ANA
Fachverband der Reisebüros

„Wir sprechen mit einer Stimme. Dieser Zusammenhalt ist uns wichtig“

Print-Ausgabe 18. Dezember 2020

V.l.: ÖRV-Präsident Josef Peterleithner, ÖVT-Präsidentin Phillies Ramberger und Fachverband-Obmann Gregor Kadanka

Fachverband, ÖRV und ÖVT ziehen seit Beginn der Corona-Krise an einem Strang – vieles läuft dabei im Hintergrund – bei aller Kritik werden gute Erfolge für die Branche erzielt

Über das Corona-Jahr braucht man nicht viele Worte verlieren. Es war und ist zum Vergessen. Was nichts daran ändert, zu hinterfragen, ob und wie die Reisebranche bei Hilfspaketen berücksichtigt wurde – egal ob Incomer, Retailer, Reise­veranstalter oder im MICE-Segment – und was ein realistischer Blick auf 2021 offenbart. T.A.I. bat dazu GregorKadanka um ein Gespräch: Der Obmann des Reisebüro-Fachverbandes ist als Branchenvertreter gemeinsam mit ÖRV-Präsident JosefPeterleithner und ÖVT-Präsidentin PhilliesRamberger an vorderster Front tätig und mit Mondial in allen genannten Bereichen engagiert.  

T.A.I.: Wurden die Reisebüros tatsächlich von der Regierung übersehen?

Kadanka: „Nein. Wir sind aber eine kleine Branche. Gastronomie und Hotellerie haben 250.000 bis 300.000 MitarbeiterInnen, unsere 10.000. Das hat für den Staat einen anderen Stellenwert. Wenn man uns aber mit Branchen vergleicht, die eine gleiche Größe haben, werden wir viel mehr gehört und wir sind auch in der Vertretung stärker. 

Ein Grund, weshalb man nicht immer von uns in der Öffentlichkeit hört, ist, dass sich unsere Botschaften an drei Zielgruppen wenden: an die Politik, von der wir uns Rückendeckung erwarten; an die Branche selbst, der wir Orientierung geben; und an die KundInnen, um deren Vertrauen es geht. Manchmal widersprechen sich diese Botschaften: Wenn man z. B. warnt, dass soundso viele Betriebe in Konkurs gehen könnten, ist das nicht das, was bei KundInnen gut ankommt.

Deshalb passiert viel im Hintergrund. Wir haben gute Kontakte zu den zuständigen Ministerien. Der Fachverband hat da den Vorteil, dass wir auf mehreren Ebenen agieren können: als Fachverband, über die Sparte Tourismus und über die Wirtschaftskammer-Führung mit HaraldMaher und KarlheinzKopf. Mit ÖRV und ÖVT haben wir von Anfang an beschlossen, dass wir uns koordinieren. Wir sind im Gleichschritt unterwegs und sprechen mit einer Stimme. Dieser Zusammenhalt ist wichtig.“

T.A.I.: Kamen die Hilfen nicht zu spät und waren zu wenig branchenspezifisch?

Kadanka: „Der FKZ I war durchaus etwas Wert und es hat ein Zuckerl für die Reisebüros gegeben: Lohnkosten, die für Stornos aufgewendet wurden, konnte man ansetzen. Das hat den Betrieben einiges gebracht und ist relativ rasch gekommen. Der FKZ II war dann etwas zäh. Wir haben immer argumentiert, dass ‚frustrierte Aufwendungen‘, die vor dem 1. Lockdown entstanden, einzubeziehen sind. Das war ein komplexes Thema. Wir wollten auch, dass das über den Rohertrag betrachtet wird, die Regierung zieht aber für alle Modelle den Umsatz heran. Ab April, Mai haben wir lobbyiert, im Juni gab es die erste Zusage, im August wurde der FKZ II vorgestellt, hat aber aufgrund der EU-Bedenken bis Oktober gedauert. Der FKZ II bis 800.000 Euro ist inhaltlich freier, jener für größere Betriebe, für den ein eigenes Framework ausgearbeitet wird, ist auf Schiene. Er soll noch im Dezember kommen.“  

T.A.I.: Womit rechnen Sie für 2021?

Kadanka: „Das nächste halbe Jahr wird nicht einfach. Normal haben wir einen guten Polster an Vorausbuchungen, den gibt es jetzt nicht. Trotz Impfungen wird es dauern, bis das Infektionsgeschehen zurück geht. Ebenso müssen die Regelungen für Reisen neu gemacht werden und sie müssen klar sein: Die KundInnen müssen Sicherheit haben, dass es z. B. im Mai nicht den nächsten Lockdown gibt. 2021 wird also durchwachsen. Die Hoffnung ist, dass nach Ostern die KundInnen wieder Vertrauen schöpfen und ihren Sommerurlaub buchen. Ich denke, dass ist auch die Zeit, wo die Kurzarbeit endet und die Betriebe sehen, dass genug Geschäft da ist.“  

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