ANA
Artificial Intelligence

Vernetzte Reisende, intelligente Koffer, „lebendige“ Vergangenheit

Print-Ausgabe 8. März 2019

In den kommenden Jahren wird sich die Welt des Reisens neuerlich dramatisch verändern – in welche Richtungen, dazu sind vorerst nur Spekulationen möglich

Wie werden Artificial Intelligence (AI), Robotertechnik und Virtual Reality (VR) den Tourismus in den kommenden zehn Jahren verändern? Die Antworten darauf sind vielfach. Ob sie tatsächlich zutreffen werden, steht in den Sternen. Fest steht: Veränderungen wird es geben und diese werden – wie bereits in der zurückliegenden Dekade – tiefgreifend sein, wie die israelische Tageszeitung „Jerusalem Post“ Anfang März in einem Beitrag über die sich abzeichnenden Entwicklungen treffend feststellte. Und auch auf der ITB in Berlin konnten beim Durchschreiten der Messehallen viele interessante Ansätze bewundert werden. Beim ITB Kongress waren diesem Themenkreis zahlreiche Vorträge und Diskussionen gewidmet.

So sprach Clinton Anderson, Executive Vice President von Sabre, über die Zukunft von Hospitality und Tourismus in Zeiten Künstlicher Intelligenz, Thomas Gmelch, Head of Travel & Mobility von Amazon Pay, referierte über neue Ansätze rund um das Thema des „vernetzten Reisenden“, und Jürgen Loschelder, Head of Global Travel Management von Thyssen Krupp, berichtete darüber, wie die „Augmented Reality“ schon heute im Bereich der Geschäftsreisen einen Mehrwert erzeugt.

Zurück zum „Jerusalem Post“-Artikel: Israelische Firmen sind bekannter Maßen weltweit führend im Technologiebereich (aktuell ist eine israelische Sonde Richtung Mond unterwegs, um dort Anfang April zu landen, als vierte Nation nach den USA, China und Russland). Zitiert wird in dem Bericht u.a. Doron Zeevi, IT Account Manager von Amadeus, der durch den Einsatz von AI und Robotik Chancen für erhebliche Verbesserungen rund um Anreise und Check-In auf Flughäfen sieht. Zeevi: „Ziel ist es, den Zeitaufwand vom Einparken am Airport bis zum Einstieg in das Flugzeug auf maximal 40 Minuten zu verkürzen.“

Dies beginnt beim Zuweisen eines freien Parkplatzes über exakte Infos, wie Passagiere am schnellsten Weg und ohne Wartezeiten durch Check-In, Sicherheitskontrollen, biometrische Grenzkontrollen etc. zum Gate gelangen, bis hin zum Einsatz „intelligenter“ Koffer (Smart Luggage). Letztere lassen sich per Fingerabdruck öffnen und schließen, zeigen automatisch ihr Gewicht an, verfügen über ein GPS-Tracking, können Mobiltelefone aufladen und SMS senden, sobald sie bei der Gepäcksausgabe das Förderband erreichen.

Im Bereich der Hotellerie werden vermehrt Roboter zum Einsatz kommen, auch wenn die bislang unternommenen Versuche oft enttäuschend verliefen. So musste, wie T.A.I. vor kurzem berichtete, in den beiden weltweit ersten Roboter-Hotels in Japan („Henn na Hotel“ in Nagasaki und Tokio) die Roboter-Armada um mehr als die Hälfte reduziert und durch MitarbeiterInnen ersetzt werden. Ursprünglich war geplant, 90 Prozent der Dienstleistungen in diesen Häusern, von der Rezeption bis zum Zimmerservice, durch Roboter erledigen zu lassen. Gästebeschwerden über mangelhaft oder gar nicht funktionierende Roboter und enorme Überstunden der MitarbeiterInnen machten jetzt eine Neuausrichtung der Strategie notwendig. Trotz dieser Misserfolge wird die Zukunft laut Amadeus-Manager Doron Zeevi einen intensiveren Einsatz von Robotern in der Hotellerie sehen, von der Zimmerreinigung bis zum Roboter-Barmann.

Ein breites Einsatzfeld bietet sich für die Virtual Reality (VR). So können bereits jetzt TouristInnen in Jerusalem mittels VR-Brillen eine Simulation sehen, wie der Tempel in der Antike aussah. Derartiges ist für alle antiken Stätten denkbar, von den Pyramiden über Pompei bis hin zu Chichén Itzá, eine der bedeutendsten Maia-­Ruinenstätten.

Und auch für das Reisebüro sieht Doron Zeevi Chancen durch Artificial Intelligence (AI) bzw. eTravel-­Dienste: Eine (optional) ständige Kommunikation gewährleistet nicht nur, dass unerwartete Probleme reibungslos und effektiv gelöst werden, sondern auch Sonderwünsche von unterwegs erfüllt werden können, bis zur Konzertkarte vor Ort. Hier ist die Zukunft bereits Gegenwart, denn laut ADI (Adobe Digital Insights) werden aktuell bereits 41 Prozent der Geschäftsreisen und 60 Prozent der Urlaubsreisen online durchgeführt. 

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Erstellt am: 08. März 2019

Mittels VR-Brillen können Besucher­Innen Jerusalem so erleben, wie es vor rund 2.000 Jahren war

© Ricky Rachmann

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