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Insolvenzabsicherung

Versicherung oder Bankgarantie? Erstere wird günstiger, letztere teurer

Print-Ausgabe 20. Oktober 2023

„Wir haben bemerkt, dass das Interesse an einer Versicherungslösung deutlich gestiegen ist“, so Michael Holeschofsky

Das seit einem Jahr von der Cover-Direct angebotene Modell für Reisebüros erweist sich mehr und mehr als die bessere Variante – ein aktueller Überblick über die Lage

Sie ist eine „never ending story“ und zieht sich seit Österreichs EU-Beitritt wie ein roter Faden durch die Berichterstattung der T.A.I.: die Insolvenzabsicherung. Anfänglich als Teil der Reisebürosicherungsverordnung (RSV) zur Umsetzung der EU-Pauschalreiserichtlinie in rot-weiß-rotes Recht umgesetzt, wurde sie 2015 durch die Pauschalreiseverordnung (PRV) ersetzt. Unverändert blieb das ewige Gezerre um sie, es „brannte der Hut“, sie „hing in der Luft“, erwachte „ein Minister aus dem Dauerschlaf“ oder wurde gar zum „ministeriellen Albtraum für die Reisebranche“.

Während der Pandemie, als sämtliche Versicherungsunternehmen ihren Rückzug ankündigten, die für den österreichischen Markt bis dahin Insolvenzabsicherungen angeboten hatten, sprang die ÖHT (Österreichische Hotel- und Tourismusbank) als rettender Engel für abzusichernde Reisebüros, Reise­veranstalter und Hotels ein. Ab 2023 sollte dann ein beständiges Modell folgen.

Für dieses sorgte vor allem Michael Holeschofsky, einst Prokurist bei Gerling (die 2016 von der HDI übernommen wurde) und seit dem Millennium geschäftsführender Gesellschafter der Cover-Direct Versicherungsmakler GmbH. „Vor einem Jahr, im Oktober 2022, durfte ich bekannt geben, dass es mir gelungen ist, gemeinsam mit Arcus Solutions eine Versicherungs­lösung zur Abdeckung der notwendigen Absicherung nach Maßgabe der Pauschalreiseverordnung für die Reisebranche zu erarbeiten und anbieten zu können“, betont Holeschofsky gegenüber T.A.I.

Bei Arcus Solutions mit Sitz in Lyon handelt es sich um ein EU-weites Netzwerk von Maklern, das mit führenden europäischen Versicherern zusammenarbeitet und – neben dem Baugewerbe – über einen Schwerpunkt im Tourismus verfügt. Auch in Deutschland wird von Arcus Solutions ein Modell zur Insolvenzabsicherung angeboten. Michael Holeschofsky: „Selbstverständlich stehen wir hier auch als Abwickler zur Verfügung, ebenso wie bei einer Bankgarantie-Lösung.“

Die Resonanz auf den Markteinstieg vor einem Jahr in Österreich war stark: „Die Zustimmung der Branche zu diesem Produkt war sehr deutlich und eine sehr große Zahl an Veranstaltern hat sich für diese Versicherungslösung entschieden“, erzählt Michael Holeschofsky.

Für 2024 dürften es nochmals deutlich mehr werden. Der Grund: Die Abdeckung des Risikos kann entweder durch eine Versicherung (also die Arcus Solutions-Lösung) oder durch eine Bankgarantie erfolgen. Letztere wird aber im kommenden Jahr spürbar teurer, denn der dafür als Messwert geltende Leitzinssatz der Europäischen Zentralbank wurde zuletzt Ende September auf 4,5 % angehoben. Vor einem Jahr lag er noch bei 2,0 %. So wie es aussieht, dürfte mit November die nächste Anhebung ins Haus stehen (man munkelt von 4,75 %).

Michael Holeschofsky: „Diese Erhöhungen schlagen sich auch bei den Kosten für Bankgarantien nieder. Wir haben bereits bemerkt, dass sich die Nachfrage nach der Versicherungslösung zusätzlich deutlich gesteigert hat, da diese nahezu immer die kostengünstigere Variante ist.“ Und: „Der bisher gute Verlauf der Verträge hat uns nun die Möglichkeit gegeben, neue günstigere Konditionen anzubieten.“

Derzeit sind laut GISA (Gewerbe­informationssystem Austria) 731 Unternehmen als „Reiseausübungsberechtigt“ registriert, deren Insolvenzabsicherung damit der PRV entsprechen muss. Rund 200 davon sind in einem Bereich angesiedelt, der Versicherungssummen bis zu 150.000 Euro erfordert (d.h. Umsätze von rund 830.000 Euro, wobei im Spitzenmonat sechsstellige Beträge umgesetzt werden). Holeschofsky: „Für diese Unternehmen können wir nun für die Ver­­-
län­gerung bestehender Verträge, aber natürlich auch für Neukunden, reduzierte Konditionen anbieten.“

In konkreten Zahlen: Belief sich die Mindestprämie für Reisebüros bisher auf 1.000 Euro (2,5 %), so sind es ab 2024 nur noch 750 Euro (2,25 %). Die Risikodeklaration entfällt und es kommt zu einer Reduktion der Abwicklergebühr bei Versicherungssummen bis 100.000 Euro auf 450 Euro (bisher 500 Euro). Bei Versicherungssummen bis 150.000 Euro reduziert sich die Abwickler­gebühr von bisher 700 auf künftig 600 Euro. Michael Holeschofsky: „Alle Kunden in diesem Bereich, also bis Versicherungssummen von 150.000 Euro, müssen ein Credit­reform Rating bis 380 haben.“ Dies entspricht einer Bonitätsbewertung, die knapp ­unter dem Durchschnitt liegt (die ­Grenze liegt bei einem Wert von 400). Holeschofsky: „Wir benötigen dann in Sachen Unterlagen lediglich nur noch eine verbindliche Mitteilung über die tatsächlich benötigte Versicherungssumme.“

Die Mehrzahl der Reisebüros kommt auf Versicherungssummen von mehr als 150.000 Euro. Hier erfolgt die Prämienberechnung wie bisher individuell und bonitätsabhängig. Wobei laut Michael Holeschofsky wie bereits erwähnt „die Versicherungslösung nahezu immer die kostengünstigere Variante ist.“ Seine Bitte: „Um alle Anfragen rechtzeitig erledigen zu können, ersuche ich um möglichst zeitnahe Übermittlung der Unterlagen.“ Es geht nämlich darum, einen Stau zu Jahresende zu verhindern und um zu jeder Anfrage rechtzeitig vor Ende der PRV-Meldefrist ein Angebot abgeben zu können. Anträge sind jederzeit an office@cover-direct.com einreichbar. Die benötigten Formulare stehen unter www.cover-direct.com/info/service-formulare zum Download bereit. Holeschofsky: „Wir können Anfragen nur nach ‚First In, First Out‘ bearbeiten.“

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