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Der globale Markt für Freizeit-, Bildungs- und Feriencamps wird für heuer auf 48,5 Mrd. US-Doller geschätzt und dürfte bis 2029 um rund 5 % pro Jahr wachsen. Einen kleinen Teil dieses Kuchens schneidet sich das in Berlin ansässige, 2015 von Björn Viergutz gegründete Startup „Juvigo“ ab, das auf zwei Schienen fokussiert: Jugend- und Sprachcamps. Seit dem Vorjahr agiert Juvigo dabei nicht mehr nur als Vermittler, sondern auch als eigener Veranstalter, der heuer bereits rund 15 % zum Gesamtumsatz beisteuern soll (Vorjahr 7 %).
Begonnen hat die Liebe von Björn Viergutz zu Jugendcamps, wie er T.A.I. gegenüber ausführt, bereits im Alter von zarten 7 Jahren, als er erstmals eine Woche auf einem derartigen Lager zu Gast war. Mit 18 hatte er dann seine ersten Camps geleitet und sich noch während seines Wirtschaftsstudiums an der Humboldt Universität Berlin mit Juvigo selbständig gemacht.
Die Idee: Schaffung einer Online-Plattform, über die europaweit Kinder- und Jugendreisen gebucht werden können. Dadurch müssen User:innen nicht mehrere Webseiten durchforsten, sondern können gezielt auf einem einzigen Portal stöbern.
Angeboten werden mittlerweile Camps von weit mehr als 100 Veranstaltern (am Anfang waren es 10). Neben Deutschland ist Juvigo längst auch in den Niederlanden, in Belgien, Frankreich, Spanien, Portugal, Österreich, Italien und in der Schweiz verfügbar. Und nachdem sich (die mittlerweile insolvente) FTI Group während der Pandemie aus dem Sprachreisen-Business zurückgezogen hatte, startete Björn Viergutz wie erwähnt auch als Veranstalter durch. „Wir haben früher zwar auch viel LAL Sprachreisen gebucht, aber die FTI-Tochter LAL war ineffizient: Bei der gleichen Gästeanzahl wie Juvigo hatten die doppelt so viele Mitarbeiter:innen.“ Bei Juvigo sind es aktuell knapp 40.
„Wir sind einer der wenigen Anbieter von Sprachreisen, die das Sprach- und Aktivitätenprogramm mit einem Flug und Transfer paketieren und das zu Livepreisen“, so Björn Viergutz. Möglich macht dies „eine exklusive Schnittstellentechnologie mit einem Consolidator“.
An insgesamt 20 Standorten in Großbritannien, Irland, Deutschland, Frankreich, Spanien, Italien und auf Malta wurden von Juvigo für die Veranstaltertätigkeit Partnerschulen unter Vertrag genommen. „Das war wirklich ein cleverer Schachzug von Björn, wir sind sehr zufrieden damit und dehnen das auf einige europäische Märkte aus“, so der Senior Consultant von Juvigo Kai Sannwald.
Der geschäftsführende Gesellschafter des Mietwagenbrokers Sunny Cars fungiert auch als Investor bei Juvigo. Kennenlernt hatte er Björn Viergutz 2017 bei einem von VIR (Verband Internet Reisevertrieb) initiierten Startup-Wettbewerb (Juvigo ging damals als Sieger hervor). Viergutz hatte sich anfänglich gewundert („Was will der mit den Mietwagen, wir sind doch eine Jugendcamp-Plattform“), doch bald war klar, dass es zahlreiche Berührungspunkte gab, allen voran das „Rundum-sorglos“-Paket.
Dieses „Rundum-sorglos“-Paket gilt als Alleinstellungsmerkmal von Juvigo. Dabei handelt es sich um die einfache Buchung des All-Inclusive- Komplettpakets: Kund:innen können mit nur einem Online-Buchungsformular alles Nötige buchen – vom Flug über die Betreuung am Flughafen und den Flughafentransfer im Zielland bis hin zur Unterkunft mit Vollpension, Sprachunterricht, Aktivitäten und der Betreuung. Zusätzliche Ausflüge und Reiseversicherungen können einfach hinzugefügt werden.: „Dieses Rundum-Sorglos-Paket in Form einer Pauschalreise ist für die Verbraucher mit höchster Sicherheit verbunden.“
Was die Juvigo Sprachreisen noch besonders macht, ist ihr wettbewerbsfähiger Preis: Dank der direkten Zusammenarbeit mit den Sprachschulen, an die Juvigo hunderte Kinder aus ganz Europa schickt, entstehen hohe Buchungsvolumina, die wiederum günstige Einkaufspreise zur Folge haben. „Wir geben diesen Preisvorteil an unsere Kunden weiter“, so Björn Viergutz.
Bei Juvigo wurden bis Ende 2023 mit eigenveranstalteten Sprachreisen 7.000 Übernachtungen im Gesamtwert von rund 1,1 Mio. Euro gebucht. Dabei wurden etwa 55 % der Buchungen über die deutsche und 25 % über die französische Juvigo-Plattform getätigt. Die restlichen 20 % verteilen sich auf die übrigen 7 Länder, in denen Juvigo aktiv ist. Die durchschnittliche Reisedauer lag bei 11 Übernachtungen, der durchschnittliche Reisepreis bei knapp 1.800 Euro.
Insgesamt erreichte der Juvigo-Umsatz im Vorjahr 11,5 Mio. Euro (Steigerung von +15 %), es wurden knapp 140.000 Übernachtungen gebucht, bei einer durchschnittlichen Reisedauer von 8 Tagen und das zu einem durchschnittlichen Reisepreis von 585 Euro. Heuer sollen es laut Björn Viergutz mehr als 20.000 Gäste werden.
Wichtig ist für Björn Viergutz die Zusammenarbeit mit dem Vertrieb. „Sprachreisen sind beratungsintensiv“, weiß er aus eigener Erfahrung. Dazu kommt ein hoher Reisepreis von durchschnittlich 2.000 Euro. Reisebüros erhalten dadurch eine Provision von durchschnittlich 240 Euro, denn Juvigo zahlt für die eigenveranstalteten Sprachreisen ab der ersten Buchung eine Provision in Höhe von 12 % auf den Reisepreis ohne Flug. Björn Viergutz: „Unsere Sprachreisen sind bereits über kooperierende Reisebüros gebucht worden und schließen damit die Lücke, die LAL Sprachreisen hinterlassen.“
Erstellt am: 12. Juli 2024
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