Nachhaltigkeit

SAF ist nicht alles, aber es wirkt! „Nur so werden Flugreisen nachhaltig“

Print-Ausgabe 16. August 2024

Elisabeth Kneissl-Neumayer und Klaus Meisterl wollen den ökologischen Impact des Reisens weiter reduzieren (Bilder: © Kneissl Touristik, Austrian Airlines)

Die Kneissl Touristik hat als Reiseveranstalter seit einem Jahr bisher 300.000 Euro an die Lufthansa Group an CO₂-Ausgleich für ihre Kund:innen überwiesen

Sie gilt als Österreichs Vorreiterin bezüglich Ausgleich der CO₂-Emissionen ihrer Kund:innen: die Kneissl Touristik. Vor kurzem hat Elisabeth Kneissl-Neumayer die bereits dritte SAF (Sustainable Aviation Fuel)-Tranche innerhalb eines Jahres bei der Lufthansa Group bestellt: Nach den ersten 100.000 Euro im Sommer 2023 und einer weiteren SAF-Investition im selben Ausmaß heuer im Frühjahr wurden – da die beiden ersten Beträge komplett aufgebraucht waren – Anfang Juli zum dritten Mal 100.000 Euro an die Gruppe überwiesen, in Summe bisher also 300.000 Euro. Die Reaktionen ließen nicht lange auf sich warten. „So sollten alle Veranstalter handeln“, lautet ein Kommentar.

Laut Klaus Meisterl, Senior Director Sales Austria & Slovakia von Austrian Airlines, hat die Kneissl Touristik diesbezüglich eine Pionierrolle übernommen: „Das Unternehmen hat als eines der ersten richtig erkannt, dass unser Fokus nicht auf Kompensierung, sondern Reduktion von CO₂-Emissionen liegen muss. Nur so können wir Flugreisen tatsächlich nachhaltiger machen und unsere Ziele eines CO₂-neutralen Flugbetriebes bis 2050 erreichen.“

Elisabeth Kneissl-Neumayer sieht SAF als vernünftige Alternative zu Kerosin: „Wir haben uns nachhaltigen Luftfahrttreibstoff angesehen und dafür entschieden. Wir können dadurch etwas sauberer fliegen. Ohne Flug kommen wir nicht aus und die Welt wird nicht besser, wenn wir alle zuhause bleiben.“ Nachsatz: „Wir werden das weiter machen.“

Bei Kneissl Touristik sind die Kompensationen zu 100 % in die Preise inkludiert. „Wir sind anfänglich auf freiwilliger Basis gestartet, aber da kam nichts heraus“, so Elisabeth Kneissl-Neumayer: „Freiwillig macht das niemand!“ Jetzt wird bei jeder Reise nachgerechnet, wie groß der CO₂-Abdruck konkret ist. Die Kompensation dafür wird in den Endpreis einkalkuliert und unter den Leistungen ausgewiesen. „Ich habe das Gefühl, unsere StudienErlebnisReisen in dieser Form besser anbieten zu können. Der CO₂-Ausgleich ist für uns derzeit der einzige Weg.“

Wieso die Lufthansa Group? Deren Fluganteil liegt laut Elisabeth Kneissl-Neumayer bei der Kneissl Touristik bei ca. 65 %. „Ich bin Lufthansa minded“, lächelt sie. Von diesem rund zwei Drittel großen Anteil am Gesamtkuchen macht Austrian Airlines ca. 60 % aus und Lufthansa ca. 30 %. Die restlichen 10 % verteilen sich auf Swiss, SN Brussels etc.

Klaus Meisterl: „Unsere Touristikpartner:innen greifen auf das gesamte Lufthansa Group Netz für ihre Kund:innen zurück. Da wir unseren SAF-Einkauf als Konzern durchführen, können sich unsere Partner:innen daher auch für alle Flüge, die sie in unserem Netz anbieten, SAF bilanziell anrechnen lassen.“ Das müssen Meisterl zufolge nicht „zwingend Verbindungen ab und über Wien sein, sondern auch über weitere Drehkreuze im Konzern.“ Im Winter 2024/2025 etwa nimmt Austrian die Strecke Linz–Frankfurt wieder auf. Meisterl: „Wir sorgen so für eine optimale Umsteigeverbindung von Oberösterreich über das größte Lufthansa Group Drehkreuz.“

Fest steht, dass keine Betankung einzelner Flüge mit reinem SAF stattfindet, es wird als „Drop-in“-Kraftstoff beigemischt. Dieses „Blending“ (Vermischung von SAF und fossilem Flugkraftstoff) geschieht vor dem Transport zum Flughafen. Zwar wären theoretisch bereits Mischverhältnisse von 50 % möglich, doch werden global bei weitem nicht die dafür benötigten Mengen produziert. Laut IATA wurden 2023 nur rund 0,2 % des weltweiten Treibstoffbedarfs der Branche durch SAF abgedeckt. Der SAF-Anteil am Gesamttreibstoffbedarf der Lufthansa Group lag im Vorjahr ebenfalls bei rund 0,2 %, bei Austrian Airlines waren es mit 0,4 % doppelt so viel.

