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Direktinkasso

TUI Österreich-Vertriebsdirektorin Ines Wasner: „Es wird keinen harten Cut geben“

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Die in Österreich tätigen großen deutschen Reiseveranstalter und Kreuzfahrtreedereien machen Ernst mit der Umstellung auf Direktinkasso. Stichtag ist in den meisten Fällen der Beginn des neuen Touristikjahres 2020/21, also Anfang November. Das Thema stößt den Reisebüros kräftig auf, doch hinter den Kulissen wird intensiv verhandelt. TUI Österreich ist dabei sowohl als GSA (General Sales Agent) für die Marken der TUI Deutschland GmbH (TUI, Gulet, airtours, TUI Cruises, Robinson etc.), als auch als Reisebüro (66 TUI Das Reisebüro-Filialen) tätig. Die neue „Abrechnungsrichtlinie für Direktinkasso (inkl. Agenturinkasso)“ wurde Ende Juli an die Vertriebspartner verschickt. T.A.I. bat Verkaufsdirektorin Ines Wasner um ein Gespräch.

T.A.I. : Was spricht aus Ihrer Sicht als Reiseveranstalter für das Direktinkasso?

Wasner: „Die Corona-Pandemie hat den Tourismus stark getroffen, die Auswirkungen werden noch länger zu spüren sein. In dieser Krise ist es noch wichtiger als sonst, sich akribisch auf das folgende Geschäftsjahr vorzubereiten. Hierzu gehört auch das Überdenken der Inkasso-Art. Das Ausfallsrisiko durch Reisebüro-Insolvenzen wird durch Direktinkasso beim Veranstalter erheblich reduziert. Die Anzahlung wird sofort von den KundInnen an den Veranstalter bezahlt und die Restzahlung erfolgt erst bei Abreise auch direkt von den KundInnen an den Veranstalter. Aus unserer Sicht ist es der richtige Zeitpunkt für die Einführung von Direktinkasso.“

T.A.I.: Der Vertrieb sieht das anders. Bietet das Direktinkasso auch Vorteile für ihn?

Wasner: „Auf jeden Fall. Zum einen, weil die Provisionszahlung bereits direkt bei der Buchung erfolgt und das Zahlungsausfallrisiko inklusive Fraud (Anm.d.Red.: Betrug, Unterschlagung etc.) durch den Kunden direkt beim Veranstalter liegt. Das Risiko reduziert sich hier für ein Reisebüro um im Schnitt 0,1 % vom Umsatz. Weiterhin bedeutet Direktinkasso für den Vertriebspartner weniger Buchhaltungsaufwand, niedrigere Bankspesen, weniger Disagio-Kosten für Kreditkartenzahlungen und geringere Steuerberatungskosten, weil nur mehr die Provisionsgutschrift beim Reisebüro eingeht. Zusätzlich reduziert sich die Insolvenzversicherungssumme für das Reisebüro. TUI macht außerdem keinen Provisionsabschlag für Direktinkassobuchungen, trotz Übernahme der Zahlkosten. Ein weiterer Vorteil ist der deutlich ausgeglichenere Cashflow über das Jahr gesehen, da die Cashflow-Spitzen und -Tiefen wegfallen.“

T.A.I.: Ein wichtiger Punkt ist der Zeitpunkt der Provisionszahlung. Wann erhält bei TUI im Falle des Direktinkassos das österreichische Reisebüro die Provision?

Wasner: „Die Provisionsgutschrift für den gesamten Reisepreis zahlt die TUI nach Buchung mit der nächsten Agenturabrechnung an das Reisebüro. Nach Implementierung des Feldes für eine frei wählbare Servicepauschale wird auch die Servicepauschale des Reisebüros zum Zeitpunkt der Provisionszahlung an das Reisebüro überwiesen.“

T.A.I.: So wie es aussieht, macht TUI Österreich also mit der Umstellung auf Direktinkasso ernst. Wird es eine „harte Umstellung“ oder steht die individuelle Beurteilung für jeden Partner unter Berücksichtigung von dessen Liquidität im Vordergrund?

Wasner: „Es wird keinen harten Cut geben. Wir werden Direktinkasso stufenweise im Zeitraum November 2020 bis Ende März 2021 einführen. Angepasst an das differenziertere Geschäftsmodell der österreichischen Reisebürobranche wird es weiterhin die Option Agenturinkasso geben, wenn auch in leicht abgewandelter Form zum Status quo.“

T.A.I.: TUI Österreich fungiert nicht nur als GSA für den deutschen Reiseveranstalter, sondern beitreibt mit TUI Das Reisebüro-Filialen in Österreich auch ein großes Vertriebsnetz. Werden diese Reisebüros auch auf Direktinkasso umgestellt?

Wasner: „Auch bei TUI Das Reisebüro werden wir ab November auf Direktinkasso umstellen.“

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