Print-Ausgabe 12. Juli 2024
Laut Alexander Panczuk werden in naher Zukunft über 500 Landwirte mit Lebensmittelproduktionseinheiten unterstützt (Bild: © tuicarefoundation.com)
Die Inseln der Süd-Ägäis haben zusammen mit Rhodos eine Vorreiterrolle in Sachen Nachhaltigkeit übernommen – als Partner mit dabei ist die TUI Care Foundation
Es sind drei kleine abgelegene Inseln in der Süd-Ägäis, die im Schatten ihrer großen Schwestern stehen, aber alle etwas gemeinsam haben: Ehrgeizige Ziele in den Bereichen Umweltschutz, Nachhaltigkeit und Innovation. Die Rede ist von Astypalaea, Chalki und Tilos. Begonnen hatte alles während des ersten Lockdowns im Mai 2020, als Griechenland sein erstes Umweltgesetz verabschiedete. Zwei Jahre später wurde gesetzlich der Ausstieg von Kohlekraftwerken bis 2028 festgelegt. Im Jahr 2030 sollen – der EU entsprechend – die Treibhausgasemissionen um mindestens 55 % gegenüber 1990 gesenkt werden, bis 2040 um 80 %, bevor bis 2050 netto null Emissionen erreicht werden. Ebenfalls Anfang 2022 wurde von der TUI Group gemeinsam mit der Regierung der südlichen Ägäis das „Co-Lab Rhodos“ ins Leben gerufen. T.A.I. hat sich jetzt schlau gemacht, was bislang erreicht wurde, ergänzt um die größte der Dodekanes-Inseln Rhodos.
Zunächst zu Astypalaea. Das schmetterlingsförmige Eiland ist auf bestem Wege, die erste intelligente und nachhaltige Insel im Mittelmeer zu werden. Möglich macht dies eine öffentlich-private Partnerschaft zwischen dem griechischen Staat, der Region Süd-Ägäis und dem VW-Konzern. Mit Unterstützung der EU wird dabei ein Pilotprojekt realisiert, das Astypalaea zu einem Modell für E-Mobilität und erneuerbare Energien macht. Bislang wurden seit dem Start 2020 kostenlose öffentliche Ladestationen für Elektro-Fahrzeuge errichtet und E-Mobilitätsdienste eingeführt. Die Einwohner:innen erhalten Zuschüsse für den Kauf eines E-Fahrzeugs.
Besonders erfolgreich war die im Vorjahr erfolgte Einführung von On-Demand-Bussen (in seinen ersten 150 Tagen hat AstyBus 24.370 Fahrten durchgeführt) und Sharing-Diensten (AstyMove-App für die Miete von E-Autos, E-Bikes oder E-Scooters). Heuer steht die Eröffnung eines hybriden Energiesystems auf dem Programm, das aus einem Solarpark mit 3,5 Megawatt Leistung pro Jahr und einem Batteriespeichersystem bestehen wird. Der Solarpark soll in Zukunft 100 % des Energiebedarfs für die E-Mobilität und bis zu 60 % des allgemeinen Energiebedarfs der Insel decken. Bis 2026 soll das Energiesystem weiter ausgebaut werden und in der Endausbaustufe mindestens 80 % des gesamten Energiebedarfs decken. Bislang wird die Insel hauptsächlich mit Strom aus Dieselgeneratoren versorgt, die bis zu 5.000 Tonnen CO2 pro Jahr ausstoßen.
Chalki an der Westküste von Rhodos gilt als erste Öko-Insel Griechenlands und als Vorzeigemodell für Netto-Null-Emissionen. 2021 startete dort eine Kreislauf-Wirtschaftsinitiative, die sich auf die Dekarbonisierung und den Übergang zu grüner Energie konzentriert. Ziele sind die Nutzung erneuerbarer Energiequellen, eine nachhaltige Wasser- und Abfallwirtschaft, die Einführung der Elektromobilität und die Umwandlung der Landwirtschaft und des Tourismus in „grüne“ Sektoren. Dank des Programms „GR-eco Insel“ gilt Chalki als einer der wenigen Orte der Welt, die bereits heute einen Null-CO2-Fußabdruck aufweisen (die Menge aller Treibhausgasemissionen wird durch klimaschonende Maßnahmen ausgeglichen). Es wurde u.a. ein 1 Megawatt (MW)-Photovoltaik-Kraftwerk errichtet, ebenso intelligente Straßen- und Gebäudebeleuchtungen, E-Fahrzeuge eingeführt und das Aufladen mobiler Geräte über intelligente Zähler ermöglicht.