Für 2024 geht die IATA von einer Verdreifachung der weltweiten SAF-Produktion auf rund 1,9 Mrd. Liter aus, rund 0,53 % des Treibstoffbedarfs der Luftfahrt. Laut Meisterl fungieren die Lufthansa Group und Austrian Airlines bei der Abnahme als Vorreiter: „Wir arbeiten daran, unsere freiwillig eingesetzten SAF-Mengen Jahr für Jahr zu steigern.“ Ab 2025 greift zusätzlich eine verpflichtende Beimischung mit zunächst 2 % von SAF für alle aus der EU abgehenden Flüge. Meisterl: „Damit werden sich hoffentlich die produzierten Mengen und auch der Preis auf einem marktfähigen Niveau einpendeln.“ Der Anteil ist also noch minimal, die Wirkung aber umso größer: Im Vergleich zu herkömmlichem Kerosin sind es bei SAF aus biogenen Reststoffen (also jene, die von Austrian Airlines eingesetzt werden) rund 80 % an CO₂, die eingespart werden. Die Lufthansa Group ist zudem eine der größten SAF-Abnehmer weltweit.

Dem jüngsten, im Juni publizierten SAF-Marktausblick von SkyNRG (das niederländische Unternehmen hat sich auf Produktion und Vertrieb von SAF spezialisiert) zufolge geht die Airlines-Vereinigung A4E (Airlines for Europe) davon aus, dass die Branche jene Grenzwerte einhalten dürfte, die von der EU im Zuge der Initiative „ReFuel EU“ festgelegt wurden. Ab 2030 muss demnach 6 % des in Europa verwendeten Flugkraftstoffs SAF sein.

Was passiert mit den übrigen Transportwegen, die Kneissl Touristik anbietet? „Bei uns wird jeder Transfer mit Bus oder Bahn, jeder Flug, jede Schiffspassage jedes Kunden bei jeder Reise CO₂-kompensiert“, so Elisabeth Kneissl-Neumayer. In Summe belief sich die gesamte Ökoabgabe bei Kneissl 2023 auf 242.474 Euro, von denen 100.000 der Lufthansa Group zu Gute kamen. Der Rest floss an die Kompetenzstelle „Die GradWanderer“ der BOKU Wien (Universität für Bodenkultur).

Der Grund: In Zusammenarbeit mit Kneissl werden von der BOKU Klimaschutzprojekte in Afrika, Asien sowie in Lateinamerika entwickelt, finanziert und betrieben. Der größte Teil (ca. 90 %) der Kompensationsgelder kommt dem jeweiligen Klimaschutzvorhaben zu Gute, 10% fallen für Verwaltung und Ausschreiben neuer Projekte an. Elisabeth Kneissl-Neumayer: „Von 2019 bis Mitte 2023 haben wir mit den Geldern unserer Kund:innen aus der CO₂-Kompensation das Projekt ‚Sauberes Trinkwasser in Soroti, Uganda‘ mitfinanziert. Alleine im ersten Halbjahr 2023 wurden von uns 142.474 Euro der Projektfinanzierung zur Verfügung gestellt.“

Derzeit evaluiert die BOKU, wie künftig die CO₂-Kompensationen eingesetzt werden. Rund 75.000 Euro der Kneissl Touristik stehen deshalb bereits für das ebenfalls von der BOKU gestartete Projekt im Südsudan bereit. Bis 2028 soll dieses auch wissenschaftlich begleitete Projekt – es geht um nachhaltige Ziegelproduktion sowie energieeffizientes Kochen – eine entscheidende Emissionsreduzierung erreicht werden. Für Klaus Meisterl ist klar: „Unvergessliche Reisen und Momente zu bieten geht eben nur, wenn wir den ökologischen Impact des Reisens reduzieren. Wir setzen darauf, dass dem Beispiel von Kneissl Touristik viele weitere Reiseveranstalter folgen werden.“

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