Wie entwickeln sich die Reisebüro-Buchungen? Zwei Indikatoren zeigen es auf

Die Airline-Entwicklung aufgrund der Corona-Pandemie ist vielfach dokumentiert worden. Doch wie steht es um die Touristik? Seit Mitte März der Lockdown schlagend wurde, liegen diesbezüglich keine konkreten Daten vor. Ausnahmen bilden lediglich die Amadeus IT Holding, die vor kurzem ihre Halbjahreszahlen kommunizierte, und in Deutschland der „ta.ts Reisebürospiegel", dessen Juli 2020-Zahlen seit ein paar Tagen vorliegen. Beides lässt erahnen, wie es Österreichs Touristik derzeit ergeht.

Amadeus Reisebüro-Buchungen

Zunächst zu Amadeus: Deren Reisebüro-Buchungen (90 % davon sind Airline-Buchungen, der Rest Touristik) gingen im ersten Halbjahr 2020 gegenüber dem Vorjahr um 75,7 % zurück (Airlines -78,6 %, Touristik -49,8 %). Wurden von Jänner bis Ende Juni im Vorjahr noch 307,8 Millionen Airline- und 33,9 Millionen Touristik-Buchungen getätigt, so waren es heuer im selben Zeitraum 65,9 Millionen bzw. 17 Millionen. Amadeus deckt dabei sowohl den Bereich der Geschäfts- als auch der Einzelhandels- sowie der Online-Reisebüros ab. Weltweit arbeiten mehr als 400.000 Reisebüros mit Amadeus-Lösungen.

Interessant sind die Zahlen des zweiten Quartals 2020: Da gingen die Flugbuchungen der Amadeus-Reisebüros im Vergleich zum gleichen Zeitraum 2019 um 113,2 % zurück (in Westeuropa sogar um -118,1 %). Der Rückgang um mehr als 100 % ist einfach erklärt: Berücksichtigt werden auch Stornos, die als Minus-Buchungen in der Statistik aufscheinen.

Das Volumen erreichte im April einen Tiefststand und begann sich danach zu verbessern. Im April und Mai waren die Volumina noch negativ, da die Stornierungen die Zahl der Bruttobuchungen überstiegen. Ab Mitte Juni waren die Flugbuchungen der Reisebüros wieder positiv, da sich die Zahl der Stornierungen zu verlangsamen begann.

Die Touristik-Buchungen wiesen im zweiten Quartal (April bis Juni) einen Rückgang um -85,3 % auf 2,4 Millionen aus (Vorjahr 16,6 Millionen).

Der ta-ts Reisebürospiegel

Der einzige aktuelle Indikator für Deutschlands Touristik (für Österreich gibt es derzeit leider nichts Vergleichbares) ist der "ta-ts Reisebürospiegel". Er beruht auf der Geschäftsentwicklung von Reisebüros, Online Agenturen und Consolidators in der Bundesrepublik, soweit deren Umsatz über das Mid- und Backoffice System IBIZA verarbeitet wird. Er gibt somit einen indikativen Hinweis auf die gesamte Marktentwicklung.

Laut aktueller Statistik lag der fakturierte Gesamtumsatz der im „ta.ts Reisebürospiegel“ erfassten Reisebüros im Juli 2020 zum Vergleichsmonat des vergangenen Jahres bei -82,8 %. Aufgegliedert auf die einzelnen Bereiche wies der abgerechnete touristische Umsatz ein Minus von -75,5 % aus, der im Flugverkehr erzielte Umsatz ein Minus von -94,6 %. Die sonstigen Umsätze liegen bei -73,4 %. Der Umsatz aus der Touristik-Teilsparte Kreuzfahrten liegt im Juli bei einem Minus von -76,4 %.

Kumuliert betrachtet liegt der gesamte fakturierte Reisebüroumsatz in den Monaten von Jänner bis Juli bei -69,3 %. Die Touristik verzeichnet ein Minus von -64,9 %, der Flugverkehr -75,1 %, die sonstigen Umsätze -58,1 % und der Teilbereich der Kreuzfahrten -55,4 %.