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T.A.I.-Interview Lisa Weddig

Spannende Flugsteuerung bei TUI. Große Bundesländer-Offensive

Print-Ausgabe 17. Juli 2016

Lisa Weddig hat mit März 2015 die Verantwortung für Flug, Trading und Dispo bei TUI Österreich übernommen. Kurz darauf wurde entschieden, dass die Bereiche in Wien bleiben und nicht wie geplant in die Konzernzentrale nach Hannover verlegt werden. Es folgte der Umzug nach Wien und der Aufstieg in die Geschäftsführung. Hand in Hand erfolgte eine Offensive für den Sommer 2016: das Österreich-Angebot von TUI, 1-2-Fly und Gulet wurde stark ausgebaut, es kamen 20 neue Flugstrecken hinzu sowie einige neue Zielgebiete. Wie sich all diese Maßnahmen im aktuellen Marktumfeld – das bekanntermaßen alles andere als einfach ist – auswirken, darüber stand Lisa Weddig T.A.I. gegenüber Rede und Antwort.

T.A.I.: Die Flugpauschalreise-Buchungen der ÖsterreicherInnen stellen die Branche heuer vor extreme Herausforderungen. Wie geht TUI Österreich damit um? Macht sich die Beibehaltung der Flugsteuerung in Wien bezahlt?

Lisa Weddig: „Wir können dadurch den Markt ganz detailliert bearbeiten und setzen uns alle drei Wochen mit den Airlines zusammen. Wir haben als Folge daraus Flugkapazitäten vom östlichen ins westliche Mittelmeer geshiftet, also weniger Türkei, und dafür mutig neue Zielgebiete aufgelegt. Das macht sich jetzt bezahlt, denn Spanien ist diesen Sommer unsere absolute Trenddestination.“

T.A.I.: Wie sieht es mit Griechenland aus?

Weddig: „Griechenland ist insofern interessant, als es in Deutschland im Plus ist, aber in Österreich zurück liegt, hier aber auch nicht überall. Kreta etwa hält bei einem Plus, Korfu läuft sehr gut, Rhodos, Kos und Santorin hängen. In den letzten drei bis vier Wochen haben aber die Buchungen angezogen. Das hat auch damit zu tun, dass es im Vorjahr ab Anfang/Mitte Mai bis Mitte Juli einen Hänger durch das Referendum gegeben hat. Auch deshalb sind derzeit die Wocheneingänge im Vergleich zum Vorjahr klar im Plus.“

T.A.I.: Wird sich die Aufholjagd für Griechenland ausgehen?

Weddig: „Wir werden uns auf Vorjahresniveau bewegen.“

T.A.I.: Sie erwähnten eingangs die Verlagerung von Kapazitäten in das westliche Mittelmeer. War davon auch das Flugprogramm nach Griechenland betroffen?

Weddig: „Bei Griechenland ist es konstant geblieben, wir haben nicht viel heraus-, sondern nur kleine Justierungen vorgenommen. Das war richtig, denn wir sehen, dass wir die Flüge füllen. Wir bieten rund 100 Flüge pro Woche nach Griechenland an.“

T.A.I.: Wie läuft es mit Lefkas, das Sie im Jänner als weiteres Ziel hinzugenommen haben?

Weddig: „Es war anfangs schwierig, aber jetzt haben wir gute Buchungen, wir werden gut füllen, was wir aufgestockt haben. Wir haben zu Beginn der Saison auch mehr Kontingente für Kreta, Korfu und GPA (Zielflughafen: Araxos am Westpeloponnes) aufgelegt. Das füllen wir.“

T.A.I.: Nach Griechenland setzen Sie auch TUIfly ein. Wie läuft dort die Nachfrage?

Weddig: „TUIfly wird deutlich besser als im Vorjahr angenommen, der Markt musste das Produkt erst kennenlernen. Wir fliegen heuer zweimal Rhodos und zweimal Kreta. Die Hinflüge um 12:00 Uhr sind sehr familienfreundlich.“

"Wir wollen weiter offensiv bleiben, vor allem in den Bundesländern wollen wir das Angebot stark ausbauen"

T.A.I.: Wie sieht es bezüglich Spanien bei TUI aus?

Weddig: „Spanien ist dieses Jahr eine Erfolgsgeschichte. Richtung Kanaren hatten wir bereits zu Beginn der Saison 15 Prozent mehr Kapazitäten aufgelegt und untersaisonal kamen drei neue Strecken hinzu: ein Vollcharter mit NIKI am Samstag nach PMI (Palma de Mallorca), nach Menorca fliegen wir mit NIKI ab Juni im Teilcharter mit großer Kapazität, nach Jerez mit Austrian. Dort haben wir ebenfalls einen ordentlichen Teil abgenommen.“

T.A.I.: Welche Rolle spielt Menorca im Vergleich mit den übrigen Balearen?