Tilos wiederum ist seit einem Jahr die weltweit erste Insel mit einer Null-Abfall-Zertifizierung. Ergebnis: Seit 2021 wurde innerhalb von nur zwei Jahren unter dem Motto „Just Go Zero Tilos“ die Deponieabfallquote von 87 % auf null reduziert. Im Rahmen des Programms werden alle Abfälle gesammelt und nach den Grundsätzen der Kreislaufwirtschaft wiederverwendet. Nicht wiederverwertbare Stoffe werden in Energie umgewandelt, organische Abfälle zu Düngemitteln verarbeitet. Einheimische können über eine Handy-App die Recyclingmaßnahmen überwachen. Alte Kleidung, Geräte und Möbel kommen ins „Creative Recycling Center“.
Heute hat die Recyclingquote bereits 90 % erreicht (der EU-Durchschnitt liegt bei etwa 40 %). Bis 2025 sollen 20 % weniger Abfall produziert, 30 % weniger Plastik verwendet und 90 % mehr Abfall verwertet werden. Das Pilotsystem von Tilos wird durch ein hybrides System zur Erzeugung von Solar- und Windenergie ergänzt, das den Bedarf der auf Tilos liegenden Hafenstadt Livadia deckt.
Bleibt Rhodos, die mit zuletzt rund 2,7 Millionen Gästen zweitgrößte griechische Insel nach Kreta. Als Sitz der Regierung der südlichen Ägäis und des gemeinsam mit der TUI Care Foundation ins Leben gerufenen „Rhodos Co-Labs“ soll ein ganzheitliches nachhaltiges Geschäftsmodell entwickelt werden. Die drei Hauptsäulen konzentrieren sich auf die Regeneration der natürlichen Umwelt, die Verbesserung der sozialen Entwicklung und des kulturellen Erbes sowie die Förderung eines integrativen Wirtschaftswachstums im Tourismus. Innerhalb dieser Säulen gibt es sechs strategische Prioritäten und 26 Maßnahmen. Das erklärte Ziel ist es, Rhodos bereits 2030 klimaneutral zu machen, 20 Jahre vor dem nationalen Ziel sowie jenem der Europäischen Union.
Erst heuer im Frühjahr wurde von der Rhodes Hotel Association (RHA) das Programm „The Rhodes Co-Lab Sustainable Destination“ beschlossen, in dessen Rahmen nachhaltige Praktiken zertifiziert werden. Das Umweltzeichen und ein Leitfaden mit Best Practices sollen bis Ende des Jahres veröffentlicht werden. Damit nicht genug, werden in den nächsten drei Jahren laut Alexander Panczuk, Executive Director der TUI Care Foundation, durch die Aktion „TUI Field to Fork Greece“ über 500 Landwirte (darunter 200 auf Rhodos) mit lokalen Lebensmittelproduktionseinheiten und Hotels auf Kreta sowie Rhodos unterstützt. Die Initiative soll zur Wiederherstellung und nachhaltigen Bewirtschaftung von rund 300 ha Land führen.
„Das TUI Field to Fork Greece Projekt hat enormes Potenzial, um einen Wandel in der Landwirtschaft auf Kreta und Rhodos zu bewirken. Wir unterstützen lokale Landwirte bei der Umstellung auf regenerative Praktiken, fördern mehr Nachhaltigkeit in der Lebensmittelproduktion und schaffen einen Multiplikatoreffekt für die gesamte Region. Diese Initiative hat weitreichende Auswirkungen – nicht nur für die lokalen Gemeinden, sondern auch für den Tourismussektor insgesamt. Sie ist ein wichtiger Schritt auf dem Weg zu einer resilienten und nachhaltigen Zukunft für diese wunderschönen Inseln“, berichtet Alexander Panczuk.
Erstellt am: 12. Juli 2024
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