Nachhaltigkeit bei Reisen

Vorwurf des „Greenwashings“? Kneissl setzt auf valide Kennzahlen

Print-Ausgabe 18. Juli 2025

„Durch die Partnerschaft mit der BOKU können wir echte Pionierarbeit leisten“, so Elisabeth Kneissl-Neumayer (Bild: © Kneissl Touristik)

Die Klimaschutzplattform von BOKU University und Caritas macht dies möglich – nach dem Projekt in Uganda geht es bis 2028 in den Südsudan

Was hat die Geschäftsführerin von Kneissl Touristik, Elisabeth Kneissl-Neumayer, auf einer gemeinsamen Veranstaltung der Universität für Bodenkultur (BOKU University) und der Caritas Österreich zu tun? Viel. Denn BOKU und Caritas haben vor kurzem im Magdas Hotel in Wien den Relaunch ihrer Klimaschutzplattform bekannt gegeben und der Veranstalter für StudienErlebnisReisen unterstützt beide Organisationen – neben dem Erwerb von SAF (Sustainable Aviation Fuel) für die Lufthansa Group – als verlässlicher Partner. Kneissl Touristik (sie wurde wie berichtet Juni 2025 mit dem TourCert-­Siegel ausgezeichnet) bringt es auf rund 11.000 bis 12.000 Passagiere pro Jahr. Elisabeth Kneissl-Neumayer: „Wir wollen nicht aufhören zu reisen, sind uns aber bewusst, dass es schädliches CO2 in die Luft schickt. Wir müssen deshalb etwas unternehmen.“

Zur Vorgeschichte: Im Jahr 2010 schuf die BOKU als damals erste und einzige Universität weltweit die Möglichkeit, durch Spenden für forschungsorientierte Klimaschutzprojekte die Vermeidung von Treibhausgasemissionen in Ländern des Globalen Südens mitzufinanzieren. Später kamen Kooperationen mit externen Partnern dazu, unter anderem mit der Caritas. Neben positiven ökologischen Effekten (u. a. Erhöhung der Biodiversität, Verbesserung der Bodenqualität und Schutz wertvoller Ökosysteme) verfolgen die BOKU-Vorhaben auch das Ziel, Sustainable Development Goals der Vereinten Nationen umzusetzen, wie etwa den Fokus auf nachhaltige Bildung, wirtschaftliche Selbstbestimmung, Zugang zu sauberem Wasser und Nahrung sowie soziale Gerechtigkeit.

Die Kneissl Touristik entschied sich bereits 2019 für dieses BOKU-­System. Kneissl-Neumayer: „Durch diese Partnerschaft können wir echte Pionierarbeit leisten. Wir haben schon immer die BOKU bewundert.“

Als eine der Maßnahmen wurde von der Kneissl Touristik in den Reisejahren 2021 und 2022 ein Projekt für sicheres Trinkwasser und saubere Luft in Soroti (Uganda) unterstützt. Ziel war die Vermeidung von mindestens 20.000 Tonnen CO2 in 5 Jahren. Dies wurde durch den Umstieg auf solare Trinkwasserdesinfektion, die Bereitstellung von sauberem Trinkwasser für über 12.000 Menschen und die umfassende Verbesserung der sanitären Einrichtungen erreicht. Dabei wurden auch rund 2.000 Haushalte in Soroti im Rahmen des BOKU-Klimaschutzprojektes mit der Verwendung von solarer Wasserdesinfektion vertraut gemacht. Exakt 127.410 Euro an Kompensationszahlungen der Kneissl Touristik sind dem Projekt „Sauberes Trinkwasser in Soroti“ zugutekommen.

Nach Abschluss des Vorhabens in Uganda evaluierte die BOKU, wie künftig die CO2-Kompensationen eingesetzt werden können. Ergebnis war der eingangs erwähnte Relaunch der Klimaschutzplattform und das gemeinsam mit der Caritas gestartete Projekt im Südsudan. Bis 2028 soll es eine entscheidende Emissionsreduzierung erreichen, wie die BOKU University-Rektorin Eva Schulev-Steindl und der Caritas-Vizepräsident Alexander Bodmann im Magdas Hotel bekannt gaben.

V.l.: Elisabeth Kneissl-Neumayer, Alexander Bodmann und Eva Schulev-Steindl

Wie ernst mittlerweile die Lage ist, erwähnte Alexander Bodmann in seinen Ausführungen: Vorindustriell lag die CO2-Konzentration bei etwa 280 ppm (parts per million, also der Anteil von Kohlendioxid in der Luft). 2024 stieg der Jahresmittelwert auf 424,2 ppm. Bodmann: „Im Mai 2025 erreichten wir mit knapp 430 ppm den bisherigen Höchststand.“ Die Entwicklung erfolgt also progressiv.

Das Vorhaben im Südsudan in der Yambio-Region erfolgt sowohl im Bereich der CO2-Verringerung (durch Verwendung von Holzöfen, die nur ein Drittel der bisherigen Holzmenge benötigen) sowie durch den Bau von Schulen, die derzeit so gut wie nicht vorhanden sind. Laut Elisabeth Kneissl-Neumayer wurden bisher rund 153.000 Euro von der Kneissl Touristik an die Caritas für das Projekt im Südsudan überwiesen. Das Projekt läuft noch bis 2028 und soll eine erwartete Vermeidung von 14.715 Tonnen CO2-Emissionen erzielen (das entspricht in etwa der Fahrleistung von je eineinhalb Weltumrundungen von 1.000 PKW).

Laut Elisabeth Kneissl-Neumayer werden all diese Vorhaben von der BOKU University wissenschaftlich begleitet und evaluiert. Diese überprüft die Menge der vermiedenen CO2-Emissionen durch die umgesetzten Klimaschutzmaßnahmen. Eva Schulev-Steindl: „In der Praxis bedeutet das, dass unser Projekt im Südsudan nicht nur die CO2-Emissionen senkt, sondern auch Energiekosten spart und gleichzeitig Einkommen für die Jugend schafft. Es wird weniger Wald abgeholzt und umweltfreundliche Technologien werden verwendet.“

Das gesamte Engagement im Bereich der Nachhaltigkeit ist laut Elisabeth Kneissl-Neumayer „ein langwieriger Prozess, der seine strukturellen Tücken hat. Wir machen kleine Schritte.“ Als Veranstalter von StudienErlebnisReisen weltweit ist sich die Chefin der Kneissl Touristik bewusst, „dass unser Kerngeschäft Emissionen verursacht“. Wurde anfangs probiert, die CO2-Kompensation auf freiwilligen Spenden fußen zu lassen, werden diese Kompensationen seit 2021 in den Reisepreis integriert und zwar für „alle Transportwege bei unseren Reisen“ (Busfahrten, Flugreisen, Transfers sowie Schiffsreisen). Wobei sich Elisabeth Kneissl-Neumayer gegen eines wehrt: „Der Vorwurf des ‚Greenwashings‘ wird gegen unsere Branche sehr schnell erhoben. Umso wichtiger ist es für uns, dass den jeweiligen Projekten valide Kennzahlen und wissenschaftliche Begleitung zugrunde liegen.“ Dank der Klimaschutzplattform von BOKU und Caritas ist dies möglich.

Interessant ist ergänzend dazu folgender weiterführender Bericht:
Kneissl Touristik

Skandinavischer Sommer unter dem Zeichen der Mitternachtssonne

18. April 2025 | Counter

Kommentar schreiben

Bitte die Netiquette einhalten. * Pflichtfelder

Nach oben