und Solo beim Beratungshonorar

Print-Ausgabe 4. Mai 2018

Für Österreichs Reisebüros und -veranstalter gibt es ebenso neue wie interessante Entwicklungen und im ÖRV-Vorstand wurde die Damen-Riege verstärkt.

Mit einer Fülle an Vorträgen – von Digitalisierung über Innovationen bis zur Pauschalreiserichtlinie – wartete der ÖRV (Österreichischer ReiseVerband) im Rahmen seines 58. Frühjahreskongresses Ende voriger Woche auf Schloss Esterházy in Eisenstadt auf. Den Auftakt bildeten der traditionelle Bericht des Präsidenten Josef Peterleithner sowie die turnusgemäß notwendigen Vorstandswahlen.

Für letztere gab es lediglich eine Liste, die per Akklamation angenommen wurde. Wichtigste Veränderung im Vorstand ist das Ausscheiden von Hannes Schwarz (FCm Columbus) nach eineinhalb Jahrzehnten. Für ihn rückte Helga Freund (Verkehrsbüro Group) nach. Sie stärkt damit die Damen-Riege an der ÖRV-Spitze. Weitere Vorstandsmitglieder sind Joannis Afukatudis (Thoms Cook Austria), Christian Bruckmüller (Reisebüro On.tour), Eva Buzzi (Rail Tours Touristik), Gregor Kadanka (Mondial), Felix König (Reisewelt), Herlinde Friesl-Koller (Prima Reisen), Alexander Richard (Columbus Ihr Reisebüro), Hannes Schierl (Sabtours) und Michael Schlögl (Gruber Touristik).

Unverändert zeigt sich das Präsidium: Neben Präsident Josef Peterleithner fungiert Gunther Hölbl (Kuoni) als Vizepräsident, Kassier ist Gerhard Aigner (Verkehrsbüro Business Travel), Schriftführerin Ulrike Soukop (Costa Kreuzfahrten).

Im Bericht des Präsidenten lieferte Josef Peterleithner wie gewohnt einen breiten Überblick über die einzelnen Bereiche, welche die Branche derzeit betreffen. Die wichtigsten Punkte davon:

Margensteuer „neu“

Die Bundesregierung will das Inkrafttreten jenes Abgabenänderungsgesetzes, das die Margensteuer betrifft, neuerlich um ein Jahr von 1. Mai 2019 auf 2020 verschieben. Hierzu gibt es einen Ministerentwurf, der derzeit zur Begutachtung vorliegt. Grund dafür ist das Urteil des Europäischen Gerichtshofes (EuGH) von Anfang Februar im Vertragsverletzungsverfahren gegen Deutschland bezüglich Umsatzbesteuerung von Reiseleistungen. T.A.I. berichtete ausführlich darüber unter dem Titel „Täglich grüßt die Margensteuer – Nach EuGH-Urteil zurück zum Start“ (T.A.I. vom 23. Februar 2018). Die in Österreich angewandte pauschale Margenermittlung ist dem Urteil zufolge nicht mehr erlaubt, ebenso ist die Margensteuer künftig auch auf das B2B-Reisegeschäft zu erstrecken.

Durch die Verschiebung auf 2020 besteht die Möglichkeit, mit dem Finanzministerium Lösungsmöglichkeiten zu erarbeiten, die praktikable Regelungen für den B2B-Bereich bringen und auch im Gleichklang mit jenen stehen sollen, die in Deutschland ausgearbeitet werden.

Ende des Blindflugs

Mit Spannung erwartet werden die ersten Ergebnisse jener Initiative, die Österreichs Reiseveranstaltern ab sofort einen Überblick über die aktuelle Branchenentwicklung liefert. Dieses Branchen-Radar erfolgt laut Josef Peterleithner in Kooperation mit dem Ausschuss Statistik und Marktforschung des DRV (Deutscher ReiseVerband) und wird alle drei Monate aktualisiert. Peterleithner: „Die Daten für das erste Quartal liegen derzeit noch bei der Wirtschaftsprüfung PriceWaterhouseCoopers (PwC) und werden demnächst an die Reiseveranstalter geschickt.“

Mit dabei sind die TUI Group, Thomas Cook Austria, die REWE Austria Touristik, Ideal Tours, Springer, Gruber, Rail Tours und die Veranstalter der Verkehrsbüro Group. Sie erhalten jeweils die Daten ihrer eigenen Veranstalter, die in Relation zum Gesamtmarkt gesetzt werden. Auch dem ÖRV wird eine Gesamtmarkt-Analyse zur Verfügung stehen.

Prozesskosten-Analyse

Interessante Ergebnisse sind auch von der aktuellen Prozesskosten-Analyse zu erwarten, die vom Flugausschuss des ÖRV initiiert wurde. Die im Rahmen einer Universitätsarbeit erstellte Studie ist bereits fertig, wird derzeit von Hannes Schwarz (FCm Columbus, Vorsitzender des ÖRV-Flugausschusses) und Gerhard Aigner (Verkehrsbüro Business Travel) sowie ÖRV Generalsekretär Walter Säckl überprüft und dann kommuniziert.

Die letzte derartige Prozesskosten-Analyse des ÖRV erfolgte 2004. Damals wurde für die Flugbuchung (Neubuchung) mit allen dazugehörenden Tätigkeiten in einem Geschäftsreisebüro ein Zeitaufwand von 24 Minuten und 47 Sekunden ermittelt, für ein IATA-Reisebüro 55 Minuten und 6 Sekunden. Es wird spannend, wie sehr sich diese Aufwände geändert haben.

Solo beim Beratungshonorar

Kein wesentlicher Fortschritt feststellbar ist laut Josef Peterleithner im Touristik-Bereich beim Beratungshonorar. Von den großen Reisebüroketten setzt lediglich Kuoni seit zwei Jahren auf diese Maßnahme, durch die „Beratungsdiebstahl“ ein Riegel vorgeschoben sowie die Abschlussquote erhöht werden konnte.

Weiter verbreitet ist die Einhebung einer Buchungsgebühr. Peterleithner: „Von jenen, die’s tun, ist sie bereits ein wesentlicher Bestandteil der Unternehmensergebnisse.“

Starke Branche

Auch wenn aktuell die Touristik-Buchungen nach einer starken Frühbucher-Phase aktuell wenig Dynamik zeigen, ist der ÖRV-Präsident zuversichtlich: „Die Nachfrage ist sehr kurzfristig, ich habe aber keine Angst, dass die Kapazitäten abgesetzt werden.“ Erfreulich entwickeln sich die Kreuzfahrten. In Summe erzielten Österreichs Reisebüros und Reiseveranstalter Peterleithner zufolge im Vorjahr einen Gesamtumsatz von 4,9 Mrd. Euro. Knapp die Hälfte (rund 2,5 Mrd. Euro) davon stammen aus den Bereichen Touristik/Pauschalreise, der Rest aus den Bereichen Flug/Geschäftsreisen und Incoming. 

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Erstellt am: 04. Mai 2018

Foto oben, v.l.: Josef Peterleithner (ÖRV-Präsident) und Walter Säckl (ÖRV-Generalsekretär)

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