TUI Österreich

Starker Endspurt, positiver Ausblick: 2022 sollte „normaler Sommer werden“

Print-Ausgabe 19. November 2021

„Woche für Woche reduziert sich das Minus im Vergleich zum Rekordwinter 2018/19“, erklärt Gottfried Math (Bild: © TUI)


 

Kurzarbeit gibt’s bei TUI Österreich laut Geschäftsführer Gottfried Math seit Juni nicht mehr – Malediven & Mexiko laufen im Winter gut – Ausblick verhalten positiv

Wie hält sich einer der größten Touristikkonzerne, die TUI Group, in Österreich? Welche Maßnahmen wurden seit Ausbruch der Pandemie ergriffen, wie entwickelte sich der Sommer 2021 und welche Erwartungen bestehen für 2022? Antworten darauf lieferte TUI Österreich-­Geschäftsführer Gottfried Math im Gespräch mit T.A.I. Dabei ging es um die drei großen Bereiche Retail (59 eigene TUI Das Reisebüro-­Filialen sowie 19 Franchise-Büros), Veranstalter (allen voran TUI und airtours) sowie Geschäftsreisen (BCD Travel Austria, die zu 74,9 % zur TUI Austria Holding gehört).

Reisebürovertrieb: Dort war TUI laut Gottfried Math „einer der ersten, die im Vorjahr die Struktur reorganisiert haben“. Das Filialnetz wurde von 66 auf 59 Standorte verkleinert bzw. zusammengelegt, sechs davon im Vorjahr, wobei diese Entwicklung vom Tempo her „durch Corona nur beschleunigt wurde. Wir sehen uns die Entwicklung der Filialen laufend an“, so Math. Manchmal werde das Thema auch durch Personal verursacht: „Wenn uns gute Filialleiter*innen verlassen, müssen wir kurzfristig umplanen.“

Unter dem Strich beschäftigt TUI in Österreich derzeit rund 500 Mitarbeiter*innen (alle drei Bereiche zusammen), was um rund 20 % weniger ist als noch vor Corona. Seit Juni 2021 ist die Kurzarbeit für alle Filialen kein Thema mehr. Dort wo sie in der Gruppe noch besteht – Gottfried Math nennt als Beispiel TUI 4U – „wird sie immer weniger. Wir waren die ersten, die nach Ankündigung der Öffnungsschritte beschlossen haben, im kundennahen Bereich aus der Kurzarbeit rauszugehen. Das war die absolut richtige Entscheidung. Und wir bleiben auch in der schwierigen Phase jetzt in Vollarbeit.“

Der TUI Österreich-Chef zieht vor seinen Mitarbeiter*innen den Hut: „Vor allem im Mai und Juni waren die Büros überlastet, es bildeten sich zum Teil sogar Schlangen vor den Filialen“, erinnert sich Math. Zudem habe sich der Beratungsaufwand durch Umbuchungen, Stornos und Fragen zu Einreiseverordnungen „fast verdreifacht. Ich muss an dieser Stelle den Mitarbeiter*innen großen Dank aussprechen.“

Die Strategie, trotz der aktuell schwierigen Phase weiterhin im Filialbetrieb in Vollarbeit zu bleiben, fußt laut Math auf drei Gründen: Ein Großteil der TUI Das Reisebüro-­Filialen befindet sich in Einkaufszentren („Da sind wir an Öffnungszeiten gebunden“), ebenso „wollen wir für unsere Kund*innen da sein“ und zu guter Letzt läuft im November „ein sehr starkes Schulungsprogramm. Wir haben noch nie einen Monat mit so vielen Schulungen gehabt!“ Im Fokus dabei stünden Kund*innenansprache und -betreuung.

Entwicklung der Nachfrage im Winter: Laut Gottfried Math „zieht das Geschäft im Winter deutlich an, Woche für Woche reduziert sich das Minus im Vergleich zum Rekord­winter 2018/19“. Dies ist vor allem den Fernreisen zu verdanken, wo sich die Malediven „sowohl beim Umsatz als auch bei den Passagieren zur absoluten Destination Nummer 1 im Winter“ entwickelt haben. Auch Mexiko, das mit Austrian Airlines seit kurzem nonstop an Wien angebunden ist, „läuft wirklich gut. Wir haben über Weihnachten die Kapazität aufgestockt, auch im Jänner. Es sieht wirklich sehr gut aus.“ Heute, am 19. November, kommt ein TUI Famtrip aus Cancún zurück, T.A.I. wird berichten.