Weddig: „Es ist ein sehr interessantes Zielgebiet. Früher lag dort der Fokus auf Familien, jetzt sind es immer mehr auch natur- und kulturinteressierte Paare. Es gibt tolle kleine Städtchen mit Cafés, Tapas-Bars und netten Plätzchen im Hafen. Ein Mietwagen ist dort absolut zu empfehlen.“

T.A.I.: Kann das spanische Festland von der Dynamik her mithalten?

Weddig: „Wir liegen dort zweistellig im Plus. Durch Jerez besteht jetzt die Möglichkeit für interessante Rundreisen: über Jerez hin, über Malaga zurück. Jerez ist zwar in Österreich noch nicht so bekannt, wir haben deshalb PEPs für Expedienten aufgelegt, damit sie die Region kennenlernen. Die Agents sind sehr interessiert, dadurch bekommt auch der Endkunde ein Gefühl. TUI hat dort tolle Hotels.“

T.A.I.: Italien und Kroatien laufen heuer in der Bodentouristik sehr gut. Ist die Entwicklung im Flugbereich ähnlich?

Weddig: „Wir haben super Wachstumsraten. Italien haben wir deutlich aufgestockt und nach Kroatien bieten wir erstmals Flüge an. Mit Dubrovnik (zweimal pro Woche ab Wien) sind wir sehr zufrieden, Split ist etwas schwieriger.“

T.A.I.: Wie läuft es in Italien?

Weddig: „Hier entwickelt sich Olbia ganz stark. Wir haben zehn Flüge pro Woche: wie im Vorjahr sechsmal von Wien, dreimal aus Salzburg, das ist um einen Flug mehr, und heuer erstmals auch ab Graz. Olbia ist vom Volumen her bei uns dreimal so stark, wie Catania und Lamezia Terme. Cagliari hat schon fast das Niveau von Lamezia Terme und auch Catania läuft gut. Ich sehe für Italien noch viel Potential im Flug.“

T.A.I.: Sie hatten für den Sommer auch große Tunesien-Pläne. Was ist daraus geworden?

Weddig: „Wir sind sehr zufrieden mit den Passagieren, die jede Woche reinkommen. Das hat uns sehr erstaunt. Ursprünglich hatten wir drei Flüge geplant, zwei ab Wien sowie ein Dreieck mit Graz-Linz. Davon ist Djerba ab Wien geblieben, Enfidha haben wir rausgenommen. Doch das Interesse ist da: Anfang Juni hatten wir eine Seminarreise mit Agents nach Djerba und die war mit 15 Anmeldungen voll.“

T.A.I.: Kann man von Ägypten ähnliches sagen?

Weddig: „Wir haben im Mai über 90 Prozent Auslastung erreicht. Es ist aber extrem kurzfristig, die letzten 40 Prozent Auslastung kommen in den vier Wochen vor Abreise. Die Nachfrage ist sehr preisgetrieben.“

T.A.I.: Während die Türkei hängt, boomt Bulgarien. Wie läuft es dort bei TUI Österreich?

Weddig: „Wenn wir mehr Hotels hätten, könnten wir deutlich mehr verkaufen. Wir haben von vornherein 15 Prozent mehr Kapazität gegenüber Sommer 2015 aufgelegt, dann haben wir die Saison verlängert und so nochmals 15 Prozent dazugewonnen. In Summe ist es also um 30 Prozent mehr, als im Vorjahressommer.“

T.A.I.: Welche Schlüsse ziehen Sie für den Sommer 2017?

Weddig: „Wir wollen weiter offensiv bleiben, vor allem in den Bundesländern wollen wir das Angebot stark ausbauen. Nehmen wir Innsbruck: derzeit bieten wir von dort im Sommer 15 Flüge pro Woche an. Die wollen wir in den kommenden Jahren laufend steigern. In der engeren Auswahl sind derzeit Ibiza, Menorca, Santorin, Zakynthos und Teneriffa.“

T.A.I.: Kommende Woche wird das neue Winterprogramm vorgestellt. Wird es da auch – Stichwort Fernreisen – neue Akzente geben?

Weddig: „Fernreisen sind im Winter natürlich ein Schwerpunkt, wir haben einige Neuigkeiten zu berichten. Ebenso auf der Mittelstrecke. Lassen Sie sich überraschen!“ 

Kurzportrait Lisa Weddig

Die 33-jährige gebürtige Deutsche mit österreichischer Verwandtschaft absolvierte an der Hochschule Harz das Diplomstudium „Business Administration and Tourism Management“ und startete danach ihre berufliche Karriere bei TUI im Yield Management, sowohl im Hotel- als auch im Flugbereich. Die dabei gesammelten Erfahrungen konnte Weddig bei ihrer einjährigen Tätigkeit 2013 bei der damaligen TUI Travel-Tochter PEAK Adventure Travel in Melbourne voll ausspielen (sie baute dort das bis dahin nicht vorhandene Yield Management auf), zeichnete nach ihrer Rückkehr als „Head of Pricing, Yield Mangement & Business Intelligence“ bei Club Robinson verantwortlich und wechselte im März 2015 als Head of Flight & Yield Management zu TUI Österreich nach Wien. Im Oktober 2015 wurde sie als COO (Chief Operation Officer) in die Geschäftsführung geholt.

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