ANA
CO2 Footprint und lokale Wertschöpfung

„Wir müssen das ausgleichen!“ Das Reisen verliert sonst seine Basis

Print-Ausgabe 17. Juli 2020

„Wir wählen Unterkünfte und andere Leistungsträger vor Ort sorgsam aus“, so Ambros Gasser


 

Als erster Veranstalter berechnet und kompensiert ASI den ökologischen Fußabdruck seiner Reisen und legt auch deren lokale Wertschöpfung offen

Mit welcher Art des Reisens wollen wir aus der Corona-Krise hervorgehen? Diese hypothetische Frage stellte vor kurzem die Chefin der Österreich Werbung Petra Stolba im Gespräch mit T.A.I. Die Antworten darauf sind mit Sicherheit vielfältig. Zwei davon liefert der Tiroler Aktiv- und Erlebnisreisen-Spezialist ASI Reisen: Er hat alle seine ASI Originals (weltweit ca. 600 Touren) hinsichtlich ihres ökologischen Fußabdrucks analysiert und deren lokale Wertschöpfung geprüft.

„Mein Vater, ASI-Gründer Hannes Gasser, hatte das Ziel, den Menschen das Herz für Kultur und Natur der Welt zu öffnen. Wir führen das weiter und entwickeln nachhaltige Erlebnisse für Reisende und lokale Communities. Das gilt für das Soziale und für das Ökologische“, erläutert ASI-Chef Ambros Gasser, um gleich darauf hinzuzufügen: „Wir sind keine Gutmenschen, sondern knall­harte Unternehmer. Wir müssen das aber ausgleichen, sonst haben wir eines Tages kein Geschäft mehr.“

Wie das funktioniert, zeigt Gasser am Beispiel der geführten Wanderreise „Gipfelgenuss im Herzen Norwegens“ (8 Tage/7 Nächte, 3-Sterne Kamben Høyfjellshotel). Geboten dabei werden fünf Wanderungen im Schwierigkeitsgrad 3, Transfers, alle Mahlzeiten sowie der Flug nach Oslo und zurück (online abrufbar unter www.asi-reisen.de/r/NOOSL038).

Der ökologische Fußabdruck

Konkret hinterlässt diese Reise pro TeilnehmerIn einen ökologischen Fußabdruck von 1.067 kg CO2. Gasser: „Der errechnete Fußabdruck entspricht 100 % der anfallenden CO2-Emissionen.“ Mit 61 % hat der Flug den höchsten Anteil. 36 % entfallen auf die Unterkunft, 2 % auf den lokalen Transport (Transfers in landesüblichen Bussen, Fahrt mit Bergenbahn nach Finse und zurück, Bootsfahrt auf Sogne- und Naeroyfjord) und 1 % auf die Aktivitäten vor Ort.

Entscheidend für Ambros Gasser ist, dass „wir nicht nur berechnen, sondern auch kompensieren“. Dies geschieht nicht auf freiwilliger Basis der KundInnen (Gasser: „Das machen erfahrungsgemäß nur 3 % bis 5 % der Reisenden“), sondern wird in den Preis jeder ASI Original-­Reise inkludiert (das sind ca. 600 von 1.000 derzeit angebotenen Reisen). Das macht die Packages zwar teurer, ist für Ambros Gasser aber ohne Alternative: „Wir sagen, am besten wäre es, die CO2-Belastungen zu vermeiden. Aber z. B. nicht nach Nepal zu fliegen, ist auch keine Lösung, da dort sonst kein Tourismus mehr stattfindet.“

Bei der Kompensation arbeitet ASI mit „South Pole“ zusammen und zwar nicht nur „rein ökologisch mit einem Aufforstungsprojekt, sondern auch mit sozialen Projekten, wie Schulbau oder der Entwicklung von Geschäften vor Ort“.

