ABTA (Austrian Business Travel Association)

Präsident Roman Neumeister: „Nur gemeinsam können wir etwas erreichen“

Print-Ausgabe 15. April 2022

„Wir wollen in den Bundesländern viel aktiver werden“, so der neue ABTA-Präsident Roman Neumeister (Bild: © ABTA)


 

Der Travel Officer der OSCE hat als ABTA-Präsident viel vor, wie er T.A.I. gegenüber betont – die internationale Erfahrung und Vernetzung kommt ihm dabei zugute

Die Pandemie hat dem Geschäftsreisesektor zugesetzt, wie kaum einer anderen Branche. Inlandsreisen befinden sich weltweit auf einem Niveau von rund 67 % im Vergleich zu vor der Pandemie, die internationalen Trips halten weltweit bei 29 % des Vorkrisenniveaus und beides zuletzt wieder mit Abwärtstrend, wie aus der jüngsten Umfrage der GBTA (Global Business Travel Association) hervorgeht. Es sind also Zeiten großer Veränderungen. Österreich bildet da keine Ausnahme, wie der jüngst erfolgte Verkauf der Geschäftsreisesparte der Verkehrsbüro Group an BTU (Business Travel Unlimited) verdeutlicht. Und auch im Geschäftsreiseverband ABTA stehen die Zeichen auf Neuerung.

Verantwortlich dafür ist die Mitte März erfolgte Neuwahl des Vorstands, die dem Verband mit Roman Neumeister einen neuen Präsidenten brachte. Der Travel Officer der OSCE (Organization for Security and Cooperation in Europe) ist Nachfolger des in den Ruhestand getretenen Andreas Gruber (bislang Travel Manager bei Siemens). Mit Sabine Toplak (Vice President Corporate Sales & Trademarketing Northern Europe ACCOR Hotels) und Angela Lille (Head of HR-Systems and Travel Management Erste Group) stehen ihm zwei starke Vizepräsidentinnen zur Seite. Der frühere Hotel- und spätere Delta Air Lines-Manager Roman Neumeister war ab November 2001 Global Supplier Contracting Manager bei Hewlett Packard, gefolgt von 13 Jahren als Travel Officer bei der Weltbank in Washington. Seit Sommer 2020 leitet er bei der OSCE in Wien deren Travel Management. Was Roman Neumeister bewog, die ABTA-Präsidentschaft zu übernehmen und wie er die Zukunft des Geschäftsreisesektors bzw. des Travel Managements sieht, darum ging es in einem Interview mit T.A.I.

T.A.I.: Für viele kam Ihre Wahl zum ABTA-Präsidenten überraschend. Können Sie uns ein wenig darüber erzählen, wie es dazu kam?

Neumeister: „Ich bin seit Mitte 2020 durch die OSCE als Mitglied zur ABTA gekommen und langsam hineingewachsen. Peter Tolinger (Anm.d.Red.: bis vor kurzem Managing Director der Verkehrsbüro Business Touristik, künftig BTU) ist an mich herangetreten, um in der neuen Funktionsperiode für den Vorstand zu kandidieren. Sabine Toplak hat mich dann gebeten, das Amt des Präsidenten zu übernehmen. Ich habe die Genehmigung der OSCE eingeholt, der Rest ist bekannt.“

T.A.I.: Eine Ihrer ersten Maßnahmen war es, jedem Firmenmitglied eine GBTA-­Membership zu geben, mit der es an GBTA-Webinaren teilnehmen kann und vom GBTA-Hub profitiert. Wie kam das zustande?

Neumeister: „Die Verbindung zur GBTA gab es schon vor meiner Zeit, allerdings möchte ich die Zusammenarbeit noch verstärken und vor allem deren Ressourcen unseren Mitgliedern nahebringen. Wir planen auch eine enge Zusammenarbeit mit der neuen in Brüssel ansässigen Lobbying Organisation BT4Europe (European Network of Business Travel Associations). Die ABTA ist eines ihrer Gründungsmitglieder.“

T.A.I.: Der Geschäftsreisesektor befindet sich in einem großen Umstrukturierungs-Prozess. Hat die Funktion des Travel Managers überhaupt noch eine Zukunft?

Neumeister: „Ich denke schon. Travel Manager haben in ihren Unternehmen nach wie vor ihren Stellenwert. Es braucht betriebswirtschaftlich Struktur und Organisation. Das Travel Management ist in den letzten zwei Jahrzehnten viel digitaler geworden. Das betrifft den ganzen End-to-End-Prozess vom Beginn der Reise bis zur Kostenabrechnung. Da geht’s um den Zeitfaktor. Heute braucht man durch Lösungen, wie das bei der OSCE verwendete Tool Notilus, 8 Minuten von der Planung einer Reise bis zur Buchung. Früher waren dafür ein bis zwei Tage notwendig. Alles wird in Notilus eingespielt, von den Kosten des Trips und der Agency bis zu den sonstigen Ausgaben. Das Approving erfolgt rasch und nach der Rückkehr werden die tatsächlichen Ausgaben eingegeben. Alles wird an den Financer geschickt und prompt bezahlt.“

T.A.I.: Wie stark haben sich Ihrer Erfahrung nach die Ausgaben für Geschäftsreisen durch die Pandemie reduziert?

Neumeister: „Wenn es viel ist, liegen die aktuellen Ausgaben bei 10 % bis 15 % des Vorkrisenniveaus von 2019. Mittel- bis langfristig glaube ich, dass wir – etwa im Falle der OSCE – bei rund 80 % des früheren Volumens bleiben werden.“

T.A.I.: Welche Maßnahmen planen Sie für die ABTA?

Neumeister: „Wir wollen in den Bundesländern viel aktiver werden, zum Teil durch Online-Zusammenkünfte, aber auch Live-Veranstaltungen. So wird die Business Travel Lounge am 2. Juni in Salzburg vom Airport Salzburg initiiert. Für mich ist auch wichtig, dass es keinen Unterschied mehr zwischen Suppliers, wie Airlines oder Hotels, und Corporates gibt. Nur gemeinsam können wir etwas erreichen. Wir sind gleichgestellte Partner. Nur so funktioniert’s!“

T.A.I.: Wie steht es um das Anwerben neuer Mitglieder?

Neumeister: „Das ist besonders wichtig. Wir gehen aktiv an dieses Thema heran. Die vereinfachte Mitgliederstruktur wird uns dabei helfen. Neben Suppliers und Corporates stehen wir für Mitgliedschaften von Vielfliegenden und auch von kleinen Firmen ohne Travel Management offen!“

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