Was weiterhin fehle, sei Thailand. Zwar ist dort die Quarantäne-freie Einreise für vollständig Geimpfte seit November wieder möglich, die Formalitäten dafür seien „aber weiter schwierig. Die Kund*innen fürchten sich davor. Darum springt das nicht so an.“ Im Winter liege damit der Fokus neben den Malediven und Mexiko noch auf Mauritius sowie im Bereich der Mittelstrecke auf den Kanaren und Ägypten.

Reiseveranstalter: Auch bei ihm wurde mit Juni die Kurzarbeit beendet, im Service-Center bereits im Mai. Konkrete Zahlen über die Geschäftsentwicklung nennt Gottfried Math keine: „Sie werden im Dezember vom Konzern bekannt gegeben.“ Aber: „Wir sind zufrieden und haben einen richtigen Endspurt bis in den Oktober hingelegt, alles auf einem guten Niveau. Wir hatten einen super Oktober. Die Charterflüge in der Herbstferien­woche waren alle ausgebucht.“ Nicht zuletzt die Verlängerung der Saison in Griechenland (mit Rhodos, Kreta, Kos, Zakynthos und Karpathos) hatte sich bezahlt gemacht, ebenso Zypern, wohin es eigene Charter ab Graz und Linz gab. Der Winter im Reiseveranstalter verlaufe gleich wie in den Filialen.

Business Travel: Hier hat TUI ihre Business Travel Aktivitäten auf den Standort Wien konzentriert und gleichzeitig durch eine Digitalisierungs-und Technologieoffensive das Unternehmen erfolgreich auf die aktuellen Marktanforderungen neu ausgerichtet. Seit Oktober besteht keine Kurzarbeit mehr. Gottfried Math geht davon aus, dass „ein Teil des Geschäftsreise-Segments durch weniger Business-Trips und virtuelle Meetings nicht zurückkommen“ wird. 2023/24 sollten rund 80 % des Vorkrisenniveaus vom Umsatz her möglich sein.

Aktuell ziehe das Geschäft zwar an. „Wir merken das deutlich, vor allem durch die Ankündigung der USA. Aber ganz Asien fehlt“, so Gottfried Math, demzufolge BCD Travel „vom Marktanteil her die Nummer 3 in Österreich ist“. In Summe sieht er die weitere Entwicklung aber auch in diesem Bereich positiv: „Vielleicht werden wir die eine oder andere größere Ausschreibung gewinnen.“

Erwartungen für 2022: Gottfried Math rechnet bei den Filialen mit einem guten Sommer: „Er dürfte auf Vorkrisenniveau liegen.“

Beim Reiseveranstalter „kommen jetzt Buchungen für die USA herein. Das ist ein erster Anfang und sicherlich noch ausbaufähig.“ Generell sei der Sommer 2022 „in Österreich, trotz dem auf das touristische Geschäftsjahr 2021/22 verlängerten ‚Flex Tarif‘, eher vorsichtig gebucht, anders als im Konzern, der eine höhere Nachfrage spürt.“ Dies sei vor allem dem Quellmarkt Großbritannien zu verdanken, „weil die Brit*innen wieder reisen dürfen“. Aktuell liegen die Buchungen im TUI-Konzern +54 % über dem zum gleichen Zeitpunkt in 2018 für den Sommer 2019 erreichten Niveau.

Die Schwerpunkte für den Sommer 2022 bei den TUI Veranstalter­marken sind gegenüber heuer unverändert, aber „mit mehr Kapazität und Menorca als neuer Destination“. Griechenland werde das TUI-­Geschehen hierzulande dominieren, „wir werden aber auch Ägypten und Tunesien wieder auflegen.“ Flugpartner sind vor allem Austrian Airlines (ab Wien), Eurowings (vor allem ab Salzburg und Innsbruck) und European Air Charter (ab Linz und Graz). Ergänzt werde dies „durch ein weiteres starkes Eigenanreisejahr mit Kroatien und Italien“. In Summe sieht Gottfried Math die Entwicklung von TUI in Österreich positiv: „Es sollte ein normaler Sommer werden.“

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