Die lokale Wertschöpfung

Die CO2-Berechnung für jede ASI Original-­Reise gibt es seit Jahres­beginn. „Fundamental neu“, so Ambros Gasser, ist die Messung der lokalen Wertschöpfung. Ziel ist es, durch die Aktivität als Reise­veranstalter regionale Klein- und Familien­unternehmen zu unterstützen. Gasser: „Wenn die TeilnehmerInnen z. B. in einer inter­nationalen Hotelkette wohnen, liefert das weniger lokale Wertschöpfung. Wir wählen deshalb Unterkünfte und andere Leistungsgeber vor Ort, wie Transport oder Reiseleiter, sorgsam aus.“  Im Falle der erwähnten Norwegen-­Reise kommt der überwiegende Teil der Wertschöpfung mit 60 % den Partnern vor Ort zu Gute. 4 % der Wertschöpfung entfallen auf den Flug (inkl. Steuern), 20 % auf die Marge von ASI Reisen und 4 % auf Vertrieb und Abwicklung.

Sowohl CO2-Fußabdruck als auch lokale Wertschöpfung werden von ASI laufend geprüft. Gasser: „Wir sehen uns die 20 % der Reisen mit dem schlechtesten ökologischen Fußabdruck und der geringsten lokalen Wertschöpfung an und arbeiten daran, wie wir das verbessern.“

So meistert ASI die Corona-Herausforderungen

Die Corona-Krise hat natürlich auch vor ASI nicht Halt gemacht. Ende Februar 2020 stand der Veranstalter bei einem Umsatzplus von 30 % gegenüber dem Vorjahr. Dann riss der Faden, wobei sich der hohe Stammkundenanteil als Joker erwies: „50 % der KundInnen buchten um oder nahmen einen Gutschein. Auf freiwilliger Basis“, wie Ambros Gasser unterstreicht.

„Wir sind ein Spezialist für Aktiv- und Erlebnisreisen. Wer zu uns kommt, ist kein Leistungssportler, sondern neugierig auf die Welt.“ Im Fokus stehen Wandern, Radfahren, Bergsteigen und Erlebnisreisen. Gasser: „Ein Beispiel sind klassische Rundreisen mit leichten Aktivitäten, bei denen wir Highlights mit Insights kombinieren, dort, wo sonst niemand hinkommt.“ ASI bietet eine Durchführungsgarantie ab zwei Personen auf Fernreisen und ab vier Personen in Europa, wobei auch hier die Garantie auf zwei Personen gesenkt werden soll.

Für 2020 wurden vier Kataloge aufgelegt (die beim T.A.I. WERBE GRAND PRIX aufgrund des Publikums- und Jury-Votums mit einem Award ausgezeichnet wurden >>>). Für 2021 wird „nur“ ein Katalog („Best of“) produziert. Gasser: „Wir planen 2021 sehr konservativ mit ca. der Hälfte des Volumens von 2019.“ Seine Empfehlung an die Reisebüros: „Radikal sein, mit welchen Reiseveranstaltern ihr zusammenarbeitet und mit wem nicht. Wer nicht erreichbar ist, wer keine Preisparität bietet, etc. – auslisten! Es gibt Alternativen!“ ASI ist eine davon.

Kurzportrait ASI Reisen

ASI Reisen wurde 1963 von Hannes Gasser als „Alpinschule Innsbruck“ gegründet, mit Fokus auf einfachen Wanderungen, mehrtägigen Touren bis hin zu alpinen Ausbildungen. 1971 kam mit Korsika die erste Destination außerhalb der Alpen hinzu, gefolgt von einer Kooperation mit TUI sowie Ausweitung des Angebotes auf weitere Länder in Südeuropa. Ab Mitte der 1980er-Jahre wurden auch ferne Länder angeboten. Nach dem unerwarteten Tod von Hannes Gasser 1996 (damals 12 MitarbeiterInnen) übernahm dessen Ehefrau Elfi Gasser das Unternehmen. Sie setzte auf eine verstärkte Entwicklung von neuen Reisen, sowohl in der Ferne als auch in Nordeuropa. 2007 stiegt ihr jüngerer Sohn Ambros Gasser (Studium in München, Praktika bei ASI-Partnern in Südamerika sowie bei Roland Berger, Ausbildung zum Bergwanderführer) ins Unternehmen ein, zunächst im Marketing, seit 2011 als alleiniger Geschäftsführer. Aktuell erwirtschaftet ASI einen Umsatz von ca. 28 Mio. Euro und beschäftigt 60 MitarbeiterInnen.

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